Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman

Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman

Titel: Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Barrett Alexandra Kranefeld
Vom Netzwerk:
unwirsch, und er sieht ziemlich verärgert aus. Gut so! Er sitzt noch immer, die Arme vor der Brust verschränkt, aber mittlerweile rutscht er sichtlich gereizt auf seinem Stuhl herum - wie eine Klapperschlange kurz vor dem Angriff.
    Ich schaue von oben auf Mr Allmächtig herab, dann fällt mein Blick auf sein Weinglas. Am liebsten würde ich ihm seinen edlen Brunello über den Kopf schütten. Aber ich widerstehe der Versuchung. Kein Grund, gleich eine Szene zu machen und das ganze Restaurant aufzuschrecken.
    Mit dem Finger deute ich auf seine Brust. »Ich will sie vor dir warnen«, sage ich. Und damit drehe ich mich auf dem Absatz um und steuere zielstrebig die Damentoilette an.
    Ich stoße die Tür auf. Nur eines der Klos ist besetzt, und hinter der Tür höre ich Nathalie schniefen und sich die Nase putzen. Klingt, als würde sie heulen.
    Ich klopfe, ganz sachte.
    »Nathalie, ich bin’s«, sage ich.
    »Lass mich in Ruhe«, schreit sie. Eine kleine Überreaktion, wie ich finde, aber was soll man von so einem jungen Ding auch erwarten? Auch wenn Frauen mit Anfang zwanzig schon die eine oder andere Erfahrung gemacht haben dürften, so haben sie doch meist noch keine richtig miesen Erfahrungen gemacht. Warte einfach noch zehn Jahre, meine Liebe. Dann verkriechst du dich auch nicht mehr heulend auf dem Klo, denke ich mir. Wäre Nathalie schon Anfang dreißig, würde sie jetzt mit mir vorne am Waschbecken stehen und tun, was jede halbwegs vernünftige Frau an ihrer Stelle tun würde - nämlich Klartext über Carlton reden. Mit Anfang dreißig würde sie die Gelegenheit nutzen, mich mit Fragen zu löchern. Und ich würde sie ihr gern beantworten, denn wie heißt es so schön? In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt.

    »Nathalie, du bist doch eine kluge Frau und hast eine vielversprechende Zukunft vor dir«, sage ich. »Ich weiß auch, dass du Carlton magst, weil er - auf den ersten Blick betrachtet - durchaus ansprechende Eigenschaften hat.«
    Zu meiner Überraschung reißt sie daraufhin die Klotür auf. Sie steht vor mir, zusammengeknülltes Klopapier in der Hand, schwarze Wimperntusche läuft ihr über die Wange.
    »Dir geht es doch gar nicht um Carlton und mich!«, schreit sie. »Du denkst doch immer nur an dich! Du kannst es nicht ertragen, dass Carlton loslässt und mit jemand anderem glücklich wird!«
    Ich sehe sie scharf an. »Stimmt«, sage ich ruhig. »Ich bin wirklich stinksauer auf Carlton, und das aus Gründen, von denen er dir wahrscheinlich nichts erzählt hat.«
    »Ja, weil er dich abserviert hat und du damit nicht fertig wirst!«
    Oh là là, jetzt wird sie aber persönlich.
    »Nathalie, als ich neunzehn war, sind meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Von einem Typen abserviert zu werden, ist wahrlich nicht das Schlimmste, was einem passieren kann. Glaub mir, so was kommt andauernd vor. Es … es gehört zum Leben einfach dazu«, sage ich mit ruhiger Stimme. Auf einmal klinge ich wie mein Bruder.
    Nathalie drängt sich an mir vorbei und eilt zum Spiegel. Sie dreht das Wasser voll auf und reibt sich verzweifelt die Wimperntusche aus dem Gesicht.
    Ich gehe zu ihr und reiche ihr ein Papiertuch.
    »Okay, ich hätte euer romantisches Abendessen vielleicht nicht stören sollen, aber ich glaube wirklich, dass in dir das Potenzial steckt, Leiterin der Finanzabteilung eines großen Unternehmens zu werden. Du hast dir bei der Berufswahl eine Sparte ausgesucht, in der Frauen noch immer in der Minderheit sind. Das finde ich sehr bewundernswert. Es ist nicht
immer leicht, aber ich glaube, dass du es schaffen wirst. Du bist nämlich eine wirklich gute Finanzanalystin.«
    Argwöhnisch betrachtet Nathalie mich im Spiegel.
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Weil wir Frauen zusammenhalten sollten«, sage ich. »Ich bin nicht hier, um dich gegen Carlton aufzuhetzen, Nathalie. Denn glaub mir - wenn er nicht mit dir zusammen wäre, dann wäre er eben mit einer anderen zusammen. Und ich kann ihm ja schließlich nicht all seine neuen Freundinnen verbieten, nicht wahr?«
    »Ich glaube, er hat schon jetzt eine Neue«, schnieft sie. Sie fährt herum und starrt mich mit ihren großen blauen Augen an. »Ich habe die Kondome gezählt, die er in dieser Schachtel im Bad hat, und da haben zwei gefehlt …«
    Ich zucke unwillkürlich zusammen. »Es freut mich zu hören, dass du ihn Kondome benutzen lässt, denn Carlton hat Herpes genitalis. Er kann Kondome nicht ausstehen, aber du solltest dich auf keine

Weitere Kostenlose Bücher