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Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman

Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman

Titel: Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Barrett Alexandra Kranefeld
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Zyanide. Eine Website nach der anderen klicke ich an. Zyankali hier, Zyankali da. So langsam entwickele ich mich zur Expertin. Zum Beispiel was man über Zyankali wissen sollte:
    Erstens: Es ist tödlich. Tödlicher als Arsen, Strychnin und der vorvorletzte Britney-Spears-Song zusammen.
    Zweitens: Es ist ein altbewährtes Gift, es hat Tradition. 1916 versuchten russische Höflinge, Rasputin mit zyanidversetztem Wein aus der Welt zu schaffen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges beförderten Goebbels, Göring und Konsorten sich mittels Zyankali selbst ins Jenseits. Und amerikanische Spione wurden mit kleinen Zyankalipillen auf geheime Mission geschickt - mit dem Auftrag, sich im Falle einer Gefangennahme selbst zu eliminieren.
    Drittens: Bei Ebay gibt es diese Todestabletten nicht. Schade eigentlich, denn ich bin mir sicher, dass die Nachfrage immens wäre. Viele enttäuschte Freundinnen und betrogene Ehefrauen würden ordentlich was bieten, um den Zuschlag zu bekommen. Die Auktion ist eröffnet, meine Damen!
     
    Ich stehe vom Schreibtisch auf und schlurfe in die Küche, um mir eine Kanne Tee zu machen. Es ist Samstagmorgen, gerade mal zehn Uhr, und ich stehe jetzt schon ganz neben mir. Was
soll ich den lieben langen Tag machen? Mir weiter Zyankali-Seiten im Internet anschauen?
    Ich weiß, dass ich froh sein sollte, frei zu sein und tun und lassen zu können, was ich will. Nur leider ist es dabei ohrenbetäubend still im Haus. Ich bin nicht frei, sondern allein. Allein mit einem großen fetten A. Allein in meiner Küche. Also schnappe ich mir in stiller Verzweiflung das Telefon. So viel ist sicher - wenn ich nicht jetzt gleich, sofort und auf der Stelle mit einem menschlichen Wesen spreche, verliere ich den Verstand.
    Ich rufe Heather an.
    »Geh schon ran, geh schon ran …«, sage ich beschwörend und hüpfe dabei auf und ab. Weil Heather sonst immer schon beim ersten Läuten rangeht, bin ich sehr besorgt, dass sie nicht zu Hause sein könnte.
    »Hey Maddy!«, zwitschert sie ins Telefon. Sie klingt etwas außer Atem. »Tut mir leid, ging nicht schneller. Ich streiche gerade das Kinderzimmer. Oh, das wird sooowas von niedlich!«
    »Wann kann ich es mir denn mal anschauen?«
    »Vielleicht in einer Woche«, sagt sie. »Was ist los?«
    »Du hast doch den Talmud studiert. Was steht da zum Thema Mord drin? Gibt es für Mord jemals eine Rechtfertigung?«, frage ich.
    »Nein«, erwidert Heather knapp.
    »Sicher? Ich dachte, im Judentum wäre Auge um Auge ein ganz großes Thema.«
    »Bleib mal kurz dran«, sagt Heather. Ich kann hören, wie sie herumkramt und dann in einem Buch blättert. »Hier. Hier steht was dazu«, sagt sie.
    »Und was?«
    »Da steht … Lass endlich los, Maddy .«
    »Okay. Aber denk doch mal an all die Morde im Laufe der
Geschichte, die wir für gerechtfertigt halten. Was ist mit Clint Eastwood in Erbarmungslos ?«
    »Das ist ein Film, Maddy«, erwidert Heather. »Das ist etwas ganz anderes.«
    »Willst du damit sagen, dass es okay ist, wenn Soldaten Dörfer bombardieren und Hunderte unschuldiger Frauen und Kinder umbringen, ich aber nicht mal meinen miesen Ex-Verlobten abmurksen darf?«
    »Genau genommen war er gar nicht dein Verlobter, Maddy.«
    Jetzt geht das schon wieder los! Heather nimmt es immer sehr genau.
    »Und was war mit dem Julia-Ring? Oder dem ›Ich beabsichtige dich zu heiraten‹? Na, was war damit?«, frage ich und klinge ziemlich vorwurfsvoll. So langsam gehe ich mir selber auf die Nerven.
    »Es war ein Versprechen, Maddy«, sagt Heather. »Ein Versprechen, das sich nicht erfüllt hat. Du kannst Carlton nicht ewig vorwerfen, dass er es sich anders überlegt hat.«
    Am liebsten würde ich Heather jetzt das Allerschlimmste erzählen, das Carlton mir angetan hat. Meinen Fall in aller Genauigkeit darlegen und sie mit richtig guten Argumenten überzeugen. Aber ich traue mich nicht. Ich schäme mich zu sehr. Es ist mir peinlich. Ich fühle mich gedemütigt. Angewidert.
    » Für immer, meiner Julia . Klar, nur ein Versprechen«, erwidere ich. » Für immer ist eben auch nicht mehr das, was es mal war.«
    »Er war ein echt mieser Typ, Maddy. Sei froh, dass du es gemerkt hast, bevor noch Schlimmeres passiert ist.«
    Noch Schlimmeres ist passiert, denke ich.
    Heather redet weiter und mittlerweile sehr schnell. Sie ist gar nicht mehr zu bremsen.
    »Stell dir nur vor, du hättest Carlton geheiratet und ihr hättet
Kinder gehabt. Was dann? Auf einmal findest du heraus, was für ein Schwein er ist, doch

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