Verliebt verlobt verhaftet - Roman
Bord gekippt und ganz von Neuem angefangen. Was sollte sie denn noch anstellen?
»Ohh, das ist ja unglaublich süß! Das nehme ich auch.«
Beim Klang der vertrauten Stimme tauchte Savannah eilig hinter einer Reihe transparenter Morgenröcke ab. Was hatte Ashleigh hier zu suchen?
»Ist das alles?«, fragte die Verkäuferin in der hoffnungsvollen Erwartung, Ashleighs Dessous-Stapel möge sich um einige Exemplare erweitern.
Sie bekommt bestimmt Provision , dachte Savannah.
»Ja, das ist alles«, antwortete Ashleigh in diesem Moment.
Durch einen Schleier aus weißer Spitze beobachtete Savannah, wie ihre Kollegin eine Plastikkarte über den Tresen schob. Die Verkäuferin griff danach, zog sie durch ein Kartenlesegerät und reichte sie Ashleigh zurück.
»Danke, Miss Coltrane«, sagte sie.
Savannah blieb der Mund offen stehen. Miss Coltrane? Aber Ashleighs Nachname war doch Van Dyke.
»Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?«, sagte eine Frau mit mokkafarbener Haut hinter Savannah, die vor Schreck zusammenfuhr. Halt suchend streckte sie die Hand aus, wobei die Hälfte des Morgenrockständers auf den cremefarbenen Teppichboden fiel.
»Tut mir leid«, entschuldigte sie sich und bückte sich in derselben Sekunde wie die Verkäuferin, um die Sachen aufzuheben. Die Verkäuferin war schneller.
»Keine Sorge«, beruhigte sie sie freundlich, »ich kümmere mich schon darum.«
Savannah richtete sich auf. »Danke. Tut mir wirklich leid.«
»Was machen Sie denn hier?«, fragte Ashleigh, die sich bei dem Aufruhr hinter ihr umgedrehte hatte.
Trotzig kreuzte Savannah die Arme vor der Brust. Sie war nicht in der Stimmung, sich von Ashleigh »Ich heirate bald und bin deshalb etwas Besseres als du«-Van Dyke niedermachen zu lassen. »Ich kaufe hier ein, so wie Sie. Und weshalb hat die Verkäuferin Sie vorhin Miss Coltrane genannt?«
Ashleigh starrte sie für den Bruchteil einer Sekunde an. Ihre grünen Augen schienen ins Leere gerichtet zu sein, ehe sie mit einem verschwörerischen Lachen in ihrer Handtasche zu kramen begann. Sie zog die Karte heraus und musterte sie. »Ach, du meine Güte. Mary Coltrane und ich haben ständig hier eingekauft. Sieht so aus, als hätten wir die Karten vertauscht. Ich muss sie anrufen und ihr sagen, dass ich ihre Karte habe.«
»Oh.« Savannah war überrascht, dass Ashleigh so offen zugab, mit jemandem aus dem Büro befreundet zu sein. Vielleicht war sie ja doch nicht so übel, sondern hatte sich nur von den anderen Steuerberatern distanziert, weil sie neidisch auf sie waren.
»Hey, wieso besorgen wir uns nicht etwas zu essen, wenn Sie hier fertig sind«, schlug Ashleigh vor.
Savannah warf einen Blick auf ihre Uhr. Nur noch eine halbe Stunde bis zu ihrem Termin, und sie brauchte dringend neue Wäsche. Aber war das nicht genau das, was sie sich gewünscht hatte? Die Chance, sich mit jemandem wie Ashleigh anzufreunden?
Ihr Blick fiel auf den Ständer mit dem »Sonderangebot«-Schild links von ihr.
Vielleicht konnte sie ja zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. »Sehr gern«, erwiderte Savannah.
Mit einem flüchtigen Blick auf die Größe riss sie vier Höschen in bunten Farben vom Ständer und warf sie auf den Tresen. »Die nehme ich«, sagte sie zu der Kassiererin.
»Wollen Sie sie nicht anprobieren?«, fragte die Frau.
»Nein«, antwortete Savannah.
»Bei reduzierter Ware besteht aber kein Rückgaberecht«, warnte die Verkäuferin.
Savannah warf einen erneuten Blick auf die Größe, um sicher zu sein, dass sie passen würden. »Ich nehme sie«, wiederholte sie.
Die Kassiererin zuckte die Achseln und zog das erste Höschen über die Lichtschranke. Savannah reichte ihr ihre Scheckkarte und betete im Stillen, dass dieser Einkauf sie nicht vollends ruinierte. Wie peinlich, wenn ihre Karte vor der glamourösen Ashleigh zurückgewiesen werden würde.
Zum Glück wurde die Zahlung akzeptiert, und die Kassiererin reichte ihr die Karte gemeinsam mit ihren neu erworbenen Schätzen. Als sie und Ashleigh in die stets präsente Sonne traten, wuchs Savannahs Zuversicht im Hinblick auf ihr neues Leben. Vielleicht wurden Ashleigh und sie ja Freundinnen, und Ashleigh lud sie zu ihrer Hochzeit ein, ja, vielleicht bat sie sie ja sogar in letzter Minute, ihre Brautjungfer zu sein, wenn eine der anderen krank wurde oder verschwand, so wie Trish bei Savannahs Feier im Februar. Und vielleicht verliebte sich einer der Trauzeugen des Bräutigams in sie, wenn sie den ganzen Abend unterm Sternenhimmel
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