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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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dazugehörigen Polohemd und leider auch der namenlosen Dame wieder. Die machte beim Anblick ihrer Widersacherin ebenfalls kein besonders begeistertes Gesicht. Immerhin hatte das Polohemd jetzt einen leuchtend blauen Kragen, was nicht schlecht aussah. Emma atmete auf. Wäre ja auch zu blöd gewesen, wenn sich im Nachhinein herausgestellt hätte, dass ihre Idee genauso unvorteilhaft aussah wie das ursprüngliche Outfit.
    Als sie umgezogen war und in das Zimmer mit dem Schild »Maske« wechselte, waren die anderen bereits da und wurden geschminkt und frisiert. Mit einem Blick erkannte Emma, dass alle ähnliche Klamotten wie sie anhatten, auch mit leuchtend blauen Kragen. Ein Mädchen trug ein T-Shirt mit einem U-Boot-Ausschnitt, dazu jedoch ebenfalls ein Halstuch in derselben dunkleren Farbe. Emma freute sich. Die Halbwüchsigen mochten zwar mehr Filmerfahrung haben, doch in Sachen Mode machte ihr hier keiner was vor. Sie hatte den entscheidenden Tipp für die richtige Ausstattung der Darsteller gegeben.
    Eine Frau Mitte vierzig mit kleinen Löckchen und einer großen, dunklen Kunststoffbrille war für Emmas Gesicht und Haare zuständig. Sie stellte sich knapp mit »Lolo« vor und drückte ihr Opfer auf einen Stuhl, der wie die anderen vor einem großen Spiegel stand. Emma war so überrascht, bei diesem Werbespot endlich mal wieder einen Namen zu hören, dass sie ganz vergaß, sich ebenfalls vorzustellen. Doch so eilig und wortkarg, wie sich Lolo ans Werk machte, schien sie kein übermäßiges Interesse an einem Geplauder zu haben. Sie kämmte Emmas Haare erst zur einen und dann zur anderen Seite, toupierte sie ein bisschen und legte den Kamm schließlich weg.
    »So geht das nicht«, erklärte sie resolut. Emma erschrak, sagte aber nichts. In Frisurfragen konnte sie nun wirklich nicht auch noch weiterhelfen, aber damit hatte Lolo wohl auch nicht gerechnet. Entschlossen griff sie zur Schere und ließ sie mehrmals auf- und zuschnappen.
    »Da muss was weg«, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Oje, dieses stille Wasser war offenbar tatsächlich tief. Lolos Flutwellen drohten, über Emmas Kopf beziehungsweise ihren Haaren zusammenzuschlagen und sie zu ertränken.
    »Von Haareschneiden ist aber nie die Rede gewesen«, erhob Emma zaghaft Einspruch.
    »Kann schon sein«, bekam sie knapp zur Antwort, »das entscheiden wir immer erst vor Ort.«
    »Ich würde aber meine Frisur gerne behalten.«
    »Tja, Herzchen, dann lies mal den Vertrag, den du unterschrieben hast, genau durch. Da hast du jetzt leider kein Mitspracherecht mehr.«
    Tatsächlich hatte Emma das mehrseitige Papier vor der Unterzeichnung nur überflogen. Zu spät. »Lolo mit den Scherenhänden« klapperte mit dem Schneidewerkzeug und schnippelte mal hier, mal da eine Strähne ab. Emmas Lockenfrisur wurde im Nacken kürzer und damit deutlich moderner und flippiger. Der klassische Look, den sie so mochte, ging komplett verloren.
    So hatte Emma sich das eigentlich nicht vorgestellt. Die schöne Vorstellung vom zukünftigen Schauspielstar, der Trends setzt und umjubelt wird, platzte wie ein bunter Luftballon. Nicht einmal bei ihrer Frisur durfte sie ein Wörtchen mitreden! Schlimmer konnte es ja kaum noch kommen.
    Irrtum. Nachdem Lolo mit der Frisur zufrieden war, erklärte sie: »Ganz schöne Augenringe.« Sie griff zu ihrem Farbkasten und machte sich daran, Emmas Gesicht mit sämtlichen Farben des Regenbogens zu verzieren und die Schneiderin in einen Paradiesvogel zu verwandeln. Als nach einer gefühlten Ewigkeit die Darsteller den Raum verlassen durften, sahen sie alle ziemlich gleich aus. Klamotten in den gleichen Farben und jede Menge Make-up.
    Am Set begrüßte Regisseur David sie alle wie alte Bekannte in der ländlichen Idylle, hielt sich jedoch nicht lange mit Small Talk auf. Er zeigte jedem, wo am Tisch er oder sie zu sitzen hatte, und ging dann zum Kameramann, um mit ihm die Szene zu besprechen. Während die beiden immer wieder die Darstellergruppe in Augenschein nahmen und dann konzentriert miteinander diskutierten, traten noch andere Mitarbeiter der Filmproduktion an den Tisch, um Details zu verändern. Zu den jungen Leuten sagte keiner ein Wort.
    Eine Frau brachte einen Teller mit Joghurtbechern, den sie in die Mitte stellte. Die Verpackung sah viel glatter aus, als Emma das aus dem Supermarkt kannte. Neugierig strich sie mit dem Finger darüber. In jedem Fall war das kein normaler Joghurtdeckel, sondern aus einem anderen Material, wohl

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