Verliebt verlobt verhaftet - Roman
dass er das ständig tat. Er sollte wirklich einmal deswegen zum Arzt gehen.
»Worüber?«, fragte sie und hielt den Atem an, in der Erwartung, dass er sie fragte, ob sie ihn zurücknehmen würde, und in dem Wissen, dass sie - trotz allem, was in den Zeitschriften stand - möglicherweise Ja sagen würde.
»Über meine Steuern«, antwortete Todd. »Du musst sie dieses Jahr noch mal für mich erledigen. Sie sind sehr kompliziert. Ich habe letztes Jahr eine Menge verdient. Ich war der Topverkäufer in Nordmichigan«, erklärte er stolz.
Savannah spürte, wie ihr der Hörer zu entgleiten drohte, und verstärkte ihren Griff. Er wollte, dass sie seine Steuererklärung erledigte? Nachdem er sie in einer Stunde der Not im Stich gelassen hatte? Wie konnte dieser dämliche, egoistische, unsägliche …
»Ich glaube, ich kriege etwas zurückerstattet, deshalb hatte ich gedacht, du schaffst es vielleicht bis Montag. Robert will, dass ich nach Las Vegas mitkomme, und ich denke, das ist genau
das, was mir der Arzt geraten hat, nach allem, was ich im letzten Monat durchgemacht habe.«
»Nach allem, was du durchgemacht hast?«, wiederholte Savannah ungläubig.
»Äh, ja. Mit ansehen zu müssen, wie du direkt vor dem Altar verhaftet wirst, war nicht ganz einfach, weißt du.«
Todd klang verletzt. Savannah wünschte, er wäre hier, um ihm zu zeigen, was das Wort Verletzung bedeuten konnte. Dieser elende Mistkerl.
»Ich werde deine Steuererklärung nicht machen«, erklärte sie mit so fest zusammengebissenen Zähnen, dass ihre Backenzähne garantiert in der Kieferhöhle verschwunden waren.
»Das ist doch lächerlich. Du hast sie all die Jahre gemacht und kennst dich mit meinen Unterlagen aus. Das hast du doch im Handumdrehen erledigt.«
»Ich kann dir sagen, was ich mit meiner Hand mache! Ich knalle dir eine damit!« Mittlerweile schrie sie fast.
»Meine Güte, vergiss es. Ich hätte nicht gedacht, dass du gleich so emotional wirst. Es geht doch nur um meine Steuern.«
»Nicht emotional werden«, stammelte Savannah. »Du glaubst also, wir haben weiterhin geschäftlich miteinander zu tun, nachdem du mich derart im Stich gelassen hast?«
»Na ja, klar. Wieso denn nicht? Ich meine, wenn du einen neuen Wagen bräuchtest, würde ich keine Sekunde zögern, dir ein gutes Angebot zu machen. Aber vielleicht liegt es ja daran, dass ich eben einfach so bin«, erklärte Todd mit einer Selbstgefälligkeit, dass Savannah am liebsten durch den Hörer gegriffen und ihm eigenhändig die Mandeln aus dem Hals gerissen hätte.
»Weißt du was, Todd? Ich suche einen neuen Wagen. Und du kannst deine Steuerrückzahlung darauf verwetten, dass ich ihn nicht bei dir kaufen werde.« Savannah knallte den Hörer auf die Gabel, schnappte ihre Handtasche und die Zeitschrift und stapfte bebend vor Zorn hinaus in den Schnee.
Als sie ihren Wagen auf das lenkte, was in Maple Rapids als Gebrauchtwagenstraße durchging (in der ganzen Stadt gab es gerade einmal zwei Gebrauchtwagenhändler - den Laden von Todds Vater und den von Chip Hadley, dessen Sohn Barry in derselben Abschlussklasse wie Savannah gewesen war), hatte sie sich ausreichend beruhigt, um zu erkennen, dass sie weniger zornig auf Todd und seine Bitte war, sich um seine Steuern zu kümmern, sondern vielmehr enttäuscht darüber, dass er sie nicht zurückhaben wollte. Sie kam sich wie eine Idiotin vor, weil sie diesen Gedanken auch nur eine Sekunde in Erwägung gezogen hatte.
»Wann geht es endlich in deinen Schädel, dass es vorbei ist?«, fragte sie ihr Spiegelbild im Rückspiegel, als sie in Chip Hadleys Einfahrt bog.
Auf Mr. Hadleys Gebrauchtwagenparkplatz war nichts von der dicken, vereisten Schneeschicht zu sehen, die die Gehsteige bedeckte. Vermutlich hatte er irgendeinen armen Highschoolteenie engagiert, der jeden Morgen das Eis von den Frontscheiben kratzte. Sie stellte ihren Toyota mitten im Hof ab und stieg aus. Ein eisiger Windzug schlug ihr entgegen und kroch an ihren Beinen empor, die lediglich von der schwarzen Strumpfhose bedeckt waren. Sie wünschte, das Cape wäre etwas länger, denn so niedlich es auch aussehen mochte, für einen Wintertag in Michigan war es eindeutig nicht das richtige Kleidungsstück.
Sobald ihre Füße den Boden berührten, kam ein Verkäufer
zur Tür heraus, legte sich die Hände vor den Mund und blies hinein, ehe er sie in die Taschen seines dunkelgrauen Mantels schob.
»Hallo, Ma’am. Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.
Savannah wandte sich um und
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