Verliebt verlobt verhaftet - Roman
tanzten.
Beim Gedanken, wie sie unter dem hellen Vollmond herumgewirbelt wurde, barfuß im warmen Sand, während die Wellen über ihre Zehen schwappten, stieß Savannah einen tiefen Seufzer aus. Sie hob den Kopf und blickte in die Augen ihres Fantasiemannes -
Und stolperte über eine nicht existierende Spalte im Asphalt auf dem Gehsteig, als ihr klar wurde, dass der Mann, von dem sie träumte, Mike Bryson war.
Savannah biss sich auf die Unterlippe. Sie musste einen Weg finden, dieser Träumerei ein Ende zu bereiten, denn sie würde ihr am Ende nur das Herz brechen. Mike würde nicht wegen ihr ins Hetero-Lager wechseln, deshalb musste sie sich diese Möglichkeit schleunigst aus dem Kopf schlagen. Außerdem hatte der arme Kerl schließlich nicht mehr getan, als sie ein einziges Mal auf die Nasenspitze zu küssen. Wie ein Bruder oder ein Freund. Darüber hinaus hatte er keinerlei Interesse an ihr gezeigt.
Warum war er dann ständig der Mittelpunkt ihrer Fantasien?
»Geht es Ihnen gut?«, erkundigte sich Ashleigh mit einem eigentümlichen Blick.
Savannah ließ ihre Unterlippe los. »Ja, tut mir leid. Es ist alles in Ordnung. Könnten wir uns nur kurz irgendwo ein Sandwich besorgen? Ich muss um eins wieder im Büro sein.«
Ashleigh lachte und winkte mit ihrem rosa lackierten Zeigefinger lässig ab. »Keine Sorge, irgendjemand springt schon für Sie ein.«
»Äh, ich will nicht, dass die anderen das tun müssen. Ein Stück die Straße hinunter ist ein Coffeeshop, wo es wirklich gute Sandwiches gibt. Holen wir uns lieber dort etwas.«
Ashleigh warf ihr dunkles Haar mit einer geübten Kopfbewegung über die Schulter. »Von mir aus«, willigte sie ein.
Als sie mit ihren Sandwiches an einem Tisch im Freien saßen, beschloss Savannah die Frage zu stellen, die ihr im Kopf herumging, seit sie Justine erklärt hatte, sie könne ihre Steuererklärung nicht erledigen. »Wussten Sie eigentlich,
dass Justine Prostituierte ist und keine Sexualtherapeutin?«
Ashleigh biss in ihren Vollkornweizentoast mit Tunfisch, kaute, schluckte und wischte sich den Mund mit ihrer Serviette ab. »Ich habe es vermutet, ja.«
»Aber Sie haben Mary Coltrane nicht gesagt, dass es falsch ist, eine Steuerrückzahlung für sie zu beantragen?«
Savannah nahm einen Schluck von ihrem Eistee und ließ die kühle Flüssigkeit einen Moment lang um ihre Zunge gleiten, während Ashleigh über ihre Antwort nachdachte. »Haben Sie all die Auszeichnungen an den Wänden im Besprechungsraum bemerkt?«, fragte sie nach einer Weile.
Savannah schob ihr unberührtes Truthahn-Povolone-Sandwich beiseite. »Ja«, antwortete sie und fragte sich, was sie mit ihrer Frage zu tun hatten.
»Len kriegt einen Bonus - einen großen Bonus - für jede dieser Auszeichnungen, die er von der Konzernzentrale verliehen bekommt. Er teilt den Betrag proportional mit allen Kollegen im Büro. Zur Mitarbeiterbesprechung jeden Montag bringt er eine Liste mit, aus der hervorgeht, wo jeder Mitarbeiter im Vergleich zu den anderen steht. Wie Sie wissen, bekommen wir alle dasselbe Gehalt. Deshalb ist das unsere einzige Möglichkeit, unser Einkommen spürbar zu erhöhen. Und so etwas geht nicht, indem man die Kunden wegschickt.«
»Ja, aber …«
»Letztes Jahr habe ich achtzig Prozent des Bonuspools bekommen«, unterbrach Ashleigh, während sie mit ihren ebenmäßigen weißen Zähnen noch ein Stück von ihrem Sandwich abbiss.
»Aber wir haben doch die Pflicht, im Interesse der Regierung und in unserem eigenen zu handeln«, protestierte Savannah.
»Und wenn wir Steuerrückzahlungen für Menschen beantragen, die illegale Geschäfte betreiben, unterstützen wir in den Augen des IRS die Legitimierung dieser Geschäfte. Wir sollten Menschen wie Justine melden und ihnen nicht auch noch dabei helfen, das System zu hintergehen.«
»Ich habe keinerlei Beweis dafür, dass Justine keine anständige Sextherapeutin ist«, erklärte Ashleigh mit Unschuldsmiene.
»Mary Coltrane aber schon. Sie hat Justine sogar geraten, eine GmbH zu gründen.«
»Und Mary wurde Anfang des Jahres wegen ihrer fragwürdigen Praktiken gefeuert. Also, wo ist das Problem?«
»Das Problem ist, dass Sie Marys Vorgesetzte waren. Haben Sie ihr gesagt, dass das, was sie tut, falsch ist?«
Zu Savannahs Überraschung beugte Ashleigh sich vor und tätschelte ihr den Rücken. »Natürlich habe ich das getan. Aber manche Menschen tun eben alles, um vorwärtszukommen, das wissen Sie ja selbst. Mary hat eben zu denen gehört, die
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