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und versuchte, die Stimmen in ihrem Kopf zu überhören, die sie erbarmungslos daran erinnerten, wie hoffnungslos ihre Lage war.
Grace seufzte laut. „Du musst mich doch für total verrückt halten. Ich erzähle nur von Bediensteten und schicken Autos und beklage mich im gleichen Atemzug über meine schreckliche Kindheit. Aber glaub mir, es steckt ein Körnchen Wahrheit hinter dem Spruch vom Geld, das nicht glücklich macht.“
„Du bist nicht verrückt. Du hattest es wirklich nicht leicht, und trotzdem ist aus dir ein wunderbarer Mensch geworden. Darauf kannst du dir was einbilden.“
Grace wusste nicht, wie sie mit diesem Lob umgehen sollte. „Du weißt gar nicht, wie viel mir deine Worte bedeuten“, flüsterte sie schließlich.
Doch Ben hörte sie kaum. Er hatte sich bereits in Grace’ Fotos vertieft. Sie verrieten mehr über Grace und ihre geheimen Sehnsüchte, als sie es vermutlich wahrhaben wollte. Die Bilder zeigten Kinder beim Schaukeln, Kinder beim Eis essen oder Mütter mit lachenden Babys auf dem Arm – Situationen, die Grace aus der eigenen Kindheit sicher nicht kannte. Kein Zweifel, Grace wünschte sich nichts sehnlicher alseine ganz normale Familie mit Häuschen, zwei Kindern und Hund. Und fast konnte sich Ben vorstellen, in dieser Idylle die Rolle des treu sorgenden Hausherrn zu übernehmen.
Grace riss ihn aus diesen Überlegungen. „Heute ist Sonntag. Hast du vor, deine Mutter zu besuchen?“
Überrascht blickte Ben von den Bildern auf und nickte. Grace würde sich blendend mit seiner Mutter verstehen – aber aus Rücksicht auf die alte Dame durfte er sie nicht bitten, ihn zu begleiten. Seine Mutter mochte blind sein, aber deswegen konnte er ihr noch lange nichts vormachen. Wie es zwischen Grace und Ben stand, hätte sie im Nu herausgefunden – und würde sich falsche Hoffnungen machen. Dann musste er zwei gebrochene Herzen heilen, wenn die Zeit, die ihm mit Grace verblieb, abgelaufen war.
Ben zuckte die Achseln und griff zum nächsten Foto. Wie auf den meisten Bildern, war es Grace auch hier gelungen, die Trostlosigkeit der Umgebung mit der Fröhlichkeit der abgebildeten Personen in scharfen Kontrast zu setzen. Die Aufnahme zeigte einen kleinen Jungen, der in einer Allee spielte. Das Kind winkte mit spitzbübischem Lächeln in die Kamera, gerade so, als hätte Grace es bei einem Streich auf frischer Tat ertappt. Im Hintergrund bemerkte Ben einen roten Fleck, der seine Aufmerksamkeit erregte. Um das Foto genauer unter die Lupe zu nehmen, löste er es von der Seite.
„Sieh mal!“ Er hielt die Aufnahme gegen das Licht und schloss ein Auge. „Das ist doch …“
„Was denn?“ Grace beugte sich vor, um das Bild ebenfalls zu betrachten. Dabei streifte ihre Brust Bens Arm, und jetzt erst fiel ihnen auf, dass sie beide nackt waren.
„Wann hast du dieses Bild gemacht?“
„Am Tag des Überfalls.“
„Wenn mich nicht alles täuscht, ist das da hinten nämlich der Kerl, der es auf deine Kamera abgesehen hatte. Trug er nicht ein rotes Shirt?“ Noch einmal kniff Ben angestrengt die Augen zusammen. „Was hält der bloß in der Hand?“
Grace rückte näher. „Keine Ahnung. Ich habe nur auf den kleinen Jungen geachtet. Das ist Cal, ein richtiges Schlitzohr! Kaum sieht die Mutter mal weg, ist er auch schon verschwunden. Er hat einen großenBruder, den er sehr bewundert. Er würde ihm auf Schritt und Tritt nachlaufen, wenn er es könnte.“
„Kennst du den Großen?“
„Bobby? Nein. Den sieht man selten, nicht nur im Park, sondern leider auch in der Schule, sagt seine Mutter … Das ist übrigens eines meiner Lieblingsfotos. Sieh dir mal den Gesichtsausdruck von Cal an. Er wusste sofort, dass ich ihn zu seiner Mutter zurückbringen würde.“
„Du hast auf dem Foto aber nicht nur einen kleinen Ausreißer eingefangen. Erkennst du da hinten den Jugendlichen, der ein Tütchen mit weißem Zeug in der Hand hält?“
„Zeig mal.“ Grace riss Ben das Foto aus der Hand und studierte es. Kopfschüttelnd gab sie es Ben zurück. „Tut mir leid, ich kann nichts erkennen.“
„Wie solltest du auch. Dir fehlt die Erfahrung in diesen Dingen“, sagte Ben. Er wusste, wovon er sprach. Wie leicht hätte er selbst in schlechte Kreise geraten können. Wenn seine Mutter nicht gewesen wäre, säße er inzwischen längst wegen irgendwelcher Vergehen, höchstwahrscheinlich Drogen, hinter Gittern. „Dieses Foto kann einigen Leuten arge Bauchschmerzen verursachen.“
„Jetzt verstehe ich“,
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