Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
Vom Netzwerk:
bestimmt.
    Emma bog in die Autharistraße ein und sah schon von Weitem Lisas Raumschiff-Haus, das aus den anderen Häuschen wie ein riesengroßer Bauklotz herausragte. Emma stellte ihr Fahrrad ab und drückte auf die Klingel. Im Inneren des Hauses hörte man keinerlei Geräusche. Clara kam nicht, wie sonst, lautstark brüllend zur Tür gelaufen. Lisa ermahnte sie nicht, sich etwas leiser zu freuen.
    Im Haus herrschte absolute Stille, und daran änderte sich auch beim zweiten und dritten Klingeln nichts. Ausgerechnet heute, da ihre Schwester ein dringendes Anliegen hatte, war Lisa das eine Mal im Jahr nicht zu Hause. Keine Kette, keine Gesellschaft, keine Ablenkung. Emma war einen Moment lang geneigt, ihrer Schwester das übel zu nehmen, doch dann musste sie zugeben, dass es Lisa zu gönnen war, wenn auch sie etwas erlebte – an diesem schönen, lauen Maiabend.
    »Knusper, knusper, Knäuschen. Wer klingelt an meinem Häuschen?«
    Emma fuhr erschrocken herum, als sie plötzlich jemand über den Zaun hinweg mit krächzender Stimme ansprach. Im Vorgarten stand Willi und grinste sie breit an.
    »Haben Sie mich erschreckt!«
    »Hast du mich erschreckt«, korrigierte er.
    »Ich? Ich hab überhaupt nichts gemacht.«
    »Wir waren schon mal beim ›Du‹. Hast du das vergessen?«
    »Natürlich nicht«, widersprach Emma, »ich war nur so überrascht … Was machen Sie eigentlich hier – allein? Ich meine …, du hier – allein?«
    »Na ja … Mein Geschäft geht gerade nicht so besonders gut. Und Henning hat da so ein paar Sachen in seinem Haus, die würden sich wunderbar zu Geld machen lassen. Aber jetzt hast du mich ja leider, leider auf frischer Tat ertappt.« Offensichtlich hatte Willi ihre Frage als Misstrauen verstanden.
    »Nein, nein, nein, so war das gar nicht gemeint«, beteuerte sie schnell. »Ich habe mich nur gewundert …« Dadurch wurde es vermutlich auch nicht besser. Vielleicht versuchte sie es mal anders: »Warum sind denn die Herrschaften nicht zu Hause? Die sind doch sonst immer da – am Wochenende.«
    »Ärzteball«, antwortete Willi trocken und knapp. Dann schwieg er.
    Aber Emma konnte doch gegen neunzehn Uhr nicht schon in Richtung Thalkirchen aufbrechen. Zu früh zu kommen wirkte leider so, als hätte man die ganze Zeit nur auf diese eine Verabredung gewartet. In ihrem Fall traf das zwar den Nagel auf den Kopf, doch das musste ja nicht unbedingt jeder gleich merken. »Und wo ist Clara?«, fragte sie deshalb weiter.
    »Soviel ich weiß, bei eurer Großmutter.« Das war ja wunderbar. Ihre Familie plante weitreichende Unternehmungen, ohne dass Emma etwas davon mitbekam. Nun war sie in der letzten Zeit auch ziemlich viel unterwegs gewesen, aber so schwer konnte das doch nicht sein, zum Telefonhörer zu greifen. Auch die Mutter hatte bei ihrem Gespräch heute kein Sterbenswörtchen darüber verloren.
    Und sie musste es wieder ausbaden. Jetzt stand sie hier mit diesem kanadischen Holzfällerverschnitt, der ja recht nett sein konnte, heute aber offensichtlich seinen maulfaulen Tag hatte. Vielen Dank auch.
    Jetzt beugte sich Willi konspirativ über den Zaun. »Ich bin tatsächlich sozusagen ›undercover‹ hier«, sagte er geheimnisvoll. Emma hatte eigentlich keine große Lust auf Schauergeschichten, aber es interessierte sie doch, was Willi im Garten der Merkers so trieb. Vielleicht setzte er ja heimlich schon mal ein paar Bäume? Deshalb fragte sie »Wieso?« und hoffte auf eine lohnenswerte Pointe.
    Willi erklärte: »Ich wollte mir den Garten endlich mal in Ruhe ansehen. Henning meint immer, er müsste zu allem seinen Senf dazugeben. Da kann einfach kein Bild entstehen.«
    »Was für ein Bild?« Emma verstand nur Bahnhof.
    »Das Bild im Kopf. Wenn man ein Stück Natur verändern will, muss man erst einmal auf ihre Stimme hören. Und das, was möglich ist, vor sich sehen.«
    »Und da plappert Henning ständig dazwischen?« Das fand Emma eine ziemlich lustige Vorstellung.
    »Genau. Erst wenn man verstanden hat, was die Natur einem über dieses Grundstück sagen will, kann man einen Garten richtig anlegen.«
    »Und am Samstagabend hast du nichts Besseres zu tun, als hier der Stimme der Natur zu lauschen?«
    »Gibt es überhaupt etwas Besseres?«, fragte Willi nur, und Emma kam sich wie ein kleines, dummes Mädchen vor. »Und was machst du heute Abend? Du hast dich ja wahrscheinlich nicht für deine Schwester so in Schale geworfen. Sieht übrigens toll aus.«
    »Danke. Ich wollte mir von Lisa nur noch

Weitere Kostenlose Bücher