Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
erwartungsvoll ansah. »Wie ist Ihr Name, bitte?«
Was sollte das denn? Musste man sich etwa ausweisen, um Zutritt zu dieser enorm wichtigen Veranstaltung zu bekommen? Genügte es denn nicht, dass sie aussah wie eine Mischung aus Nora Tschirner und Lady Di in ihren besten Zeiten? Dass sie aufgebrezelt war bis zum Anschlag?
»Ihr Name, bitte«, wiederholte die Dame lächelnd und deutete mit einer Kinnbewegung zu ihrer Liste, als wollte sie damit ihr Anliegen genauer erklären.
Irgendwie hatte Emma sich das Ganze einfacher vorgestellt. Mehr so wie bei Marisa im Film, die völlig ungehindert auf dem Empfang auftauchte. Nun ja, die war auch persönlich eingeladen gewesen, aber doch auch nicht als die, die sie wirklich war. »Ich habe eine Karte«, versuchte Emma es vorsichtig und kramte das Papier aus ihrem Täschchen.
»Das ist ja schön und gut«, gab die Dame zurück, »aber ich muss Ihren Namen auf der Gästeliste abhaken.«
Gästeliste, oh Schreck! Das wäre nun doch ziemlich verwunderlich, wenn eine unbedeutende Schneiderin auf einer solchen Liste verzeichnet wäre. Darüber hatte Teresa Schubert wahrscheinlich nicht nachgedacht und sie selbst natürlich erst recht nicht. Verflixt und zugenäht. Teresa Schubert.
Das war’s. Ja, klar. Emma lächelte die Empfangsdame, die langsam ungeduldig zu werden drohte, an wie ein strahlender Weihnachtsengel. »Teresa Schubert.«
Deren Kugelschreiber wanderte auf der Seite nach unten, während Emma überlegte, ob die weibliche Form von Zerberus eigentlich »Zerbera« war. »Danke schön. Viel Spaß!« Der Stift machte ein Häkchen, und eine unbedeutende Schneiderin enterte ungehindert Hollywood. Oder kam sich zumindest für einen winzigen Moment so vor.
Das Innere der Halle war aufwendig und schick dekoriert und wimmelte von Menschen wie ein Ameisenhaufen. Nicht alle waren so aufgetakelt wie Emma, einige hingegen übertrafen sie noch. An der einen Seite war das Bufett aufgebaut, es gab zwei Bars, eine Tanzfläche, eine Garderobe und jede Menge zu bewundern. Zwischen verschiedenen schrill neonbeleuchteten Bereichen gab es schummrige Ecken mit stark gedämpftem Licht. Weiß und Silber waren die vorherrschenden Farben, was die kühle Atmosphäre der großen Halle noch betonte, in der die Menschenmasse zu brodeln schien.
Emma stand – noch immer im Mantel – zwischen konzentriert ins Gespräch vertieften Prominenten wie ein Kleinkind vor dem Christbaum und konnte sich kaum sattsehen. Viele der Gesichter kannte sie aus dem Fernsehen, zu einigen wusste sie sogar einen Namen.
»Hätten Sie gerne ein Glas Prosecco?«, ertönte es neben ihr, und ein elegant gekleideter Kellner hielt ihr ein volles Tablett unter die Nase. Vielleicht keine schlechte Idee, zur Auflockerung.
»Gerne«, stammelte sie und kramte erneut in ihrem Täschchen, um zu bezahlen. Doch da hatte er ihr schon ein Glas in die Hand gedrückt und war ohne ein Wort entschwunden. So lief das hier also. Gar nicht mal schlecht.
Zwei Gläser später war ihr auch schon um einiges wärmer, sodass sie den Mantel ausziehen konnte. Mit unsicheren Schritten – was inzwischen vermutlich mehr am Alkohol und weniger an den Schuhen lag – stöckelte sie zur Garderobe. Vom Ballast des Mantels befreit und seltsam beschwingt, begann sie sich endlich nach Fürstberg umzusehen. Ihn in der großen Masse an Leuten zu finden würde nicht leicht werden – falls er überhaupt da war. Immer wieder schoben sich bekannte Gesichter in ihr Blickfeld, wie mit einem Suchscheinwerfer tastete sie einen Anwesenden nach dem anderen ab. Doch der begehrte Regisseur war nicht darunter.
Was würde sie eigentlich zu ihm sagen, wenn sie ihm gegenüberstand? Bisher waren ihre Gedanken nicht über den Moment hinausgegangen, in dem sie ihn endlich wieder traf. Und dann? Vielleicht: »Hallo, ich bin Emma und stand schon mal bei Ihnen am Set.« Oder besser: »Guten Abend, Jacobi mein Name. Wie Sie Regie führen, ist wirklich höchst beeindruckend.« Das war wahrscheinlich ein bisschen zu schleimig für den Anfang. Eventuell doch eher: »Sie kennen mich nicht, aber ich kenne Sie. Hätten Sie Lust, das zu ändern?« Klang wie ein Anmachspruch aus einem Ratgeber für frustrierte Singles. »Sind Sie nicht Jo Fürstberg, der bekannte Regisseur? Könnte ich ein Autogramm haben?« Mit einem solchen Satz war die Begegnung vermutlich direkt danach schon wieder vorbei. Als Fan hatte sie bestimmt nicht die geringste Chance auf ein normales Gespräch. Wollte sie
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