Verliebt verlobt verhaftet - Roman
zurück, um aus Mikes Reichweite zu kommen. Seine wässrigen blauen Augen waren vor Angst aufgerissen, und Mike war sicher, dass keine weitere Einschüchterungstaktik notwendig wäre.
»Ich setze mich schon hin«, versprach er, worauf Mike zur Seite trat, um ihn vorbeizulassen. Er hörte das Schloss des Sicherheitsgurts einrasten und fing den amüsierten Blick der Stewardess auf, die sich in die Bordküche zurückgezogen und der Unterhaltung aus sicherer Entfernung gelauscht hatte. Als Mike auf den Gang trat, hatte er Mühe ernst zu bleiben, während er an dem Mann vorbeiging, der mit geschlossenen Augen auf seinem Sitz saß und tat, als schliefe er.
Mike kehrte zu seinem Platz zurück, wo er vorgab, das Bordmagazin zu lesen, während er diskret die drei Studenten auf der anderen Seite des Gangs im Auge behielt. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und sprachen leise miteinander, während die Passagiere um sie herum sie argwöhnisch beäugten. Mike spürte die Anspannung der anderen, wann immer einer der jungen Männer den Kopf wandte.
Wie gut, wenn dieser Flug endlich vorbei war. Er hatte eine ganze Reihe arbeitsintensiver internationaler Flüge hinter sich gebracht - Wochen, die sich wie ein ganzes Jahrzehnt anfühlten -, und man hatte ihm einige weniger anstrengende Inlandsflüge zugesichert. Und da es aussah, als wäre er in diesem Monat tatsächlich mehr als ein oder zwei Tage in Naples, könnte er sogar einen Termin mit den Bauunternehmern vereinbaren, die das alte Motel auf Vordermann bringen würden, das er letztes Jahr gekauft hatte. Er hatte sich vorgenommen, die vierundzwanzig Zimmer so umzubauen, dass etwa
ein Dutzend geräumiger Wohneinheiten daraus entstand. Sobald die Architektenpläne fertig waren, konnten die Baugenehmigungen beantragt werden, und mit etwas Glück würden sie sich innerhalb der nächsten vier bis sechs Wochen an die Arbeit machen. Mike konnte nicht länger warten. Er war nicht dafür geschaffen, ein Motel zu betreiben, nicht einmal mit der Hilfe seiner Mutter, und die Kosten, die der Unterhalt des meist leer stehenden Hotelbetriebs verursachte, begannen ihm allmählich über den Kopf zu wachsen.
Und nächste Woche würde es noch schlimmer werden. Er hatte keine Ahnung, welcher Teufel seine Mutter geritten hatte, als sie ihren Freunden, den Morriseys aus Pennsylvania, die Zimmer im Sand Dunes Motel angeboten hatte. Die Morriseys hatten erwähnt, ihre Kinder seien außer sich gewesen, weil sie sich erst in letzter Minute um die Urlaubsplanung für die Frühlingsferien ihrer Sprösslinge gekümmert und in Daytona Beach keine Zimmer mehr bekommen hatten. Seine Mutter, die unerschütterliche Optimistin, hatte Mike beruhigt, sie sei sicher, der Sohn und die Tochter der Morriseys und ihre zehn engsten Freunde würden keinen Ärger machen. Mike, der unverbesserliche Skeptiker, sah das ein wenig anders.
Er rieb sich die Stirn in der Hoffnung, den Schmerz hinter seinen Schläfen ein wenig zu lindern. Seine Mutter meinte es nur gut, aber manchmal war sie schrecklich naiv. So wie damals, als sie versucht hatte, ihn mit einer Stripperin zusammenzubringen, die sie am Strand kennen gelernt hatte. Der dreijährige Sohn der Frau hatte offenbar etwas in Moms Kühlbox entdeckt, was er mochte, und als die Mutter herbeigelaufen kam, um sich für das Benehmen ihres Sohnes zu entschuldigen, waren die beiden Frauen sofort Freundinnen
geworden. So etwas passierte seiner Mutter ständig. Sie schien kein Fünkchen Argwohn oder Boshaftigkeit zu besitzen.
Nicht dass Shaynas »Ich bin Exotiktänzerin, aber keine Stripperin«-Körper keinen Eindruck auf Mike gemacht hätte, und auch an der Art und Weise, wie sie ihren Lebensunterhalt verdiente, hatte er sich nicht gestoßen. Nein, es war ihr ungenierter Kokaingenuss vor den Augen des Kleinen gewesen, der ihn veranlasst hatte, die Flucht zu ergreifen. Und rückblickend betrachtet, konnte er nur den Kopf schütteln über seine Dummheit, die Frau nicht zu überprüfen, ehe er zugestimmt hatte, sich mit ihr zu treffen. Inzwischen sollte er es doch wissen. Seine Mutter war ein Magnet für schräge Vögel, und jede Frau, mit der sie ihn zu verkuppeln versuchte, hatte am Ende irgendein größeres Problem am Hals.
So wie diese Society-Lady und Mitglied des Clubs der oberen Zehntausend, die ihre Mutter bei einem Wohltätigkeitsessen kennen gelernt und die sich am Ende als Kleptomanin erwiesen hatte. Oder diese …
Mike unterbrach seine Grübeleien über die
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