Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
Ronan Keating plötzlich, obwohl der Song im Film jetzt noch gar nicht dran war. Das Lied kam aus Emmas Handtasche. »There’s a truth in your eyes saying you’ll never leave me.« Wer jetzt wohl noch anrief? Sie nahm das Handy heraus, aber die Nummer auf dem Display kannte sie nicht.
»Hallöchen! Wie war dein Dreh heute?« Da das nicht die Großmutter sein konnte, musste es Daniel sein.
»Ganz furchtbar«, brach es traurig aus Emma heraus, noch bevor sie sich überlegen konnte, ob es klug war, sich vor einem fast Fremden so sehr zu offenbaren. Aber heute hatte sie ohnehin nicht mehr die Kraft, Theater zu spielen. Und außerdem war es nun ohnehin zu spät.
»O nein, was ist denn passiert? So schlimm kann es doch gar nicht sein«, sagte der Regieassistent beschwichtigend.
»Ach, eigentlich will ich gar nicht drüber reden.« Wenn sie jetzt alles erzählen würde, müsste sie das Grauen des Tages noch einmal durchleben. Das schaffte sie jetzt einfach nicht.
»Kommt nicht infrage, dass du jetzt Trübsal bläst«, widersprach Daniel. »Jo und ich gehen gleich noch was trinken. Weißt du, was? Du kommst einfach mit, okay?«
»Ich weiß nicht so recht – ich bin eigentlich ziemlich erledigt.«
»Papperlapapp. Ich hol dich in einer Stunde ab.« Und weg war er.
Für ein Wiedersehen mit Jo hätte sich Emma wirklich bessere Gelegenheiten vorstellen können. Doch genau wie William konnte auch sie sich nicht einfach die Realität nach ihren eigenen Wünschen zurechtschneidern. Also musste sie sich dem Schicksal unterwerfen, das für sie heute Abend offensichtlich noch so einiges in petto hatte. Und sich unterwerfen hieß in diesem Fall, hurtig unter die Dusche und in ein angemessenes Outfit zu springen. Und das wollte wie immer mit Bedacht ausgewählt sein.
Die Kleider aus Pretty Woman und Konsorten waren für diesen Anlass sicherlich viel zu overdressed, aber vielleicht konnte sie sich aus einem der Filme doch ein wenig Anregung holen. Da sie die wichtigsten Szenen gerade noch einmal gesehen hatte, konnte sie sich auch die Klamotten mühelos ins Gedächtnis rufen. Zugegeben, Emma hätte das vermutlich sogar dann gekonnt, wenn man sie mitten in der Nacht überraschend geweckt hätte. Da war zum Beispiel die Stelle, an der es für Julia Roberts alias Anna Scott so ziemlich um alles geht. Diese Szene war doch durchaus mit Emmas gegenwärtiger Situation zu vergleichen. Schließlich musste es ihr gelingen, Jo trotz der heutigen Werbepleite weiterhin für sich zu begeistern.
Anna steht also vor William, trägt einen knielangen Rock, ein Twinset und Flipflops. Nicht dass Emma vorgehabt hätte, in Plastiksandalen zu ihrer Verabredung zu gehen. Aber dieses Outfit gab Anna etwas Zerbrechliches, das ihren geradezu legendären Satz meisterhaft unterstrich: »Ich bin doch nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn bittet, es zu lieben.« Nun gut, bei William hatte es nicht sofort gewirkt, doch nur wenig später war er wegen eben dieser Frau über alle Hindernisse hinweg durch die ganze Stadt gerast.
Diesem Vorbild folgend wählte Emma ebenfalls einen knielangen Rock – etwas Bein konnte man schließlich schon zeigen. Dazu zog sie ein Top mit Sternchenmuster und eine dazu passende Kapuzenjacke an. Ins Haar kam ein Band, das mit zwei Anstecksternen verziert wurde. Fertig. Das Make-up hielt sie, annalike, ganz dezent.
Als es nach einer Stunde Warten gegen neun endlich klingelte, warf sie einen letzten Blick in den Spiegel, schnappte sich ein Handtäschchen (denn auch das gehörte zum Outfit) und verließ die Wohnung.
»Hast du mich vergessen?« Ob Daniel dieses schwierige Pretty-Woman -Zitat erkennen würde, war die große Frage. Blitzschnell nahm sich Emma vor, bei der richtigen Antwort ihre lange Warterei sofort zu den Akten zu legen.
»Du siehst umwerfend aus«, erwiderte der Regieassistent und hatte damit seinen Kopf elegant aus der Schlinge gezogen. Dass ein Mann diesen Film so gut kannte wie sie, hatte sie bisher noch nie erlebt.
»Ich verzeihe dir«, führte sie den Dialog planmäßig zu Ende und hakte sich bei ihm unter, genau wie Vivian bei Edward.
»Sag mal, warst du beim Friseur?« Daniels prüfender Blick erinnerte Emma unsanft daran, was Lolo an ihren Haaren verbrochen hatte.
»Von wegen«, ereiferte sie sich, »das war diese doofe Maskenbildnerin. Die mochte meine Frisur nicht.«
»Sieht aber gar nicht schlecht aus, Cinderella. Es gibt dir so etwas Verruchtes.« Daniel war wirklich ein Spinner. Er
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