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Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman

Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman

Titel: Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Barrett Alexandra Kranefeld
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den Nahen Osten. Ich setze mich dann immer sehr vehement für die Palästinenser ein, was Michael so richtig auf die Palme bringt. Sein Gesicht läuft rot an, und der Schweiß bricht auf seiner Stirn aus. Heather hat Angst, dass er dabei mal einen Herzinfarkt bekommt. Aber ich kenne Michael schon etwas länger als sie. Ihm machen diese Streitereien richtig Spaß. Kein Wunder eigentlich - schließlich ist er Anwalt.
    »Kannst du das Kind denn nicht im jüdischen Glauben erziehen, ohne gleich selbst zu konvertieren?«, frage ich sie.
    Heather steht am Herd und rührt mit einem Holzlöffel in einem Topf herum. »Ich will aber konvertieren«, beharrt sie und wischt sich die Hände an der Hose ab.

    »Im Grunde ihres Herzens ist sie doch schon Jüdin«, sagt Michael.
    »Ja, aber sehr tief auf dem Grund«, meine ich, worüber wir alle lachen.
    Heather ist der Prototyp einer weißen angelsächsischen Protestantin: blaue Augen, helle Haut und das blonde Haar adrett zum schulterlangen Bob gestutzt.
    Sie ist als Methodistin aufgewachsen. Vor ihrer Heirat hieß sie Smith. Und sie sieht aus, als wäre sie immer Cheerleader und Ballkönigin gewesen, was sie auch immer war. Sie backt fettfreie Haferkekse. Salat ist für sie eine richtige Mahlzeit. Sie kauft Kleider nicht im Schlussverkauf und Secondhand schon gar nicht. Sie fährt einen Saab. Und sie ist aus Charleston, South Carolina. Was ja eigentlich schon alles sagt.
    »Was kochst du uns denn Schönes?«, frage ich.
    »Meine neue Spezialität«, sagt Heather. »Ich nenne es Matze-Fatze-Spaghetti-Kugel. Geht ganz schnell.«
    Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.
    Michael wirft mir einen warnenden Blick zu und legt den Finger an die Lippen, schüttelt unmerklich den Kopf.
    Okay, schon verstanden. Wir sollen uns nicht über Heather lustig machen. Das ist nicht nett, und immerhin versucht sie es wirklich. Sehr sogar.
    Bevor wir uns zum Essen setzen, gießt Michael koscheren Wein ein.
    »Keine Sorge«, beruhigt Heather mich, als sie meinen Blick bemerkt. »Das ist der gute, nicht wieder dieser saure Traubenessig«, versichert sie mir. Wie immer die perfekte Gastgeberin, meine Freundin. Michael schneidet das Challah-Brot an und hebt zum Gebet an. Auf Hebräisch.
    Dann setzen wir uns. Michael und ich machen uns über das Essen her. Heather nimmt hier und da mal einen Happen. Oder eher ein Häppchen. Geht man davon aus, dass sie als
Schwangere für zwei isst, essen Michael und ich für vier - mindestens. Zwischen zwei Bissen mache ich eine kurze, gezielte Bemerkung über die Lage im Gazastreifen, woraufhin Michael zu einer langen Schimpftirade ansetzt. Genau das wollte ich hören.
    Danach heben wir sehr versöhnlich unsere Weingläser und stoßen auf das Baby an. Und darauf, dass Heather bald eine richtige Jüdin ist und Michael in der Zeitung war - mit Bild! Und dann trinken wir noch auf unsere Freundschaft. Alles in allem war das der mit Abstand schönste Abend, den ich seit Langem hatte.

14
    WENN ES darum geht, mich als seine Verlobte vorzustellen, bleibt Carlton unerbittlich. »Das sollten wir lieber noch ein bisschen geheim halten«, findet er. Und ich respektiere seinen Wunsch - schließlich will ich nicht, dass seine Familie denkt, ich hätte Torschlusspanik. Also sind wir seiner Familie und seinen Freunden gegenüber weiterhin nur Freund und Freundin. Ein typisches junges Pärchen eben, das zusammenlebt, gerade mit dem Studium fertig und voller Pläne, aber immer ein bisschen knapp bei Kasse ist. Fremden jedoch stellt Carlton mich stets als seine Verlobte vor.
    »Darf ich vorstellen - meine Verlobte«, verkündet er dann und legt mir den Arm um die Schulter. Ich muss gestehen, dass ich in diesen Momenten richtig stolz bin.
    Vielleicht hätte ich besser aufpassen sollen, als zwei alte Schulfreunde von Carlton - David und Elizabeth - uns mal besuchen kamen.
    »Nimm dich in Acht vor Carlton«, meinte Elizabeth. »Er liebt es, verliebt zu sein.«
    Damals hatte ich das als Kompliment verstanden. Immerhin war Carlton in mich verliebt. Ich war seine Julia. Mir war nicht klar, wie sie das gemeint hatte - bis es zu spät war.
    Carlton war darin verliebt, sich zu verlieben. Er mochte Anfänge - die Flitterwochenphase sozusagen. Zuerst brachte er mir jeden Abend Blumen mit. Doch nachdem er bei mir eingezogen war, ließ sein Eifer langsam nach. Ganz normal, dachte ich mir: Objekt der Begierde gewonnen, Verführung erfolgreich abgeschlossen. Blumen gab es noch an meinem Geburtstag

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