Verliebt verlobt verhaftet - Roman
Ashleigh.
»Tja, trinken wir aus und gehen zu den anderen zurück. Wahrscheinlich gehen wir in ein paar Minuten an Bord«, schlug Ashleigh geradezu unheimlich fröhlich vor.
Savannah kippte ihren Drink in einem Zug hinunter. Sie fürchtete, dass sie ihn brauchen würde.
Irgendwo über dem Golf von Mexiko warf Savannah ihre Hemmungen über Bord. Aus irgendeinem Grund wollte ihr der Satz »Zu sexy für den Gurt, zu sexy für den Gurt« nicht mehr aus dem Kopf gehen, und sie kicherte unkontrolliert vor sich hin, während sie die Schnalle abwechselnd öffnete und wieder zuschnappen ließ. Auf und zu, auf und zu. Erst als Ashleigh, die vor ihr saß, sich zu ihr umdrehte und sich langsam ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete, wurde ihr bewusst, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte.
»Wir sind wohl in Feierlaune, was?«, meinte sie.
Savannah grinste und wedelte mit den Händen, während sie auf ihrem Sitz hin- und herschwankte. »I feel like dancin’, dancin’, gonna dance the night away«, sagte sie, als sie mit einem Mal den Drang verspürte, aufzustehen und ihren Worten Taten folgen zu lassen.
Und genau das tat sie auch.
Sie stieß mit den Hüften gegen die Rückenlehne des Mannes auf der anderen Seite des Gangs, der ihr einen säuerlichen
Blick zuwarf und sich wieder seiner Zeitung widmete. Sie streckte die Hand aus, packte die Zeitung und drückte sie dem Mann auf den Schoß. »Tut mir leid«, sagte sie und begann zu kichern, weil ihr seine finstere Miene auf einmal so lustig vorkam.
Torkelnd tanzte sie noch ein paar Schritte durch den schmalen Gang der kleinen Maschine, ohne ein bestimmtes Ziel im Sinn zu haben. Es schien nur eine gute Idee zu sein, aufzustehen und ein wenig zu tanzen.
»Ma’am, alles in Ordnung mit Ihnen?«, erkundigte sich die Stewardess und legte besorgt die glatte Stirn in Falten.
»Hey, kennen Sie zufällig Mike?«, fragte Savannah, deren Kopf in einem Takt wippte, den nur sie hören konnte. »Er ist wirklich süß, was?« Sie beugte sich vor, legte eine Hand auf den Arm der Stewardess und flüsterte halblaut: »Nur dass er schwul ist, finde ich echt schade, oder nicht?«
»Ma’am, ich denke, es ist besser, Sie setzen sich wieder«, schlug die Stewardess vor.
»Mir ist schwindlig«, verkündete Savannah. Die Passagierkabine hatte angefangen, sich zu drehen, und Savannah fühlte sich, als sitze sie mitten auf einer Tanzfläche, während alle Paare im Walzertakt um sie herumschwebten. Immer weiter drehten sie sich, nur war Savannah diejenige, der schwindlig wurde. Sie legte sich die Hand auf die Stirn und schloss die Augen, doch die Welt drehte sich weiter. Es war kein unbedingt unangenehmes Gefühl, sie hatte nur etwas Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Sie versuchte, die Lippen zu schürzen, doch sie fühlten sich wie Gummi an. Was war nur mit ihr los?
»Ich glaube, ich muss Ihre Toilette benutzen«, sagte sie und schlug die Augen wieder auf. Vielleicht fühlte sie sich ja besser, wenn sie sich etwas Wasser ins Gesicht gespritzt hatte.
Die Stewardess trat beiseite und sah Savannah zu, wie sie sich schwankend durch den Gang arbeitete.
Als Savannah in den vorderen Teil des Flugzeugs gelangte, sah sie, wie ein männlicher Flugbegleiter ein kleines Mikrofon an den Mund hob, ehe seine Stimme durch die Kabine drang. Savannah lächelte. Zumindest dachte sie das.
Cool , dachte sie. Air-Karaoke .
Der Steward beendete seine Ausführungen über das Wetter in Key West und hängte das Mikrofon in eine Vorrichtung neben der Kaffeemaschine aus rostfreiem Stahl, ehe er den schweren Fehler beging und sich umwandte, so dass das Mikrofon unbeaufsichtigt war.
Savannah grinste, unfähig, ihre Begeisterung im Zaum zu halten.
Sie streckte die Hand aus, packte das Mikrofon und verschwand in der winzigen Bordküche. Okay, das würde ein Riesenspaß werden. Und sie würde Ashleigh und ihre neuen Freundinnen mit ihren Sangeskünsten beeindrucken. Sie würden schon sehen, was für eine ausgeflippte, witzige Frau sie war, und sie mit Einladungen überhäufen. Bald wäre sie so mit ihrem neuen glamourösen Leben beschäftigt, dass ihr altes langweiliges Selbst zu einer vagen Erinnerung verblassen würde.
»Okay, los geht’s«, sagte sie sich und wappnete sich für den Auftritt ihres Lebens.
Sie senkte den Kopf und trat aus der Bordküche, dann griff sie hinter sich, schaltete das Mikrofon ein und stand einen strategisch perfekten Moment lang reglos am vorderen Ende der
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