Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
Klinikaufenthalt leisten«, ließ Ronnie mich bei einem unserer Cheeseburgertreffen wissen. »Die guten Therapien kosten schnell mal dreißig Riesen«, sagte er.
Seine Idee war daher, für die in Schwierigkeiten geratenen Jugendlichen ambulante Therapieplätze zur Verfügung zu stellen sowie eine Vortragsreihe mit einschlägig erfahrenen, glaubwürdigen Rednern ins Leben zu rufen. Und das alles zum Nulltarif für die betroffenen Familien.
Nur leider gab es da ein Problem, und zwar kein geringes, und das war die Frage der Finanzierung. Theoretisch ist es eine gute Idee, kostenlose Aufklärung, Beratung und Entzugsprogramme anzubieten, aber nicht ganz so gut ist es, wenn niemand für die Kosten aufkommt.
Ronnie meinte, um die Finanzierungsfrage wolle er sich später kümmern. »Wenn es sein muss, gehe ich eben Klinken putzen«, sagte er. Und mich hatte er angeheuert, um ihm bei der Ideenfindung für einen neuen Slogan zu helfen.
»Ich will etwas ganz Neues, frisch und unverbraucht. Irgendwas, das den Leuten im Gedächtnis bleibt, Maddy«, instruierte er mich, während wir unsere leckeren, saftigen Cheeseburger mampften. Mein Bruder bittet mich wirklich selten um einen Gefallen, woraus ich ganz richtig schloss, dass
ihm das hier sehr wichtig sein musste. Diesmal hatte sogar er die Burger spendiert. Und deshalb machte ich mich umgehend an die Arbeit und betrieb einen ganzen Monat Brainstorming.
Das Ergebnis war die Sag einfach Ja zum Leben -Kampagne. Mein Bruder wollte einen Slogan, der sich in den Köpfen festsetzte, der für private Spender attraktiv war, das neue Programm bekannt machen und auf den Punkt bringen würde. Ich konzipierte eine vierfarbige Hochglanzbroschüre und konnte meinen einstigen Grafikdesigner von Organics 4 Kids überreden, mir bei der Gestaltung zur Hand zu gehen. Das Projekt wuchs mir so ans Herz, dass ich für den Druck sogar meine finanzielle Notreserve von Henry weiter schröpfte.
Dann fuhr ich zu meinem Bruder in die Rehaklinik.
An der Tür zu seinem Büro hängt ein neues Poster. Ein furchtbar kitschiges Poster mit einer unter Wasser schwimmenden Delfinfamilie - Papa Delfin, Mama Delfin, Baby Delfin. Darunter steht: »Jeder Tag ist ein Wunder.«
Ronnie weiß, dass ich im Anmarsch bin, weil der Typ vom Sicherheitsdienst ihm Bescheid gesagt hat. Jetzt reißt mein Bruder die Tür weit auf. »Du wirst es nicht glauben!«, sagt er und grinst über das ganze Gesicht.
Ich kann mir denken, was jetzt kommt.
»Wir haben das Geld!«, ruft er, knuddelt mich und hebt mich hoch, wirbelt mich im Kreis herum. Er kriegt sich kaum noch ein vor Glück.
»Welches Geld?«, frage ich, als ob ich nicht wüsste, was er meint.
»Na, für die Sag einfach Ja -Kampagne«, sagt er und strahlt mich an. »Zwanzigtausend Dollar von einem anonymen Spender! Zwanzigtausend , Maddy! Damit können wir alle Kosten abdecken: Bücher, Aufklärungsmaterial, Werbung. Wir haben Räume im Gemeindezentrum angemietet, und die ersten Kurse fangen in zwei Wochen an!«
Mein Bruder schüttelt den Kopf, als könne er sein unglaubliches Glück kaum glauben. Mit einem verzückten Seufzer lässt er sich in seinen Drehstuhl plumpsen. »Endlich«, sagt er und hebt höchst bedeutungsvoll den Finger. »Endlich können auch diese Jugendlichen Ja zum Leben sagen.«
»Das ist fantastisch, Ronnie.«
»Ist das denn zu fassen, Maddy? Ein anonymer Spender. Jede Wette, dass es selbst ein ehemaliger Abhängiger ist - bestimmt jemand Berühmtes. Vielleicht ein Schauspieler. Oder ein Musiker«, sinniert mein Bruder.
Als wäre ich Bono, denke ich.
Wie nicht anders zu erwarten war, hatte Dick Carltons Rad und die Uhr flott verkauft. Nachdem er sich eine Provision abgezogen hatte, die er als Aufwandsentschädigung deklarierte, instruierte ich meinen Mann für alle Fälle, den Rest auf das Spendenkonto der Sag einfach Ja -Kampagne einzuzahlen.
»Ich kann es noch immer nicht fassen«, seufzt mein Bruder. Er schaut zu dem Kruzifix auf, das an der Wand seines Büros hängt, und bekreuzigt sich. »Gott hat meine Gebete erhört.«
Ich muss an Carlton denken. Daran, wie er in dieses Lance-Armstrong-Fahrrad vernarrt war. Und in diese obszön teure Uhr. Ich muss daran denken, wie er mit dem Rad die Auffahrt hochgefahren kam, sich den Helm abnahm und irgendetwas Albernes sagte wie: »Ich bin unschlagbar.« Oder daran, wie er die Uhr während eines Meetings aufblitzen ließ oder wenn er eine Frau kennenlernte, die er attraktiv fand, oder einen Mann,
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