Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
ebenso. Ich war dem Weinkellner für das großzügig eingeschenkte Glas dankbar.
»Komm schon, Coco«, bat ich und trank einen Schluck. »Hilf mir doch mal.«
»Ist es … Gaudí?«, fragte sie.
Andrew klatschte in die Hände und riss dabei die Weinflasche um. Die blutrote Flüssigkeit schwappte mitten über meine neue Seidenbluse.
»Verflucht!«, rief er, griff nach seiner Serviette und zielte damit auf meine Brüste. »Das tut mir so leid. Kann ich dir zur Hilfe …«
»Schon gut.« Ich winkte derart lässig ab, dass es mich selbst überraschte. »Bitte, mach dir keine Gedanken deswegen.«
Während Coco ihre Mutter anstarrte, erinnerten mich ihre hochgezogenen Augenbrauen daran, dass dies die Frau war, die ein Heidengeld für Klamotten ausgab.
Ich wusste sofort, was Coco dachte, denn ich dachte dasselbe: Mit unseren Eltern war irgendwas im Busch.
»Woher kennt ihr zwei euch eigentlich?«, fragte ich.
»Genau, was geht da ab bei euch beiden?«, schickte Coco sofort hinterher.
»Ich hab doch Solange geholfen«, sagte Cocos Mom. »Die Eröffnung in Madrid, für die ich das Catering gemacht habe? Andrew hat die Ausstellung gestaltet.«
»Webb, du erinnerst dich doch an die Kekse und den Butterkuchen, die bei der Gala gereicht wurden?«, meinte Dad an mich gewandt.
»Ja?«, sagte ich wachsam. Denn ich hatte keinen Schimmer, wovon er redete.
»Die hat Daisy gebacken.«
Der Ober kam, um unsere Bestellung aufzunehmen. Ich schaute in die Speisekarte, doch sie hatte sich in ein Gemälde von Hieronymus Bosch verwandelt – voll von winzigen, enthemmten Gestalten, die zu einem einzigen menschlichen Knäuel verflochten waren.
Webb versuchte offenbar gerade, sich einen Reim auf alles zu machen – genau wie ich. Wenn meine Mom und sein Dad einander kannten, wussten sie dann auch von uns ?
Das konnte aber nicht sein. Denn Mom benahm sich total zuckersüß – und das wäre ganz sicher nicht der Fall gewesen, wenn sie wüsste, dass ich Übelkeit vorgeschoben hatte, um nicht mit nach Madrid zu müssen.
Ich betrachtete sie genauer. Ihr Blick war an Webbs Dad wie festgesogen. Sie lachte und klimperte mit den Wimpern wie eine Zeichentrickfigur.
Da traf es mich wie ein Schlag: War dieser alte Typ mein Vater ? Ich verschluckte mich hustend an meinem Wasser.
»Schatz, alles in Ordnung?«, fragte Mom.
»Danke, ja. Bestens.«
Ich hatte immer angenommen, mein Dad wäre Franzose. Aber vielleicht war er ja Amerikaner. Warum sollte ein Meisterkoch, der vor neunzehn Jahren in Paris gearbeitet hatte, nicht auch Amerikaner sein?
Ich holte tief Luft. »Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?«
Webbs Dad sah Mom an und lächelte. Mir stockte das Herz. Um gleich wieder aufgeregt zu schlagen.
Augenblick mal. Wenn Webb wusste, dass sein Dad auch mein Dad war, würde das erklären, warum er keinen Tantrasex mit mir hatte haben wollen. Ich war seine Schwester!
Oh. Mein. Gott! Das war ja wie eine abgefahrene Neuausgabe von Ein Zwilling kommt selten allein !
»Wir haben uns Dienstagabend kennengelernt«, sagte Mom.
Scheiße.
Das Essen traf ein und war auch bestimmt köstlich. Doch ich hatte keinen Appetit. Jedenfalls nicht auf Essen.
Ich konnte meine Augen nicht von Daisy losreißen. Selbst in ihrer weinbekleckerten Bluse sah sie blendend aus. Auch Webb schien sie zu mögen.
»Wissen Sie, wie man Crème brûlée macht?«, fragte er beim Nachtisch.
»Sicher.« Während Daisy anfing, Webb den Vorgang äußerst anregend (»Mit dem richtigen Werkzeug ist es ganz leicht«) zu schildern, konnte ich nicht anders, als unter den Tisch langen und meine Hand auf ihr Knie legen. Sie guckte überrascht, aber auch erfreut.
»Crème brûlée ist ein Dessert, das man sehr effektvoll am Tisch servieren kann«, meinte Daisy gerade. »Solange man die Gäste nicht in Brand steckt.«
»Ist das schon mal vorgekommen?«, fragte Webb mit merkwürdiger Verzückung im Blick.
Bitte gib nichts drauf, dass mein Sohn von Feuer fasziniert ist, dachte ich. Eigentlich ist er komplett harmlos.
»Nein«, antwortete Daisy. »Aber mit dem Brenner muss man vorsichtig sein. Nicht wahr, Coco?«
»Mom meint wohl den Tag, als ich beinahe unser Haus abgefackelt hätte. Ich wollte ein flambiertes Omelett backen.«
»Du kannst flambiertes Omelett backen?«, fragte Webb. »Mit Flammen und allem?«
Bitte hör auf, dich wie ein Pyromane aufzuführen, Webb.
»Tja«, sagte Coco. »Ist nicht so schwer.«
»Im Ernst?«
»Coco, warum mailst du Webb nicht das
Weitere Kostenlose Bücher