Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
führen wird. Wenn es denn mal so weit ist.
Aber achthundert Gäste? Ich würde bestenfalls zwanzig Leute zusammenbekommen. Die Gäste wären so ungleich verteilt, dass die Kirche nach einer Seite kippen würde. Ich kann die Platzanweiser am Portal schon hören: »Braut oder Bräutigam? Nein, lassen Sie mich raten! Bräutigam - hab ich Recht?«
Ich gieße mir Wein nach.
Den ich auf ex austrinke.
Carlton schaut auf und meint: »Immer schön langsam mit dem Vino, Maddy.« Ich tue so, als würde ich ihn nicht hören.
Ein paar Minuten essen wir schweigend, und dann sagt Carlton: »Schau, Maddy - wir haben eben erst unseren MBA gemacht.« Er kratzt mit der Gabel über seinen Teller. »Jetzt ist es an der Zeit, dass wir ein ganz großes Ding auf die Beine stellen, Maddy. Unsere eigene Firma gründen, anstatt unsere Zeit mit Hochzeitsvorbereitungen zu verplempern und uns mit irgendwelchen Catering-Firmen herumzuärgern.«
Ha! Mein Stichwort. »Da hast du Recht«, sage ich. »Und weil wir ja gerade von Catering sprechen …«
Ganz aufgeregt stehe ich auf. Ich nehme Carlton seinen Teller weg und räume den kleinen Klapptisch ab.
»He! Ich war noch nicht fertig«, beschwert er sich lachend, aber ich tue, als hätte ich ihn nicht gehört.
Ich habe mir nämlich eine brandneue Geschäftsidee ausgedacht. Oder genauer gesagt: Ich habe sie mir nicht nur eben ausgedacht, sondern während des letzten Monats ununterbrochen daran gearbeitet. Und heute Abend ist es so weit, Carlton damit zu überraschen.
Neben meinem festen Job als Marketingassistentin für eine erstklassige PR-Agentur habe ich - sozusagen nebenbei - stundenlang vor dem Computer gebrütet, um Kalkulationen und Schaubilder für das von mir entwickelte Geschäftskonzept auszuarbeiten.
Jetzt schnappe ich mir meinen Portfolio-Ordner und breite ein paar Zeitungsartikel vor Carlton aus.
»Aha. Was ist das?«, fragt er. Ein Blick genügt, und ich weiß, dass er Blut geleckt hat. Sehr gut. So was ist genau Carltons Ding - etwas ganz Großes auf die Beine zu stellen. Dafür lebt er. Muss er von seinem Vater haben.
»Schau dir diese Artikel an. In allen ist davon die Rede, wie schlecht es um das Schulessen bestellt ist. Zu viel Zucker, zu viel Fett, zu wenig Nährstoffe. Tagtäglich bekommen Kinder an unseren Schulen ungesundes Essen vorgesetzt. Kein Wunder also, dass die Zahl fettleibiger Kinder immer rasanter ansteigt«, referiere ich und kann mich kaum noch bremsen.
»Und jetzt schau dir mal das an …« Ich breite noch mehr Artikel vor ihm auf dem Tisch aus.
»Whole Foods ist die am schnellsten expandierende Supermarktkette, die ausschließlich Bio-Produkte vertreibt. Hier in Austin haben sie jetzt einen fünftausend Quadratmeter großen Laden, und auch landesweit werden ständig weitere Filialen eröffnet. Je mehr Leute ganz bewusst auf eine gesunde
Ernährung achten, desto beliebter und auch erschwinglicher werden biologisch angebaute Lebensmittel. Meine Geschäftsidee bringt den Bio-Boom berufstätigen Eltern nahe - Eltern, die keine Zeit haben, ihren Kindern jeden Tag ein gesundes Lunchpaket zusammenzustellen, die aber möchten, dass ihre Kinder etwas Gesünderes essen als das undefinierbare Etwas, das sie in der Schule vorgesetzt bekommen.«
Mittlerweile bin ich voll im Präsentationsmodus: Ich gestikuliere wild mit den Händen, als wollte ich Carlton einschüchtern.
»Meine Geschäftsidee heißt ›Organics for Kids‹, Carlton - ein Bio-Lunchservice, der es berufstätigen Eltern leicht macht.«
Carlton schweigt erst mal. Ich zeige ihm die Tabellen und Schaubilder, die ich erstellt habe, gehe die Kalkulation durch. Das dauert eine ganze Weile, und als wir fertig sind, ist über eine Stunde vergangen.
»Es könnte wirklich funktionieren«, meine ich aufgeregt. »Wir bräuchten nur noch eine ordentliche Geldspritze, dann könnten wir loslegen.«
Ich betrachte meine Fakten, Schaubilder und Zahlenkolonnen, die über den Tisch verstreut liegen.
Schweigend sichtet Carlton die Unterlagen. Liest sich alles durch. Dann sitzt er einen Moment ganz reglos da, schließt die Augen.
Plötzlich springt er auf, wirft dabei seinen Stuhl um, packt mich und wirbelt mich im Kreis herum.
»Herrgott, Maddy - du hast es geschafft! Du hast es wirklich geschafft. Das ist es! Niemand - und ich meine wirklich niemand - ist bislang auf diese Idee gekommen. Ich muss meinen Vater anrufen! Er kennt haufenweise Investoren. Oh Gott, Maddy! Er wird davon begeistert sein. Ich
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