Verliebt in Monte Carlo
dem geplanten Flug morgen früh erzählt. Und warum auch? Sie konnte ihn ohnehin nicht begleiten. Nur, warum fühlte er sich so verflixt schuldig deswegen? Nie zuvor hatte er das Bedürfnis verspürt, seine Pläne und Unternehmungen irgendeiner Frau mitzuteilen, oder sich womöglich noch rechtfertigen zu müssen.
Gerade als er sein Büro verlassen wollte, wurde Caleb von einem jüngeren Mitarbeiter aufgehalten. „Mr. Cameron, ein paar von uns wollen noch einen Feierabenddrink an der nächsten Ecke nehmen. Haben Sie nicht Lust, uns dabei Gesellschaft zu leisten?“
Auch das wäre für Caleb bisher nie infrage gekommen. Heute zögerte er nur kurz, bevor er nickte. „Okay, warum nicht“, murmelte er und versuchte, das überraschte Lächeln des jungen Mannes zu übersehen.
Viele Stunden später schloss er leise die Tür zu seinem Apartment auf und sog wie immer als Erstes den leichten Hauch von Maggies blumigem Parfüm ein, der in der Luft lag, seit sie hier eingezogen war. Alles um ihn herum war dunkel und still.
Caleb hatte sich aufrichtig bemüht, so lange wie möglich in der schummerigen Bar auszuharren, fühlte sich aber schnell gelangweilt von der oberflächlichen Konversation, obwohl … oder gerade weil die jungen Männer ihr Bestes versuchten, ihn zu beeindrucken, und die Frauen ihm wie gewohnt versteckte Avancen machten.
Seufzend hängte Caleb seinen Mantel auf und schlich auf leisen Sohlen ins Schlafzimmer, um Maggie nicht aufzuwecken … aber das Bett war leer. Caleb fühlte einen schmerzhaften Druck in seiner Brust, während er von einem Zimmer ins andere lief, ohne auch nur eine Spur von Maggie zu entdecken. Wo konnte sie nur sein?
Vielleicht war sie ja auch nur ausgegangen … ins Kino oder in eine Bar, auf der Suche nach Gesellschaft?
Warum war er nicht seinem Instinkt gefolgt und gleich nach Hause gegangen? Was hatte er eigentlich zu beweisen versucht, mit seinem albernen Ausflug in die nächtliche Szene? Und wem? Maggie oder sich selbst?
Caleb hielt den Telefonhörer schon in der Hand, als sein Blick von einem schwachen Lichtschein angezogen wurde, der durch eine der hohen Glastüren ins Innere der Wohnung drang. Seit es wärmer geworden war, hatten Maggie und er die Terrasse mehr und mehr wie ein zusätzliches Wohnzimmer benutzt. Morgenkaffee, Frühstück am Wochenende …
Ihm gefiel das alles viel besser, als er es je gedacht hätte. Allein der Gedanke an Häuslichkeit hatte ihm bisher immer äußerstes Unbehagen verursacht, aber Maggie war die erste Frau, mit der er am liebsten jede Minute des Tages verbracht hätte.
Nur hatte er sich das bisher nicht eingestehen können.
Als er behutsam die hohe Glastür aufschob und nach draußen trat, empfing ihn eine angenehm kühle, frische Brise. Von unten drang gedämpfter Verkehrslärm herauf, die Stadt im Hintergrund glitzerte vor Tausenden von Lichtern, und da war Maggie …
Zusammengerollt auf einer der komfortablen Liegen, in einem gemütlichen Jogginganzug und halb zugedeckt mit einem leichten Wollplaid, neben sich ein Glaswindlicht und eine Tasse mit irgendetwas. Sie schlief tief und fest.
Und plötzlich stand Caleb glasklar vor Augen, was ihn von Anfang an irritiert hatte. Nicht einmal hatte er Maggie in einem ähnlichen Aufzug gesehen wie an jenem Abend vor gut sechs Monaten. Tagsüber bevorzugte sie offenbar eine schlichte, eher zeitlose Garderobe, ihre Abendkleider waren zwar elegant, wirkten aber nie aufreizend oder billig, und ein-, zweimal hatte er sie sogar in bequemen alten Jeans und schlichtem T-Shirt angetroffen, wenn er überraschend nach Hause gekommen war. Aber immer passte ihr Outfit in Stil und Farbe zu ihrem Typ und erinnerte nicht im Entferntesten an jenes unaussprechliche Fähnchen, das sie im Hotel in London trug.
Aber es gab auch noch andere Sachen, die ihn verunsicherten. Warum rief sie ihn nicht mindestens zehn Mal am Tag an, um sich zu vergewissern, ob er sie noch begehre, so wie seine Geliebten vor ihr? Warum rümpfte sie ihre Nase, wenn er sie in das neueste Restaurant der Stadt zu entführen versuchte, und wollte lieber zu Hause essen? Warum entlockten ihr die kostbaren Juwelen, mit denen er sie überhäufte, ein Stirnrunzeln anstatt Begeisterungsstürme?
Das machte alles keinen Sinn. Doch angesichts des brennenden Verlangens, das ihn beim Anblick ihrer zarten Gestalt zu überwältigen drohte, rückten alle unbeantworteten Fragen in den Hintergrund.
Ganz tief beugte sich Caleb hinab und küsste Maggie
Weitere Kostenlose Bücher