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Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Verliebt in Paris: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Klise
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Knitterfalten.«
    »Sie soll ja gerade welche haben«, sagte ich bestimmt. »Wir können sie bügeln, wenn wir im Hotel in Barcelona sind.«
    Sie warf die Bluse in meine Richtung. Ich fing sie auf und steckte sie in meinen Koffer neben die schwarze Hose, die ich in den Galeries Lafayette für sie ausgesucht hatte.
    »Hast du deine Zahnbürste?«, fragte ich. »Haarpflegekram? Schminke?«
    Sie stürzte ins Badezimmer.
    Warum war alles so anstrengend? Ich war es allmählich leid. Das Leben mit einer Halbwüchsigen war wie sieben Jahre Verbannung im Gulag.
    »Hier«, sagte sie und reichte mir unter Augenrollen ihre nasse Zahnbürste.
    »Danke«, entgegnete ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Willst du denn gar kein Haarzeug mitnehmen oder Lipgloss oder …«
    »Wenn ich’s mitnehmen wollte , hätte ich es dir gegeben. Können wir jetzt endlich los?«

»Erst nennst du mich nach einem Typen, der beknackte Songs schreibt, und für meinen zweiten Vornamen suchst du dir einen Kerl raus, der in einer Kirche gewohnt hat? Hast es voll drauf, Dad.«
    Dad fuhr mir durchs Haar. Wir erkundeten gerade die Sagrada Família, die berühmteste Kirche Barcelonas.
    »Jimmy Webb hat fabelhafte Lieder geschrieben«, sagte Dad. »Du wirst sie noch zu würdigen lernen, wenn du älter bist. Was Antoni Gaudí betrifft, ja, er wohnte in der Sagrada Família, während er daran arbeitete.«
    »Dann war er im Grunde obdachlos?«
    »Er war von seiner Arbeit besessen«, berichtigte Dad.
    »Und das hältst du für eine gute Sache, nicht wahr?«
    »Schätze schon«, gab Dad zu. »Ich bewundere Künstler, die sich in ihre Arbeit verlieben. Es adelt eine Besessenheit, wenn sie zu so was wie dem hier führt. Webb, sieh dich doch um. Der Bursche war ein Genie. Völlig einzigartig.«
    Da lag er nicht ganz verkehrt. In der von Kerzen beleuchteten Kirche fühlte ich mich wie in einem Walfisch – abgesehen davon, dass der Blick überall auf bunte, in ein steinernes Geflecht eingebettete Glasmosaike fiel.
    Den späten Nachmittag hatten wir damit verbracht, die Bauwerke Gaudís zu besuchen, die uns am besten gefielen: Casa Batlló, Park Güell und das Wohnhaus, das Gaudí für sich im Park errichtet hatte. Die Sagrada Família hatten wir uns für zuletzt aufgespart. Zu Hause hielt mich Dad nur selten zum Kirchgang an. Orte wie dieser jedoch, meinte er, wollten der Seele etwas vermitteln. Manchmal verstand ich fast, wovon er redete.
    In der Sagrada Família hatte ich auf einmal das Gefühl, von der ganzen Sache mit Coco freigesprochen zu sein. Vielleicht konnte mir verziehen werden, dass ich Dad über meine Fahrt nach Paris angelogen hatte. Sie war ein solcher Reinfall gewesen. War das nicht schon Strafe genug?
    Dad und ich suchten uns eine Bank in der Kirchenmitte und setzten uns.
    »Ich glaub, ich schnall allmählich, was mir dieser Ort sagen will«, meinte ich, während ich emporblickte.
    »Verrat es mir.«
    »Lässt sich schwer in Worte fassen.«
    Wir saßen schweigend da. Weihrauchduft lag in der Luft. Es wären die Zeit und der Ort schlechthin gewesen, um Dad von meiner Reise nach Paris zu erzählen. Doch ich konnte es nicht.
    »Ich verrate dir jetzt, was mir dieser Ort sagen will«, meinte Dad langsam. »Er sagt: Sieh mal, was einer fertigbringt, wenn er gezielt vorgeht. Statt sich zu verzetteln.«
    »Daaad«, stöhnte ich. »Bitte, keine Lehren fürs Leben.«
    Unbeirrt fuhr er fort: »Er will mir sagen: Hier ist einer, der mutig vorgetreten ist – ohne Angst, lächerlich auszusehen.«
    Ich dachte daran zurück, wie lächerlich ich bei Coco und der ganzen Stinkkäsesaga ausgesehen hatte. Warum hatte ich ihr nicht einfach gesagt, dass ich Käse mit Geschmack nach Kotze nicht mochte? Ich hätte auch sagen können, ich sei gegen Milcherzeugnisse allergisch. Und warum hatte ich ihr die Tasche aus den Händen gewunden wie ein dummer Schüler?
    Wenn das Leben einem so unangenehme Erlebnisse bescherte, warum waren wir dann nicht wenigstens mit einer Löschen-Taste ausgestattet? Könnte nicht irgendwer eine App aushecken, mit der sich bestimmte unangenehme Ereignisse löschen ließen? Nicht dass ich den Strg/Alt/Entf-Klammergriff auf das komplette Treffen mit Coco angewendet hätte – nein, ich hätte mich auf meinen bescheuerten Umgang mit dem verdammten Käse beschränkt.
    Dad redete noch immer. »Als Antoni Gaudí endlich seinen Schulabschluss machte, meinte einer seiner Lehrer: ›Wer weiß, ob wir dieses Abgangszeugnis einem Wirrkopf oder einem Genie

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