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Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Klise
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dachte ich.
    Atmen. Ein. Aus. Ein. Aus.
    »Zeit zu gehen, Coco«, sagte ich und stand auf.
    Es ist kein Herzanfall, sagte ich mir. Nur ein Beklemmungsgefühl. Und Beklemmungsgefühle sind nichts als unterdrückte Wut.
    »Wartet«, bat Webb und sah sich im Restaurant nach seinem verschwundenen Vater um. »Könnt ihr nicht warten, bis mein Dad …«
    »Nein. Wir gehen.«
    Auf wen bist du wütend?, hätte Nancy jetzt gefragt. Aber ich war nicht wütend! Ich war bloß müde. Ich hatte diese ganze verdammte Sache satt.
    »Wo übernachtet ihr denn?«, fragte Webb. »Wir könnten uns vielleicht das Taxi zurück teilen. Ich glaube, Dad bezahlt nur eben die Rechnung.«
    »Dann richte ihm unseren Dank aus«, blaffte ich ihn an. »Komm schon, Coco. Los jetzt.«

Dad sah furchtbar elend aus, als er an den Tisch zurückkam.
    »Au weia, ist dir schlecht geworden?«, fragte ich.
    »Nein. Wo sind denn …«
    »Die sind gegangen. Ich soll dir von Daisy ausrichten, dass sie sich für den Abend bedankt.«
    Ich verschwieg, wie sie’s gesagt hatte. Mir fehlte der Mut zu beichten, dass ich ihm die Tour bei dieser Frau, die er offensichtlich mochte, komplett vermasselt hatte.
    Ich war mir ziemlich sicher, was da gelaufen war. Als Coco und ich zum Schein unsere Mail-Adressen austauschten – als wäre mir CocoChi@com nicht geradezu aufs Gehirn tätowiert –, muss Coco ihrer Mom den »Nichts wie raus hier«-Blick zugeworfen haben.
    Spätestens in der achten Klasse war mir klar geworden, was Mädchen alles an geheimen Codes und Blicksignalen drauf hatten. Vermutlich hatte Coco ihrer Mom das »Falls du denkst, mit diesem Typen würde ich jemals ausgehen, bist du wahnsinnig«-Zeichen gegeben.
    Was immer die genaue Botschaft war, sie waren fort. Und es nahm Dad übel mit.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Ist nicht deine Schuld.«
    Und wie es meine Schuld ist, wollte ich sagen. Könnte ich ihm doch die ganze Geschichte erzählen, aber das ging nicht. Es würde zu lange dauern und ihn nur wütend machen. Jetzt kam’s eh nicht mehr drauf an, denn ich hatte es einfach vermurkst.
    Daisy war übrigens verdammt hübsch, wie ihre Tochter. Coco sah sogar noch hübscher aus als in Paris. Sie war auch witziger. Und nachdem wir den Wiedersehensschreck verdaut hatten, kam es mir so vor, als würde es bei uns ganz gut laufen.
    Ein klarer Irrtum meinerseits.
    Also hatte ich es nicht nur mit Coco völlig verpatzt, sondern überdies noch Dads Chancen bei Cocos Mom verdorben.
    Ich Vollidiot.

»Mom«, wiederholte ich zum zehnten Mal im Taxi auf dem Rückweg zum Hotel. »Was hab ich getan? Sag mir einfach, was ich falsch gemacht habe. Würd ich gern wissen, echt jetzt.«
    »Es geht echt jetzt ausnahmsweise nicht um dich«, sagte sie, den Blick starr durch ihre Seitenscheibe gerichtet. »Ich weiß, du wirst es kaum glauben, aber es ist wahr. Die Welt dreht sich nicht um dich.«
    Aha. Offensichtlich nahm sie mir übel, dass ich mit Webb geflirtet hatte. Total offensichtlich. Ein Teil von mir wollte ihr die ganze blöde Geschichte erzählen, damit sie erfuhr, dass ich ihn schon kannte und wir nur rumgealbert hatten. Bloß hätte ich dann ihren Ärger darüber, woher ich ihn kannte, am Hals.
    Den Rest der Strecke schwiegen wir.
    »Hat Webb nicht gesagt, ihr Flug nach Chicago geht siebzehn Uhr von Paris ab?«, fragte Mom, als wir die Hotellobby betraten.
    »Doch, glaub schon. Warum?«
    »Ich muss was ändern«, verkündete Mom. Sie marschierte schnurstracks zum Empfangstresen und traf Anstalten, um unseren Rückflug umzubuchen.
    »Mom«, sagte ich, so ruhig ich konnte. »Meinst du nicht, dass du ein ganz klein wenig überreagierst?«
    »Nein«, erwiderte sie bockig.
    »Schön«, gab ich zurück. »Wie du willst. Leg ruhig einen voll peinlichen Trotzanfall hin, bloß weil der Arme kein Mailkonto hat. Ich sag’s dir echt ungern, aber du bist selber keine Leuchte, was digitale Kommunikation betrifft. Bis heute brauchst du ewig, um eine SMS zu tippen, und ich hab schon gesehen, dass du E -Mails komplett in Großbuchstaben geschrieben hast, was echt ziemlich unhöflich rüberkommt.«
    Mom drehte sich zu mir um. Der Rotweinfleck auf ihrer Bluse sah aus, als stammte er von einem Einschuss.
    »Unhöflich?«, fragte sie. »Du hast die Frechheit, mich als unhöflich zu bezeichnen?«
    »Und ob«, setzte ich an. »Weil …«
    »Geh rauf aufs Zimmer«, sagte sie. »Ich mag mich jetzt nicht mit dir abgeben.«

Hätte ich ihr doch bloß in der Bar nach der Ausstellungseröffnung

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