Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
nicht hundertprozentig perfekt lief, sofort bemerken. Alles. Jede Kleinigkeit. Was für eine grauenhafte Vorstellung!
»Stopp, stopp, stopp, so geht das nicht«, schrie gleich darauf der Regisseur und deutete mit dem Finger auf sie, »Emma ist nicht gut gelaunt genug!« O nein, welche Blamage! Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Jetzt starrten auch noch die restlichen Darsteller auf sie und rollten genervt die Augen.
»Und – bitte«, ertönte es da noch einmal, diesmal von hinter der Kamera.
Was für ein Glück! Die Blamage, die soeben in Emmas Kopfkino abgelaufen war, ließ sich noch verhindern. Sie musste sich jetzt nur zusammenreißen und einfach besonders gut gelaunt diesen Joghurt genießen. Der erste Löffel, den sie nahm, schmeckte nach Ananas. Ausgerechnet. Sie hasste Ananas. Egal. Gut gelaunt, einfach gut gelaunt. Sie strahlte ihre Mitspieler an, und die strahlten zurück. Schließlich wussten ja auch sie, dass jetzt die Kamera lief. Im So-tun-als-ob waren sie alle miteinander ganz große Klasse. Richtig filmreif. Mehr Schein als Sein … Leider.
Als die gute Laune fast unerträglich zu werden begann und Emma das Gefühl hatte, sie könnte ihr breites Grinsen höchstens durch Lippen-Amputation je wieder aus dem Gesicht bekommen, ertönte ein »Danke … Aus«.
David kam über die Wiese gelaufen und meinte: »Hört zu, wir machen es noch mal, wir müssen noch was am Licht verändern. Ihr macht alles genau so wie gerade eben.«
Nach diesem Versuch wollte David noch einen weiteren, weil offensichtlich etwas an der Kamerafahrt noch verbesserungswürdig war. »Aber ihr bitte wieder ganz genauso – toll.« Allmählich verlor Emma sämtliche Illusionen über die Werbebranche – mit Schauspielerei hatte das kaum etwas zu tun. Beschwingt lief der Regisseur zurück zur Kamera und gab kurz danach das Kommando. Und wieder schmeckte der Joghurt traumhaft, nachdem das »Bitte« ertönt war, und alle waren unglaublich gut gelaunt. Emma fühlte sich langsam ein wenig sicherer, auch wenn sie ihre »Kollegen« immer noch ziemlich doof fand.
Das dritte Mal brachte wohl das erhoffte Ergebnis, denn die Basti-Ersatzfrau verkündete laut, dass diese Einstellung »im Kasten« sei. Während das gesamte Team erneut in alle Richtungen ausschwärmte, trat sie an den Tisch und sagte: »Ihr habt kurz Pause. Wir richten jetzt die Nahen ein.«
Wenn Emma erwartet hatte, man werde sich jetzt ein wenig um sie kümmern, hatte sie sich gründlich getäuscht. Dieser Service war wohl richtigen Stars vorbehalten. Um Emma und ihre Kollegen kümmerte sich niemand. Vermutlich hätte sie einfach gehen können, ohne dass es irgendjemandem aufgefallen wäre.
Wäre das vielleicht eine Option? Emma dachte ernsthaft darüber nach, verwarf die Möglichkeit dann aber wieder. Was würde Jo von ihr denken?
Sie kam sich ziemlich allein vor. Ihre Mitspieler schlugen sich erneut den Bauch mit irgendwelchen Leckereien voll und prahlten immer noch mit ihren Filmerlebnissen. Warum musste sie bloß ausgerechnet mit diesen Hohlköpfen zusammen drehen? Hätte es da nicht ein paar nettere Kollegen gegeben? Oder existierten die vielleicht auch nur im Film?
Noch während Emma innerlich beschloss, dass sie mit diesen Jungspunden nichts zu tun haben wollte, rief die Basti-Ersatzfrau auch schon zur nächsten Probe. Wobei »Probe« ein recht schmeichelhafter Ausdruck dafür war, dass der Regisseur eine kurze Anweisung gab, die Beleuchter die Scheinwerfer nachrückten und die Maskendamen einmal kurz mit der Puderquaste über die Gesichter strichen. Der Ablauf war also auch bei den Nahaufnahmen nicht anders.
Während alle vier genau auf ihrer Position bleiben mussten, erklärte David dem Ersten, der drankam, was er zu tun hatte. Wie sich dabei herausstellte, hieß er Kevin, was Emma nicht im Geringsten wunderte, weil er genauso aussah. Kevin machte seine Sache gut. Er strahlte, lachte, genoss und war nach einem Durchgang schon abgedreht. Beneidenswert, dachte Emma und fühlte erneut den Druck, der auf ihr lastete.
»Den Hauptcharakter machen wir zum Schluss«, verkündete David anschließend und nickte ihr freundlich zu. Eigentlich hätte sie es lieber möglichst schnell hinter sich gebracht, doch daraus wurde wohl nichts. Zuerst musste sie noch die routinierten, fehlerfreien Leistungen der beiden anderen über sich ergehen lassen.
»Okay, jetzt bist du dran«, sagte David schließlich zu ihr, und Emma fühlte sich noch unwohler als zuvor. »Auf dich
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