Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
Kohlenmonoxid? Nur dass es irgendein Gas ist. Aber wo kommt es eigentlich her? Also, ich meine jetzt nicht aus dem Herd, sondern ursprünglich.
Ich trotte ins Wohnzimmer, hocke mich vor mein Notebook und google erst mal. So was kann ich ja jetzt den ganzen Tag lang machen. Jetzt, wo ich so viel Zeit habe.
Ich gebe Kohlenmonoxidvergiftung ein. Weil es dazu ganze 1,6 Millionen Seiten gibt, nehme ich an, dass ich nicht die Erste bin, der diese Mordsidee gekommen ist.
Ich rufe eine Seite auf, die gleich zur Sache kommt und den Titel Tödliche Kohlenmonoxidvergiftung trägt.
Zufrieden reibe ich mir die Hände. Wahrscheinlich sehe ich dabei wie eine Gottesanbeterin aus oder wie eine dieser fiesen Schurkengestalten, die in Filmen immer leicht wahnsinnig rüberkommen.
Wäre doch gelacht, denke ich mir.
Kohlenmonoxid ist ein geruchloses, farbloses und extrem tödliches Gas …
Häh? Wie kann etwas denn extrem tödlich sein? Gibt es beim Tod noch irgendwelche Abstufungen? Tot ist tot, und tödlich ist tödlich, oder? Das extrem hat da gar nichts zu suchen, Leute. Extrem tödlich ist extrem überflüssig, wenn ihr meine bescheidene Meinung hören wollt.
Gasgeräte sollten stets eine blau - und nicht orange! - leuchtende Flamme haben , steht da.
Und wieder zurück in die Küche. Ich mache eine der Herdplatten an, die Gasflamme zischt hoch, und sie ist blau.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es in Carltons funkelnagelneuem Stadthaus defekte Gasleitungen oder Geräte gibt, erscheint mir zudem bedauerlich gering. Und selbst wenn ich wüsste, wie man die Zündsicherung kappt - der Typ kocht ja nie. Wenn es hochkommt, macht er im Laufe eines Jahres vielleicht einmal den Herd an, um sich ein Ei in die Pfanne zu hauen.
Also lese ich weiter. Und entdecke eine weitere Gefahrenquelle.
Kamine!
Super. Ich weiß, dass Carlton einen hat. Ich möchte betonen, dass ich keineswegs eine dieser Frauen bin, die wie eine Stalkerin nachts am Haus ihres Ex vorbeifahren, aber weil ich
zufällig mal wie eine Stalkerin nachts an seinem Haus vorbeigefahren bin, weiß ich das eben - was jetzt sehr praktisch ist.
Ein Kamin mit einem verstopften Rauchabzug bedeutet Todesgefahr. Ist der Abzug frei und gut durchlüftet, können die tödlichen Gase nach draußen entweichen. Ist dies nicht möglich, breitet das Kohlenmonoxid sich in den Wohnräumen aus. Auch ein Vogelnest im Schornstein stellt bereits eine tödliche Gefahr dar. Eine schlafende Person kann so binnen weniger Stunden das Bewusstsein verlieren.
Okay. Ich werde also wie Santa Claus in Carltons Schornstein klettern, dort ein kleines, aber tödliches Vogelnest deponieren und darauf hoffen, dass Carlton sich bald einen gemütlichen Kaminabend macht. Sehr wahrscheinlich - so mitten im texanischen Sommer … Und dass er am besten noch vor dem Kamin einschläft, auf seinem lächerlichen Bärenfell. Einschläft und nicht mehr aufwacht.
Carlton Connors, mein kleines Dornröschen.
Ich muss wieder an dieses Bärenfell denken. So ein richtig echtes Fell, oben mit Bärenschädel und unten mit Bärentatzen dran. Carlton hatte das Tier selbst erlegt, als er mit seinem Vater auf einem Jagdwochenende in Minnesota war. Und sich dann einen Vorleger aus dem armen Mädel machen lassen. Denn es war ja klar, dass Carlton eine Bärin erlegt.
Damals hat er mir erzählt, dass es ein einziger sauberer Schuss war, ein Volltreffer, aber mittlerweile weiß ich, dass es Carlton dazu an Konzentration und Fingerspitzengefühl mangelt. Wahrscheinlich hat er das arme Tier mit der Keule erlegt, ganz archaisch. Oder mit dem Schnellfeuergewehr.
Ich fand diesen Fellvorleger ja einfach nur scheußlich, aber Carlton mochte ihn natürlich sehr. Also habe ich eben das Beste daraus gemacht und das Ding ganz stilecht vor den Kamin gelegt.
Eines Abends, als wir gerade die Firma gegründet hatten und
Carlton erst spät nach Hause kam, erwartete ich ihn - splitterfasernackt auf dem Bärenfell - und kam mir sehr durchtrieben vor. Vor ein paar Tagen hatte ich einen Grafiker angeheuert, und zusammen hatten wir ein ziemlich cooles Logo entworfen. »Organics 4 Kids« in Regenbogenfarben. Und die 4 verkehrt herum, als hätte ein Kind es geschrieben.
Mit dem Entwurf bin ich dann zu einem Tätowierer und habe es mir als Henna-Tattoo auf den Hintern malen lassen. Und damit ausgestattet lag ich an jenem Abend sehr einladend auf dem Bärenfell. Kerzen hatte ich natürlich auch angezündet. Alles, was dazugehört.
»Na, na, na, was haben
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