Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
WG-Partys, die Emma während ihrer Ausbildung erlebt hatte. Halb volle Schüsseln, abgegraste Platten, geleerte Teller – kurz gesagt, ein Schlachtfeld nach dem Ende des Kampfes.
Sie nahm sich ein Schälchen mit einer hübsch dekorierten Nachspeise, die an Mousse au Chocolat erinnerte. Schließlich gehörte sie so gut wie zur Branche. Es war eine lockere Schokocreme, die nach dem vielen Gin umso süßer schmeckte. Was für ein passender Abschluss dieses gelungenen Abends.
»Gegen Ende gehe ich immer noch mal zum Buffet. Du auch?« Ohne dass sie es bemerkt hatte, war ein Mann im Anzug neben sie getreten und hatte sich ebenfalls ein Dessert genommen. Jetzt war sowieso schon alles egal. Sie konnte ebenso gut weiterhin so tun, als wäre sie auf solchen Empfängen zu Hause.
»Da geht es mir wie dir. Und dann schmeckt es auch am besten.« Gin und Schokolade waren offensichtlich eine Mischung, die enorm beflügelte. Langsam hatte Emma wirklich das Gefühl, sich schon seit Längerem in dieser anderen Welt zu bewegen.
»Auch Schauspielerin?«
Warum vermutete das eigentlich jeder hier? Lag es vielleicht an dem Traum in Rosé, den sie trug? Kleider machen Leute. War das etwa immer noch so? Wenn ja, hatte sie zumindest in ihrem realen Leben einen Job mit Perspektive gewählt. Also volle Fahrt voraus, ohne Rücksicht auf Verluste: »Stimmt. Wie hast du das nur erraten?«
»Das sieht man doch sofort. Deine Haltung, deine Ausstrahlung. Ich bin auch Schauspieler, da erkennt man einander einfach.« Aha. »Mein Name ist Pierre, hallöchen.« Statt ihr die Hand zu geben oder ein Wangenküsschen oder irgendetwas Ähnliches, schob er sich einen vollen Löffel Schokomousse in den Mund.
Je später der Abend, desto unwichtiger die Etikette, dachte Emma und war froh darüber. Sie hatte es sich viel unangenehmer und komplizierter vorgestellt, so allein unter Prominenten. Ihre Berührungsängste zu Beginn der Veranstaltung hatte sie schon vergessen – oder erfolgreich im Gin ertränkt.
»Ich bin Emma.«
»Emma … Emma … Und weiter?«
»Emma Jacobi.«
»Ah, Jacobi … Ja, hab ich schon mal gehört. Gut im Geschäft?«
»Danke, ich kann nicht klagen.« Warum nicht ein wenig übertreiben? Schließlich hatte man nicht so oft die Gelegenheit, mit einem echten Schauspieler zu sprechen. Unglaublich, wie einfach das war. Pierre kam ihr tatsächlich bekannt vor. Vielleicht war er ja sogar ein wenig berühmt? Das Gespräch bot jedenfalls eine glänzende Möglichkeit, ein paar Informationen über ihren neuen Beruf zu sammeln. Falls Jo wirklich anrief, musste sie schließlich etwas mehr Hintergrundwissen vorweisen können. Pierre war auch äußerst mitteilsam. Er wunderte sich kein bisschen, dass seine Kollegin derart viele Fragen zu seinem Werdegang hatte. Wahrscheinlich hielt er es für ein ausgeprägtes Interesse an seiner Person, das ihm offensichtlich durchaus gelegen kam. Im Laufe des Gesprächs wurde er so redselig, dass Emma sich fragte, ob das seinem Wesen entsprach oder dem Alkoholkonsum geschuldet war. Die Erzählungen waren aber so witzig und gleichzeitig informativ, dass es ihr nicht gelang, einen Absprung zu finden.
»Ich muss mich leider noch um einige Kollegen kümmern. Es hat mich sehr gefreut. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder?«, wagte sie gegen drei Uhr schließlich ein Remake von Fürstbergs Abschiedsworten. Die auch beim zweiten Aufguss noch wirksam waren.
»Würde mich wirklich freuen. Herzlichen Dank für die nette Unterhaltung.« Monolog wäre wohl die passendere Bezeichnung gewesen. Trotzdem hatte Emma, als sie den Empfang verließ, das sichere Gefühl, dass sie einen äußerst amüsanten Abend erlebt hatte, der auch noch wunschgemäß verlaufen war.
5
Das ganze Leben war ein Spiel,
doch nur sie allein kannte die Regeln.
Wohnung Emma
Innen/Nacht
Von einem netten Taxifahrer sorgsam zu Hause abgesetzt, konnte Emma jedoch noch nicht sofort ins Bett gehen und schlafen. Zu viele verschiedene Eindrücke und Erlebnisse wirbelten ihr in einem bunten Durcheinander durch den Kopf. Sie war Fürstberg auf den Fuß getreten, hatte sogar mit ihm gesprochen, ihm ihre Nummer gegeben. Jo hatte mit ihr angestoßen, sie auf die Wange geküsst, sie beim Vornamen genannt und ihre Nummer sogar selbst verlangt. Überwältigt von ihrem Erfolg legte sie sich zwischen die selbst genähten Kissen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte verträumt an die Decke.
Jetzt sah sie vor sich nur noch sein Gesicht mit dem
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