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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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kommt es an! DU bist der Hauptcharakter, der Schlusspunkt – das, was dem Zuschauer am ehesten im Gedächtnis bleibt.« Die anderen blickten sie neidisch an, und Emma rutschte das Herz tief in die dunkelblaue Hose. Ungeschickter hätte der Regisseur es gar nicht anfangen können. Jetzt war ihr nämlich erst so richtig übel.
    Keine besonders guten Voraussetzungen für den Dreh einer Einstellung, die zwar lediglich aus einem einzigen Satz bestand, der aber »haargenau auf dem Punkt« sein musste, wie David betonte. Emmas Herz war aus der Hose wieder aufgetaucht und klopfte ihr nun bis zum Hals.
    Die Food Designerin kam mit einem Kaffeelöffel, auf den bereits ein elegant proportioniertes, glänzendes Häufchen von dem guten Ananasjoghurt gespritzt war. Äußerst vorsichtig schob sie ihn Emma in die Hand, und die bekam sofort Angst, er könnte ihr auf den Boden fallen, noch bevor sie ihn sicher zum Mund geführt hatte. In einem harschen Tonfall, den sie sich vermutlich von der Stichsäge abgeschaut hatte, sagte die Designerin: »Wir haben nur vier davon.« Was auch nicht gerade zu Emmas Entspannung beitrug.
    »Also, auf geht’s. Löffel in den Mund, genießen und dann ›Yogilight‹ … Pause … ›Der Joghurt, der anturnt‹. Wie beim Casting. Verstanden?« David war psychologisch wirklich kein großer Könner. Das Regieführen mochte er hervorragend beherrschen, doch den Umgang mit Schneiderinnen, die zum ersten Mal bei einem Werbespot mitmachten, hatte ihm keiner beigebracht. Mit seiner tollen Einleitung hatte er den Druck auf Emma gerade noch zwei Umdrehungen höher geschraubt. Vielen Dank.
    Der perfekt gefüllte Joghurtlöffel in Emmas rechter Hand zitterte so heftig, dass sie sicher war, alle anderen würden es bemerken. Doch keiner sagte etwas. Stattdessen kam Lolo noch einmal vorbei und zog den Lidstrich nach, trug etwas Gloss auf die Lippen auf und puderte erneut. Dann rief sie direkt neben ihrem Ohr so laut »Fertig!!!«, dass Emmas verheißungsvolles Häufchen mit Ananasgeschmack erneut in Gefahr geriet. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie die Food Designerin, die nicht weit entfernt ihre anderen Häufchen bewachte. Die Frau sah sie so streng an, dass Emma beschloss, sich nur noch auf den vollen Löffel in ihrer Hand zu konzentrieren.
    Dabei hätte sie beinahe Davids »Bitte« überhört. Doch da war es wohl gewesen, denn auf einmal wurde es so still, dass ihr klar war, auf wen es jetzt ankam. Die Kamera und die meisten der Teammitglieder waren diesmal so nah, dass sie glaubte, ihren Atem zu hören.
    Also nichts wie Löffel in den Mund … genießen, genießen, genießen und … schlucken: »Yogilight« … Pause … »Der Joghurt, der anturnt«. Puuuh, geschafft. Emma war so erleichtert, sich weder versprochen noch verschluckt zu haben, dass sie diesmal ganz ehrlich strahlte.
    David tauchte hinter der Kamera auf und meinte: »Versuch’s doch mal ein bisschen kecker.« Zu früh gefreut. Das Martyrium war offensichtlich noch nicht zu Ende.
    Die Ersatz-Stichsäge brachte ein neues wohlproportioniertes Häufchen, reichte es Emma wieder höchst vorsichtig und nahm den benutzten Löffel mit. David sagte »bitte« und Emma ihren spannenden Satz – diesmal natürlich etwas kecker. Tatsächlich wusste sie gar nicht so genau, wie sie das machen sollte, versuchte es aber natürlich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Schließlich hatte sie keine Lust, alle vier Joghurthäufchen zu verschleißen, während die anderen Darsteller alle nur einen einzigen Durchgang gebraucht hatten.
    »Das war ganz okay, versuch’s einfach noch mal«, war diesmal Davids Urteil. Und man musste kein Werbeprofi sein, um zu verstehen, was er wirklich damit meinte: »Ganz okay« hieß »nicht gut genug«, um nicht zu sagen »zu schlecht«. Was offenbar auch für Emmas nächsten Versuch galt, denn der Regisseur wollte noch einen.
    Die Löffelfrau zischte: »Das ist der Letzte!« und überreichte ihr das vierte weiße Häufchen. Emma wurde schon vom Geruch übel. Das hatte sie sich alles ganz anders vorgestellt! Zwischen ihren Träumen vom glamourösen Schauspielerinnendasein und dieser qualvollen Realität lagen Welten!
    Als es auch beim nächsten Anlauf nicht klappte, war die Stimmung des gesamten Teams unter dem Gefrierpunkt. Kevin, Denise und Michi rollten überheblich mit den Augen, und der Rest der Crew trat genervt von einem Bein auf das andere. Die Grauen Herren aus der Chefetage diskutierten hektisch, während sie ruhelos

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