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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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es dauert nicht mehr lange.«
    »Bis du Herrn Jung auf die Intensivstation gebracht hast? Bestimmt nicht. Oma, der Mann ist fix und fertig. Willst du, dass er dir hier vor der Wohnungstür zusammenbricht?« Emma legte in ihre Stimme allen Nachdruck, der ihr zur Verfügung stand.
    »Dann soll er doch aufhören zu diskutieren, wenn er nicht mehr fit genug ist. Mir geht es großartig.« Die Situation war doch wohl gravierender als gedacht.
    Nicht einmal der Hinweis auf das altbekannte Sprichwort »der Klügere gibt nach«, mit dem Fanny selbst ihre Enkel früher immer genervt hatte, half. Erst als Emma drohte, sofort zu gehen, ließ sich die Großmutter erweichen, die Debatte bis auf Weiteres zu beenden.
    Allerdings konnte sie es nicht lassen, Jung trotzdem noch nachzurufen: »Aber glauben Sie ja nicht, dass ich klein beigebe! Beim nächsten Mal kommen Sie mit Ihren Spitzfindigkeiten nicht mehr durch.« Ihre Enkelin musste sie beinahe gewaltsam von der Tür wegziehen, damit endlich Ruhe herrschte.
    Doch sobald Emma von ihrem Abend mit Daniel und von Jos Meinung über ihre Vorzüge zu erzählen begann, hatte Fanny den widerspenstigen Nachbarn sofort vergessen. »Madl, ich bin stolz auf dich«, erklärte sie strahlend, »du hast es geschafft, einen richtigen Regisseur von dir zu überzeugen. Respekt! Das müssen die Gene sein.« Sie eilte in die Küche und kam kurz darauf mit einer Flasche Prosecco zurück: »Das sollten wir begießen.«
    »Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Du tust ja gerade so, als hätte er mir einen Heiratsantrag gemacht.« Trotzdem freute sich Emma, dass die Großmutter Jos Äußerung so viel Bedeutung beimaß. Sie selbst tat es schließlich auch.
    Nach ein paar Schluck Prosecco und der nicht weniger erfolgreichen Geschichte vom Fitting setzte Fanny noch einen drauf: »»Und jetzt ein Triumphmarsch für den zukünftigen Stern am deutschen Fernsehhimmel!«
    Sie ging zum Flügel, griff gehörig in die Tasten, und mit Getöse erklang die »Marseillaise«. Die gesamte Wohnung schien erfüllt von der kraftvollen Melodie, und die Fensterscheiben und Glastüren vibrierten um die Wette. Jetzt erst bekam Emma das Gefühl, etwas wirklich Großes geschafft zu haben. Und wieder einmal war es die Großmutter, die diesen Stolz in ihr geweckt hatte. Fanny war einfach unbezahlbar. Jetzt würde Emma bestimmt auch den Dreh des Werbespots mit Bravour meistern.
    Doch die Idylle währte nicht lange. Kaum war die erste Strophe vorüber, klingelte es Sturm an der Wohnungstür.
    »Das ist bestimmt wieder dieser Spielverderber.« Fanny schoss in die Höhe, und jeglicher Triumph schien vergessen. Jetzt sah sie eher wie eine furchterregende Rachegöttin aus, die getanes Unrecht mit gezogenem Schwert und unnachgiebiger Härte vergalt.
    Emma bekam fast ein wenig Angst, als sie Fanny so sah. »Ich glaub, ich geh dann besser mal«, meinte sie vorsichtig und trank ihren Prosecco in einem Zug leer. Dann ging sie zur Tür und öffnete Herrn Jung, bevor die Großmutter es tun konnte. »Es tut mir schrecklich leid, dass wir so laut waren«, nahm sie ihm gleich den Wind aus den Segeln, »ich bin auch schon weg. Dann haben Sie Ihre Ruhe.«
    Freundlich hakte sie sich bei dem grimmigen Oberstudienrat ein und schob ihn sanft zu seiner offen stehenden Wohnungstür. »Bis zum nächsten Mal, Oma«, rief sie über die Schulter nach hinten und hatte die beiden Streithähne damit offensichtlich so überrascht, dass sie sich alle beide höflich von ihr verabschiedeten. Und kurz danach hörte sie deutlich, wie sich hinter ihrem Rücken die Wohnungstüren schlossen, ohne dass eine der Parteien auch nur ein weiteres böses Wort an die jeweils andere gerichtet hätte.
    Vom Lob der Großmutter beflügelt, schwebte sie mehr, als dass sie radelte, vom Lehel nach Haidhausen. Ein leichter Sprühregen hatte eingesetzt, doch das störte Emma in ihrer Euphorie überhaupt nicht. Die Luft war mild und trotzdem erfrischend, ihre Gedanken optimistisch wie selten. Genussvoll atmete sie den aromatischen Isarduft, als sie über die Maximiliansbrücke und anschließend am Landtag vorbeifuhr. Das Leben konnte so schön sein, schier unzählige Wege standen ihr offen. Was für ein Gefühl!
    Zu Hause angekommen schob sie ihren Drahtesel in den Hinterhof zum Fahrradständer und schloss ihn dort an. Um diese Jahreszeit musste man das Rad nicht mehr unbedingt im Keller abstellen. Die Temperaturen waren inzwischen angenehm genug, um es auch mal draußen zu parken.
    Als

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