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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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ließen, was sie mit ihr vorhatten. Zaghaft wiederholte sie: »Man könnte eventuell den Kragen des Hemds in einer anderen Farbe halten und den Rest des Oberteils trotzdem im Hellblau des Firmenlogos lassen«, und zog den Kopf in Erwartung des losbrechenden Donnerwetters vorsichtshalber schon mal ein. Doch zunächst blieb es ruhig.
    »Was meinen Sie dazu? Wäre das möglich?«, fragte der jüngste der Riege die Namenlose.
    Diese war offensichtlich auch noch sprachlos geworden, denn sie brauchte einige Sekunden, um zu antworten: »Ja … Das wäre theoretisch möglich.«
    »Theoretisch nützt uns nichts. Es geht um die praktische Umsetzung dieses Vorschlags. Wäre das ohne allzu großen Aufwand machbar, sodass wir am Montag wie geplant drehen könnten?« Die Grauen Herren wurden offensichtlich langsam ungeduldig, was natürlich auch der Kostümfrau nicht entging.
    Schnell gestand sie ein: »Wenn Sie es wünschen, ist das überhaupt kein Problem.«
    Nach einigem Hin und Her einigte man sich auf einen dunkelblauen Kragen, der farblich genau auf das langärmelige Baumwollshirt darunter abgestimmt sein sollte. In der Diskussion erkundigten sich die Chefs immer wieder interessiert nach Emmas Meinung, was ihre Beliebtheit bei der Kostümfrau nicht gerade steigerte.
    Schade, dass Emma weder Jo noch Daniel, ja, nicht mal ihrer Schwester oder den Freundinnen von ihrem Triumph berichten konnte. Schließlich wusste keiner von ihnen über alle Facetten von Emmas momentanem Leben Bescheid. Die einen hielten sie für eine Schauspielerin, die anderen für eine Schneiderin. Und was würde passieren, wenn der Werbespot im Fernsehen und damit für alle Welt zu sehen war? Was würden Freunde und Familie sagen, was die Stichsäge oder ihre Kunden? Wie sollte sie das jemals vernünftig erklären?
    Die Einzige, mit der sie offen sprechen konnte, war Fanny. Und darum war die Großmutter auch Emmas erste Anlaufstelle, kaum dass sie das Atelier an diesem Abend verlassen hatte. Zum Glück lag Fannys Wohnung so gut wie auf dem Nachhauseweg.
    Dass Emma ihre Großmutter in einer hitzigen Diskussion mit Oberstudienrat Jung vorfand, wunderte sie keineswegs, trotzdem kam es ihr äußerst ungelegen. Immerhin hatte sie von ihrem aufschlussreichen Abend mit Daniel und einem durchaus Erfolg versprechenden »Fitting« zu berichten und konnte es kaum erwarten, ihre Neuigkeiten loszuwerden.
    »Geh doch schon mal rein, Schatz, ich bin hier gleich fertig«, meinte Fanny ungerührt und blieb mit dem zeternden Nachbarn an der Tür stehen. Eigentlich wirkten die beiden Alten überhaupt nicht so, als würden sie in absehbarer Zukunft ihren Streit beilegen können.
    »Sie traktieren mich mit Mausefallen und anderen Unannehmlichkeiten und verlangen, dass ich das toleriere«, beschwerte sich Jung gerade, »aber wenn ich ein Anliegen vortrage, stoße ich bei Ihnen auf taube Ohren – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Weil Sie ein schrecklicher Korinthenkacker sind. Tut mir leid, aber das muss ich Ihnen jetzt schon mal sagen«, reizte die Großmutter ihn weiter. Auch wenn sie mit ihrem Urteil vielleicht recht hatte, so war doch klar, dass Oberstudienrat Jung einen solchen Vorwurf nicht ohne Widerspruch stehen lassen konnte.
    Er schnaufte. »Sie verbreiten in diesem Haus nur Chaos! Ich versuche lediglich, dem entgegenzuwirken.«
    »Entgegenwirken? Dass ich nicht lache«, versetzte Fanny höhnisch.
    Emma bekam das Gefühl, dass es nicht mehr lang dauern würde, ehe sich die beiden Streithähne tatsächlich an die Gurgel gingen. Und das würde für den armen Jung wahrscheinlich nicht gut ausgehen, denn schließlich konnte Fanny Karate. Vielleicht war es besser, die Debatte vorsichtig zu beenden, als seelenruhig zuzusehen, wie sie sich gegenseitig immer mehr auf die Palme brachten.
    Sie ging also zurück zur Wohnungstür und sah am anderen Ende des Flurs Herrn Jungs vor Wut knallrotes, fast bläuliches Gesicht. Aus der Nähe konnte man seine Halsschlagader wie wild pulsieren sehen. Fanny schien das nicht zu bemerken, aber vielleicht wollte sie es auch einfach nicht sehen.
    »Oma, kannst du jetzt mal kommen? Ich hab leider nicht ewig Zeit«, schaltete Emma sich ein. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, dass ihre störrische Großmutter gelegentlich einen Aufpasser – oder wenigstens einen besänftigenden Einfluss – benötigte.
    Fanny zog ihre Enkelin verschwörerisch ein Stück in den Flur und flüsterte: »Einen kurzen Moment noch, Herzerl,

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