Verliebt skandalos amp sexy
herrschte, nahm Grace Ben nur schemenhaft wahr. Sie konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass ein attraktiver und zärtlicher Mann wie er sich zu ihr hingezogen fühlte.
„Dann schlüpf doch unter die Decke, Schatz.“
„Gleich!“ Sie rollte sich an die Bettkante, drehte sich auf den Bauch und tastete den Boden unter dem Nachttisch ab, bis sie das Fotoalbum fand, das sie gesucht hatte.
Ben stöhnte entsetzt auf. „Sag nicht, dass du schon ausgeschlafen hast!“
„Hab ich vergessen, dich zu warnen? Tja, so ist das eben: Ein paar Stündchen Ruhe, und schon bin ich zu neuen Taten aufgelegt.“
„Denkst du dabei an etwas Spezielles? Unter Umständen ließe ich mich überreden mitzumachen.“
Grace knipste die kleine Lampe neben ihrem Bett an und schlüpfte unter die Decke, die Ben für sie aufgeschlagen hielt.
„Nicht, was du schon wieder denkst, mein Lieber“, erwiderte sie in vorwurfsvollem Ton. Sie zwang sich, ihn anzulächeln, obwohl ihr bei dem Gedanken, wie einsam es schon bald ohne ihn sein würde, beinahe die Tränen kamen.
„Was hast du denn da?“
Verlegen drehte Grace das kleine Album in den Händen. Vielleicht war es ja doch keine gute Idee, ihm die Fotos zu zeigen, die sie im Park gemacht hatte. Wie kam sie überhaupt darauf, dass er sich für ihre Arbeit interessieren könnte? Dass er verstand, was sie antrieb? Siebeide verband doch nichts außer dieser einen kurzen Nacht, so leidenschaftlich die auch gewesen war. Zu mehr war Ben nicht bereit, das hatte er ihr sehr deutlich zu verstehen gegeben. Zum Kuckuck, warum musste sie sich ausgerechnet in so einen Kerl verlieben? Verlieben?
Erschrocken drückte Grace das Album an sich und stammelte: „Ach, nichts Wichtiges.“
„Zeig doch mal.“ Ben riss ihr die Mappe aus den Händen, öffnete sie aber nicht. „Fotos von dir?“, fragte er, ohne das Album zu öffnen.
Grace nickte stumm.
„Sie bedeuten dir wohl sehr viel?“
„Mein ganzer Stolz. Sie beweisen, dass ich nicht völlig nutzlos bin.“ Sie zuckte hilflos die Achseln. „Oje, das klingt ziemlich dramatisch. Aber so empfinde ich eben.“
„Darf ich sie sehen?“
„Es sind hauptsächlich Fotos von Kindern. Ich hab dir ja erzählt, dass ich für eine Organisation arbeite, die sich für Kinder armer Eltern einsetzt. Damit schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich kann einen kleinen Beitrag für diese Kinder leisten und kassiere gleichzeitig mein erstes Honorar als Fotografin.“
Sie lachte verlegen und fuhr fort: „Kinder faszinieren mich. Wenn sie spielen, vergessen sie die Welt rundum und sind ganz leicht zu fotografieren.“
„Willst du selbst mal Kinder haben?“
„Vielleicht.“ Schnell wandte Grace den Blick ab. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als eine große, fröhliche Familie, und am liebsten zusammen mit Ben, dem Mann, der sich nicht binden wollte.
Sie räusperte sich und schlug das Album auf. „Sieh dir die Aufnahmen ruhig an. Von den besten mache ich Abzüge, die ich den Eltern schenke, damit sie sich später an die Zeit mit ihren Kindern erinnern können.“
Ben rutschte näher. „Weißt du, du erinnerst mich an meine Mutter. Selbst als es uns finanziell wirklich schlecht ging und sie den ganzen Tag für andere schuften musste, konnte sie sich über eine Schneeflocke oder einen schönen Schmetterling freuen.“
Grace wagte kaum zu atmen vor Überraschung. Soeben hatte Ben zum ersten Mal freiwillig etwas von sich selbst preisgegeben. Sanft berührte sie seinen Arm. „Jammerschade, dass sie die schönen Dingebald nicht mehr sehen kann. Aber sie hat die Erinnerungen. Die werden sie niemals verlassen.“
Überrascht und dankbar blickte Ben sie an. „Ich hätte wissen müssen, dass du mich verstehst.“
„Hast du etwas anderes erwartet? Aber du hast deinen Vater noch nie erwähnt. Was ist mit ihm?“
„Er starb, als ich acht Jahre alt war. Herzinfarkt.“
„Oh! … Und ich dummes Ding jammere dir was vor, weil meine Eltern mich vernachlässigt haben.“
„Schon gut.“
Ben drückte sachte ihre Hand, und Grace erkannte mit einem Schlag, dass sie hier nicht nur Erinnerungen austauschten, sondern sich gegenseitig Trost spendeten. Ein unglaublich gutes Gefühl! Fast wie früher, wenn ihr Bruder nachts an ihrem Bett gesessen und sich ihre Kümmernisse angehört hatte. Aber das war lange her. Nun war sie erwachsen und hatte keine Schulter mehr, an der sie sich ausweinen konnte. Oder doch? Grace lehnte vorsichtig den Kopf an Bens Schulter
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