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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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auszuführen. Bei Tageslicht sah das Resultat noch besser aus als im Lampenschein. Schade, dass die Verabredung erst so spät stattfand, dass es draußen schon wieder dunkel war. Die neuen violetten Akzente ergänzte Emma mit einem lilafarbenen Haarreif in den schwarzen Locken, auf dem ein kleiner Schmetterling flatterte.
    Als sie sich geschminkt, frisiert und angezogen im Spiegel betrachtete, sah sie aus wie den Fünfzigern entsprungen. Das Pelzjäckchen, das sie dazu tragen wollte, unterstrich den Look ebenso wie die spitz zulaufenden, filigranen Stöckelschuhe. Alles war hundertprozentig perfekt – bis auf den Zeitpunkt. Emma war mit Daniel und Jo um einundzwanzig Uhr in einem Restaurant in Thalkirchen verabredet, und jetzt war es erst kurz nach sechs. Sie konnte ja wohl kaum über zwei Stunden nahezu tatenlos in ihrer Wohnung herumsitzen.
    Konnte man am Erscheinungsbild denn noch irgendetwas verbessern, um wenigstens einen Teil der Zeit sinnvoll zu nutzen? Nein, es war eigentlich alles am richtigen Platz, bis auf … Emma warf einen Blick auf ihr Dekolleté, das zwar jetzt, nach ihrer erfolgreichen Änderungsschneiderei, perfekt zur Geltung kam, aber doch ziemlich nackt wirkte. Etwas Schmuck hätte noch gut gewirkt. Doch sie selbst besaß nur wenige Stücke, von denen keines zu diesem Traum in Orange und Violett passte. Außerdem handelte es sich bei ihren Preziosen ausschließlich um billigen Modeschmuck, der ein Kleid wie dieses bestimmt nicht stilecht ergänzen würde.
    Lisa … Ja, Lisa, die hatte eine hübsche silberne Kette, an der ein Anhänger baumelte, in den ein kleiner Amethyst eingearbeitet war. Ein dezenter violettfarbener Stein, der ideal für dieses Ensemble aus Orange und Lila geeignet wäre. Emma war so begeistert von ihrer Idee, dass sie weder anrufen noch eine SMS schreiben wollte. Lisa war bestimmt daheim. Erst vor Kurzem hatte die Schwester sich bitter darüber beklagt, dass sie den Samstagabend meistens zu Hause verbringen musste. Außerdem lag Harlaching fast auf dem Weg nach Thalkirchen, und die Zeit bis einundzwanzig Uhr wäre damit bestens genutzt.
    Als sie die Wohnungstür hinter sich schloss, war Emma äußerst erleichtert, dass sie nicht untätig wartend in der Küche sitzen musste. Etwas Bewegung an der frischen Mailuft und die Gesellschaft der Schwester würden ihre Aufregung sicherlich lindern. Und Clara war vermutlich auch noch wach – eine bessere Ablenkung konnte es gar nicht geben. Schon wenig später trat sie so kräftig wie selten in die Pedale, als wollte sie ihr klopfendes Herz damit in Schach halten. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie Lisa und deren Familie natürlich eine glaubwürdige Erklärung für ihre ungewöhnlich elegante Aufmachung liefern musste. Diesmal kam sie wahrscheinlich nicht mit einem lässigen »Warum nicht?« durch. Und die Theatergruppe in Tutzing war da auch nicht die passende Erklärung.
    Aber »Theater« war vielleicht doch gar nicht so schlecht. Irgendjemand könnte ihr eine Karte geschenkt haben … Aber wer? Und warum? Während sie an der Steinmauer des Ostfriedhofs vorbeiradelte, bastelte sich Emma im Kopf eine Notlüge für Lisa zurecht. Vielleicht war es doch besser, wenn sie sich die Karte selbst gekauft hatte … Die Mädels … Ja, die Freundinnen und sie hatten beschlossen, endlich mal zusammen ins Theater zu gehen. Sehr gut. Selbst die Vögel in den Bäumen am Straßenrand schienen diese Erklärung zwitschernd gutzuheißen.
    Aber Lisa würde bestimmt wissen wollen, in welches Stück und wohin sie gingen. Und Emma war bereits am Wettersteinplatz und hatte sich darüber noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Ungeduldig kramte sie in ihrem Kopf nach den Überbleibseln ihres Deutschunterrichts. Besonders viele Theaterstücke hatte sie sich nicht gemerkt. »Faust«, »Kabale und Liebe«, »Romeo und Julia« und »Woyzeck« – das typische Repertoire einer Gymnasiumslaufbahn. Die Verfasser dazu fielen ihr schon gar nicht mehr ein. Und jetzt war sie schon an der Grenze zu Harlaching …
    Egal. Sie würde einfach sagen, sie habe den Namen des Stücks vergessen, weil sie es nicht kannte. Das würde ihr die Schwester sicher glauben. Und wenn sie nach der Karte fragte, würde sie auf Yvonne verweisen. Sie habe die Tickets besorgt und bringe sie mit. Für eine mittlerweile in Ausreden und Notlügen versierte Schauspielerin war diese Geschichte zwar nicht gerade ein Ruhmesblatt, doch fürs Erste musste das genügen. Und das würde es –

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