Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
jetzt aufdeckte, war sie den Mann sofort wieder los. Warum nur hatte sie gerade in einem kurzen Moment geistiger Umnachtung »ja« gesagt? Sie stand doch hier nicht vor dem Traualtar. Kein Mensch hätte ein Ja von ihr verlangt. Nun war es zu spät.
Emma kam sich vor, als hätte sie tatsächlich gerade einer Ehe zugestimmt – »bis dass der Tod uns scheidet«. Es half alles nichts, sie musste auf jeden Fall erst einmal weiter mitspielen. Das sollte eigentlich kein Problem sein, schließlich war sie seit etwas über einer Minute Schauspielerin. Unfreiwillig, aber fürs Erste unwiderruflich.
»Du bist in diesen Mann nicht verliebt. Und er ist nicht in dich verliebt. Da ist nichts mit Chemie, Verbundenheiten oder Verbindlichkeiten. Ihr kommt aus verschiedenen Welten«, hörte sie das passende Manhattan-Love-Story -Zitat in ihrem Kopf. Eben nicht, widersprach sie innerlich, heute Abend ist die Schneiderin eine Lüge. Basta. Kurzerhand verabschiedete sie sich von ihrer Wunschvorstellung, einen Mann kennenzulernen, bei dem sie ganz sie selbst sein konnte. Später vielleicht. Nach der Hochzeit.
»Sie kommen mir auch so bekannt vor«, fuhr Jo nun fort, »wo könnte ich Sie denn gesehen haben?« Da wurde es schon etwas schwieriger.
Sie versuchte, Zeit zu gewinnen. »Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, meine Rollen sind eher …« Emma brach ab, weil sie beim besten Willen nicht wusste, wie sie da mit heiler Haut herauskommen sollte. Außerdem war ihr am wichtigsten, Fürstberg nicht vor den Kopf zu stoßen, sondern die Chance auf einen intensiveren Kontakt auch nach diesem Abend zu wahren.
»Lassen Sie mich raten …« Tolle Idee. Fürstberg musterte sie von Kopf bis Fuß, als wäre sie eine Statue, die auf dem Flohmarkt angeboten wurde.
»Ich könnte mir vorstellen …« Der machte es aber wirklich spannend. Emma versuchte, eine möglichst geheimnisvolle Miene auf ihr Gesicht zu zaubern, um die peinliche Situation für sich ein kleines bisschen vorteilhafter zu gestalten. »Also Serien drehen Sie nicht. Serien sind meine Welt, ich würde Sie kennen. Ein solches Gesicht vergisst man doch nicht.« War das jetzt Kompliment, Beleidigung oder Verarschung? Emma wurde immer nervöser. »Theater?«
»Nun ja …« Vielleicht war das keine schlechte Idee. Wenn er sie dann aber nach bestimmten Dramen fragte, war sie sofort wieder aufgeschmissen.
»Sie werden ja rot.« Na, danke. Das hilft bestimmt. »Drehen Sie etwa Pornofilme?«
»Um Gottes willen, nein!« Vermutlich hatte ihr Gesicht in diesem Moment den dunkelvioletten Ton eines Kardinalsgewandes angenommen. Sie fragte sich ernsthaft, wie sie bloß auf den absurden Gedanken gekommen war, einfach so auf diese Veranstaltung zu gehen. Und unbedingt mit Fürstberg reden zu wollen. Es war die Hölle. Zumindest fühlte es sich so an.
Emma brach der Schweiß aus. Wenn sie das Ratespielchen nicht sofort beendete, würde alles nur noch schlimmer werden. Und Jo wäre fort. Für immer.
Sie nahm einen großen Schluck Gin Tonic und dann gleich noch einen. »Es ist so«, begann sie schnell, bevor er weitere Vermutungen äußern konnte, »ich bin eigentlich … noch gar keine … richtige Schauspielerin.«
»Sie sind noch in der Ausbildung?« Das klang nun aber wieder sehr popelig.
»Ich bin gerade fertig geworden.« Kluger Schachzug.
»Tatsächlich? Soviel ich weiß, sind die Abschlussprüfungen doch im Sommer, oder? An welcher Akademie waren Sie denn?« Schach – und matt?
»Ja, ja, natürlich im Sommer. Aber mir kommt es so vor, als wäre es erst gestern gewesen. Ich bin bis jetzt überhaupt nicht im Berufsleben angekommen.« Gerade noch mal den König in Sicherheit gebracht. Und gar nicht schlecht. Der Alkohol begann zu wirken. Emma nahm vorsichtshalber noch einen weiteren Schluck.
»Das kann ich gut verstehen.« Puuuuhhhh. »Dann hatten Sie seither keine Rollen, kein Engagement? Was haben Sie denn für Pläne und Ziele?«
»Ach, da bin ich eigentlich völlig offen … Äh … ich meine, da bin ich nicht festgelegt.« Sie strahlte ihn an, während er sie mit echtem Interesse betrachtete. Wann hatte sie zum letzten Mal ein Mensch nach ihren Zielen und Plänen gefragt? Vermutlich kurz nach dem Abitur. Das war inzwischen an die zehn Jahre her.
Damals hätte sie sich nie im Leben träumen lassen, dass sie heute mit einem Filmregisseur auf einem Empfang Gin Tonic trinken würde. Zwar hatte sie erwartet, mit achtundzwanzig eine angehende Modedesignerin zu sein. Aber war
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