Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
faltet erwartungsvoll die Hände unter dem Kinn.
Ich hole tief Luft. »Carlton und ich hätten da eine neue Geschäftsidee. Organics 4 Kids, ein Programm für gesunden Mittagstisch an Schulen. Er hat seinen Vater und ein paar Investoren dafür begeistern können, und wenn es klappt, bekommen wir von ihnen drei Millionen Dollar als Startkapital. Das Meeting ist nächste Woche. Es war nicht geplant, dass alles so schnell geht, Henry. Aber jetzt kommt die Sache auf einmal richtig ins Rollen und wir sind fast schon mitten im Geschäft.«
Henry pfeift leise durch die Zähne. »Muss ja phänomenal sein, euer Businessplan«, meint er. »Wenn sie so viel investieren wollen.«
Ich halte meinen schwarzen Ordner hoch. »Ich dachte mir, du magst ihn dir vielleicht mal anschauen«, sage ich und lasse den Businessplan auf seinen Schreibtisch fallen.
Henry rückt sich seine Brille zurecht und macht sich ans Werk. Ich warte, während er in den Unterlagen blättert. Dann liest er, langsam und gründlich. Ich schaue zu, wie er jedes Wort aufsaugt, alles durchdenkt. Leise tickt die Uhr. Fünfzehn Minuten vergehen. Dann zwanzig.
Schließlich schaut Henry wieder auf und sieht mich über den Rand seiner Brille hinweg an. »Du leistest wirklich ganze Arbeit, Madeline Piatro«, sagt er anerkennend.
»Danke, Henry. Dein Urteil bedeutet mir sehr viel.«
Er beißt sich nachdenklich auf die Lippe, und ich kann förmlich sehen, wie sein Verstand auf Hochtouren arbeitet. »Bist du dir sicher, dass du diese Idee Carltons Dad samt Konsorten überlassen willst?«, meint er dann und tätschelt den Ordner. »Was ich damit sagen will, Maddy - sowie sie ihr Geld investieren, verlierst du die Kontrolle über deinen Laden. Du machst zwar die Arbeit und wirst dafür bezahlt, wie jeder andere Mitarbeiter. Aber die Firma gehört denen.«
»Darüber haben Carlton und ich auch schon gesprochen. Wir wollen unsere Interessen natürlich wahren.«
»Tja, Carltons Interessen bleiben bestimmt gewahrt. Dafür wird Daddy schon sorgen. Aber was ist mit dir?«
Ich schaue auf den Julia-Ring an meinem Finger, drehe ihn versonnen und denke an die Widmung: »Für immer, meiner Julia.«
Lächelnd schaue ich Henry an. »Carlton und ich sitzen im selben Boot. Es wird dennoch unsere Firma sein, trotz der Investoren«, sage ich überzeugt und füge mit Blick auf den Businessplan hinzu: »Vieles davon war übrigens auch Carltons Idee.«
Henry wirft mir einen vielsagenden Blick zu. »Klar«, sagt er, und seine Stimme trieft vor Sarkasmus. »Also, Kindchen, das erzähl mal, wem du willst, aber mir brauchst du damit nicht kommen. Ich kenne dich nämlich, meine Madeline.« Er haut meinen schwarzen Ordner auf den Schreibtisch, dass es knallt. »Und das hier trägt eindeutig deine Handschrift. Herrgott noch mal, Mädchen - das ist eine brillante Idee! Warum hast du mich denn nicht gefragt, damit ich meinerseits ein paar Leute zusammentrommeln kann? Ich kenne ein paar nette
Investoren, die wahre Engel sind und bestimmt interessiert wären. Drei Millionen dürften es zwar nicht werden, aber da kommt schon was zusammen.«
»Ein ganz fantastisches Angebot, Henry. Plan B sozusagen, falls es bei dem Meeting am Dienstag nicht klappen sollte. Kann ja durchaus sein, dass Carltons Vater und seine Investoren Nein sagen.«
»Dazu werden sie nicht Nein sagen«, brummt Henry. »Wer ist Carltons Vater eigentlich? Sein alter Herr scheint wohl nicht ganz unbedeutend zu sein, wenn er so viel Geld an einen Tisch bekommt.«
»Forest Connors. Vielleicht hast du ja schon mal von ihm gehört?«
Henry schlägt mit beiden Händen flach auf den Tisch, dass es nur so kracht und ich vor Schreck fast vom Stuhl falle.
»Ob ich von dem schon mal gehört habe? Himmel Herrgott noch mal, Maddy! Was glaubst du eigentlich? Dass ich auf einem anderen Stern lebe, oder was?«
Henry ist jetzt so aufgebracht, dass sein Gesicht ganz rot anläuft. Okay, denke ich. Er scheint sich gerade so richtig in die Sache reinzusteigern.
»Ich fasse es einfach nicht! Forest Connors . Meine Herren! Du hast mir nie gesagt, dass Carltons Vater Forest Connors ist!«
»Weil ich eigentlich nicht gedacht hätte, dass …«
»Forest Connors ist ein ganz mieser Knochen. Der würde seine eigene Mutter bestehlen, wenn dabei was für seine Bilanz rausspringen würde«, lässt Henry mich wissen und verschränkt die Arme vor der Brust.
»Alle Achtung, Henry. Ich bin beeindruckt von deinem objektiven Urteil«, erwidere ich.
Henry
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