Verliebt verlobt verhaftet - Roman
Andere scheinen nicht in der Lage zu sein, die Zeichen zu lesen, selbst wenn sich besagter Kandidat im pinkfarbenen Armani-Seidenhemd an der Bar an einen anderen Kerl hängt. Wenn Sie zu Letzteren gehören - woran merken Sie letzten Endes, dass Ihr Angebeteter schwul ist?
a. Er hat Sie einige Male halb nackt gesehen, aber nie erwähnt, dass er mehr (bzw. weniger) haben will.
b. Er hat Sie einmal geküsst. Auf die Nasenspitze.
c. Er redet mit seiner Mutter. Oft.
Ja, traurigerweise sind all das Hinweise darauf, dass Ihr heißer Kandidat Angehörige des eigenen Geschlechts bevorzugt. Tut uns leid, Ihnen diese schlechte Nachricht überbringen zu müssen. Und wir sind mindestens genauso sauer darüber wie Sie, dass all die netten Typen heutzutage offenbar schwul sind.
Fünfundzwanzig
Mike hatte sich gerade einen großen schwarzen Kaffee bei Conch Republic bestellt, als sich sein Piepser meldete. Er sollte den Flug um 12:43 Uhr von Key West zurück nach Naples nehmen und hatte Anweisung erhalten, den Passagier auf 8C besonders im Auge zu behalten. Man hatte den Verdacht, die Frau könnte ihre »Lieferung«, die sie nach Naples bringen sollte, nach der Sicherheitskontrolle zugesteckt bekommen. Mike würde sich an ihre Fersen heften und sie vom Check-in bis zum Verlassen des Flughafens beobachten, wo sie in den Zuständigkeitsbereich der Polizei von Naples fiel.
Er nahm den vollen Pappbecher entgegen, legte zwei Dollar auf den Tresen, dann löste er den Piepser von seinem Gürtel und warf einen Blick auf das Display. Er hatte erwartet zu erfahren, wo sich seine Zielperson im Moment aufhielt, stattdessen bekam er die Anweisung, in das Büro der Security zurückzukehren.
Hmm. Was war los? Vielleicht hatte die Frau den Flug storniert. Oder sie war dumm genug gewesen und hatte versucht, die Drogen an der Security vorbeizuschleusen und war von den zuständigen Kollegen dort geschnappt worden.
Tja, er würde es gleich erfahren.
Mikes Schritte hallten auf dem Linoleumboden, als er den kleinen Flughafen durchquerte. Die meisten Passagiere waren in Freizeithosen und bunten Hemden mit Tropenmuster unterwegs,
doch selbst am Samstagmorgen gab es einige in Geschäftsanzügen oder Kostümen, die auf dem Weg nach Orlando, Miami oder Tampa waren, um irgendwelche Immobiliendeals oder Banktransaktionen über die Bühne zu bringen.
Mike zog seinen Ausweis aus der Brusttasche seines Jacketts und hielt ihn an das magnetische Lesegerät vor dem Sicherheitszentrum. Das Gerät piepste, ein grünes Licht leuchtete, und Mike hörte das unmissverständliche Klicken der elektrischen Riegel. Er öffnete die Tür und trat ein.
Die Räumlichkeiten des Sicherheitsdienstes waren eher unspektakulär mit grauem Teppichboden, weiß gestrichenen Wänden und einem Korridor, der zwischen den Büros verlief. Im ersten Büro auf der linken Seite waren Computer, Überwachungsanlagen mit Bildschirmen und einem Lautsprechersystem untergebracht. Der zweite Raum war der Besprechungsraum für die kleine Sicherheitsmannschaft, während im Zimmer gegenüber der Sicherheitschef des Flughafens saß. Das erste Zimmer auf der linken Seite diente als Befragungsraum und Verwahrungszelle für Passagiere, die auf das Eintreffen des FBI oder der hiesigen Polizei warteten.
Mike wandte sich dem Überwachungsraum zu, der jedoch leer war, also ging er weiter den Korridor entlang, um herauszufinden, warum er angepiept worden war. Er hörte das leise Weinen von jemandem - einer Frau - aus dem Befragungsraum. Wahrscheinlich handelte es sich um die Drogenkurierin, wegen der er nach Key West gekommen war.
Er steckte den Kopf in Joe Daniels’ Büro und sah den Sicherheitschef hinter seinem Schreibtisch sitzen.
»Hey, Joe. Haben Sie mich angepiepst?«, fragte Mike.
»Ja, als Sie draußen waren, habe ich einen Anruf bekommen, auf dem 10:04-Uhr-Flug von Naples sei eine Passagierin
völlig ausgeflippt und hätte versucht, ins Cockpit zu gelangen. Die Flugbegleiter konnten sie überwältigen, aber sie ist einem üblen Zustand. Hat sich übergeben … wahrscheinlich ist sie auf irgendwelchen Drogen. Die Frauen, mit der sie unterwegs war, meinten, sie hätten sie erst heute Morgen kennen gelernt. Eines der Mädchen arbeitet mit ihr zusammen, deshalb dachte ich, sie weiß vielleicht ein bisschen mehr über sie. Ich habe sie gebeten, ein paar Minuten zu warten, damit Sie mit ihr reden können. Sie ist drüben im Besprechungsraum.«
»Danke«, sagte Mike.
Ungebührliches Benehmen
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