Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Gesichtsausdruck auf die Servietten.
»Hier gefällt’s mir jetzt schon«, sagte Daisy mit bewunderndem Blick auf die Natursteinwände. »Hmmm, riecht ihr den Knoblauch?«
»Ich war ziemlich unsicher, welches Restaurant ich für uns wählen sollte«, gestand ich. Dann wandte ich mich an Webb. »Daisy ist Chefköchin in Chicago. Und wie ich aus zuverlässiger Quelle weiß, die beste der Stadt.«
Daisy lächelte bescheiden. Sie sah in ihrer cremefarbenen Bluse hinreißend aus. Seidenblusen gehörten offenbar zu ihrer Grundausstattung. Ich fand es wunderbar, dass sie mit leichtem Gepäck reiste. Meine Gedanken eilten voraus zu den gemeinsamen Reisen, die wir unternehmen könnten. Rom. Edinburgh. Prag. Tokio.
»Ich werde etwas Hilfe beim Übersetzen brauchen«, meinte Daisy, als sie die Speisekarte aufklappte. »Ich erkenne ja nicht mal die einzelnen Wörter. Ist das Spanisch?«
»Katalanisch«, sagte ich. »Webb kann das besser als ich. Er hat es sich ein paar Jahre lang selber beigebracht. Nicht wahr, Webb?«
Keine Antwort.
»Und dieses Restaurant ist wirklich toll«, sagte ich. »Gehört zu unseren Lieblingslokalen, würde ich sagen. Du nicht auch, Webb?«
Noch immer keine Antwort. Ich hätte ihn am liebsten gewürgt.
Bemüh dich! Such Anschluss! Bring dich in die Unterhaltung ein. Tu einfach so, als würdest du diesen Leuten im Internet begegnen. Aber komm aus dir raus, Himmel noch mal!
Ich bestellte für Daisy und mich eine Flasche Rotwein. »Die Meeresfrüchte hier sind köstlich«, sagte ich. »Magst du Meeresfrüchte, Coco? Möchte wetten, du hast einen feineren Gaumen als die meisten deiner Mitschüler.«
Auch von ihr keine Antwort.
Dieser Abend versprach einige Längen zu bekommen.
»Coco«, sagte ich bemüht freundlich, um nicht so zu klingen, wie mir zumute war. »Andrew hat dir eine Frage gestellt. Nach deinem Gaumen.«
»Bitte was?«
Warum stellte sie sich so dusselig an? Gewöhnlich ist sie in Höchstform, wenn sie Zuhörer hat. Warum also lieferte sie das nicht für Andrew und seinen bezaubernden Sohn ab?
»Deinem Gaumen«, wiederholte ich. Ihr war klar, was damit gemeint war. Sie gab sich einfach keine Mühe. Vielleicht hätte ich ihr sagen sollen, das hier sei ein Date. Mein Date.
»Oh«, sagte Coco. »Mein Gaumen ist … ziemlich durchschnittlich, würde ich sagen.«
»Da möchte ich doch widersprechen«, entgegnete ich. »Erinnerst du dich noch an den Vorfall in der Schule wegen der Käsemakkaroni?«
»Ach ja«, Cocos Miene hellte sich auf. »Ich bin mal vom Unterricht heimgeschickt worden, weil mich die Käsemakkaroni in der Schulkantine zum Weinen gebracht haben. Das ist ja auch ein abscheulicher Fraß.«
»Stimme zu«, sagte ich, in die Speisekarte vertieft.
»Was habt ihr gegen Käsemakka?«, fragte Webb.
Ich sah Andrew auf seinem Stuhl einknicken. »Ist das dieses widerliche orangerote Zeugs, das ich dir immer kaufen muss?«, fragte er.
»Ich mag’s«, sagte Webb. »Mit Rührei besonders. Dad, du magst es doch auch.«
»Ich, äh …«, setzte Andrew an. »Ich räume ein, dass es früher mal hieß, zur Not würde ich …«
»Eine ganze Packung futtern«, sagte Webb schmunzelnd.
Auch ich schmunzelte, aber Andrew schien sich unbehaglich zu fühlen. Ich musste das Thema wechseln – und zwar schnell. Ich beugte mich zu Coco vor.
»Wusstest du«, begann ich, »dass Webb nach Jimmy Webb benannt ist? Das war ein Songschreiber, der …«
»Ja, weiß schon«, unterbrach mich Coco. »›Galveston‹. ›MacArthur Park‹. ›Wichita Lineman‹.«
»Bin schwer beeindruckt!«, sagte Andrew. »Wie findest du das, Webb? Und du sagst immer, in deinem Alter wüsste keiner mehr, wer Jimmy Webb ist.«
Ich wandte mich an Coco. »Woher kennst du all diese alten Lieder?«
Sie zuckte bloß die Achseln.
Der Kellner kam und schenkte Andrew etwas Wein zum Vorkosten ein.
»Sehr schön«, meinte Andrew nach einem Schluck. Dann, an mich gerichtet: »Okay, jetzt rate mal. Webbs zweiter Vorname ist der Nachname eines berühmten Architekten.«
»Wright?«
»Falsch.«
»Mal überlegen«, sagte ich. »Äh …«
Na toll. Gähnende Leere im Kopf. Die Welt wimmelt von Architekten, und mir fiel keiner außer Frank Lloyd Wright ein.
»Doch nicht Buckminster Fuller, oder?«, versuchte ich mein Glück.
»Nö,« sagte Andrew.
»Moment.« Ich lachte. »Sullivan? Mit dem schönen Vornamen Louis?«
»Nein«, antwortete Webb. »Aber gut geraten.«
»Van der Rohe?«
»Nö.« Andrew grinste. Webb
Weitere Kostenlose Bücher