Verliebt verlobt verhaftet - Roman
anderen »Hmm« musterte die Kundin die goldenen Slingpumps und schüttelte den Kopf, um Savannah zu signalisieren, dass sie ihr nicht gefielen. Beim sechsten Paar - einer goldenen Flechtsandale mit transparentem
Acht-Zentimeter-Absatz - waren sie endlich am Ziel. Die Frau stand auf und trat vor den Spiegel, dicht gefolgt von ihrem enthusiastischen Zwergspitz, und musterte die Schuhe einige Augenblicke lang, ehe sie sich zu Savannah umdrehte.
»Ich nehme sie«, formte sie lautlos mit den Lippen.
Eilig hob Savannah alle nicht in Frage kommenden Schuhe vom Boden auf und ging zur Kasse. Sie wünschte, Valeen käme endlich zurück, damit sie sie fragen konnte, was sie wegen der durchgekauten Sandale tun sollte. Sie konnten sie unmöglich noch zum vollen Preis verkaufen - nicht mit einem vollständig abgekauten Riemchen und den Bissspuren im zweiten. Es erschien ihr nicht fair, Valeen für den Schaden aufkommen zu lassen, zumal die Frau einfach dagesessen und zugesehen hatte, wie ihr Hund auf dem Schuh herumkaute, ohne ihn daran zu hindern.
Gerade als Savannah der Kundin eine Rechnung über beide Schuhpaare vorlegen wollte, kam Valeen zur Tür hereingerauscht. Die beiden tauschten Luftküsse und begrüßten einander mit den typisch hohen Stimmen von zwei Frauen, die sich kaum kennen, aber so tun, als wären sie Busenfreundinnen.
Während Valeen und die Kundin über die bevorstehende Hochzeit plauderten, schob Savannah ihr den Kreditkartenbeleg über den Tresen zu.
»Was ist denn das?«, fragte die Frau, aus deren Stimme schlagartig jede Freundlichkeit verschwunden war, und kniff die Augen zu gefährlichen Schlitzen zusammen.
»Äh, Ihr Kreditkartenbeleg?«, erwiderte Savannah und wand sich innerlich, als ihr auffiel, dass die Worte wie eine Frage klangen.
»Da stehen aber zwei Paar Schuhe drauf, obwohl ich nur eines kaufe. Wollen Sie mich ausnehmen?«, fragte sie vorwurfsvoll.
Valeen nahm ihr den Kreditkartenbeleg aus der Hand und lachte. »Tut mir leid, Yasmine. Savannah ist ganz neu, es muss ihr ein Fehler unterlaufen sein.«
»Äh.« Savannah räusperte sich und hustete, ehe sie zur Tür sah, als ziehe sie eine Flucht in Betracht. »Ehrlich gesagt ist es kein Fehler. Ihr Hund hat beide Riemchen an einem Paar Prada-Sandalen durchgekaut, und ich dachte, dass sie für den Schaden aufkommen muss. Wir können sie so nicht mehr verkaufen«, erklärte sie und hielt den ruinierten Schuh in die Höhe.
»Das hat mein kleiner Mooshie nicht getan«, log die Kundin. Und was noch viel schlimmer war - sie warf Savannah einen Blick zu, als wollte sie sagen »Ich weiß, dass Sie wissen, dass ich lüge. Zu schade, dass Sie nichts dagegen tun können.«
»Doch, er …«, begann Savannah, doch Valeen brachte sie mit einem weiteren falschen Lachen zum Schweigen.
»Keine Sorge«, beruhigte sie die Kundin und schob Savannah zur Seite, so dass sie den Zahlungsvorgang löschen und noch einmal von vorn anfangen konnte.
Savannah bemühte sich um eine freundliche Miene, doch innerlich kochte sie vor Wut. Es war absolut grundverkehrt, die Frau damit davonkommen zu lassen, doch wenn Valeen bereit war, für den Schaden aufzukommen, sollte sie es wohl dabei bewenden lassen. Aber leicht fiel es ihr nicht.
»Bis dann, Yasmine. Viel Spaß bei der Hochzeit«, rief Valeen ihr nach, als die Kundin ihre Schuhe und ihren nervtötenden Hund nahm und den Laden verließ.
Die Ladentür schloss sich hinter ihr, und Savannah holte tief Luft. »Aber ihr Hund hat die Schuhe zerkaut«, erklärte sie. Ihr Gerechtigkeitssinn verbot ihr, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen.
»Stimmt«, bestätigte Valeen, die den Verlust eines Zweihundertfünfzig-Dollar-Schuhpaars gelassen hinzunehmen schien. »Und jemand wird für den Schaden bezahlen müssen. Sehen Sie, Savannah, wenn Sie den Laden leiten, sind Sie verantwortlich für das, was mit den Schuhen in Ihrer Obhut passiert. Deshalb erwarte ich noch heute einen Scheck von Ihnen. Natürlich unter Berücksichtigung unseres Angestelltenrabatts von vierzig Prozent.«
Und damit verschwand sie im Lager und ließ Savannah zurück, die ihr mit offenem Mund nachstarrte und sich fragte, wie viele Stunden sie arbeiten musste, um den Verlust in diesem neuen glamourösen Job auszugleichen.
Ihr Leben - holen Sie sich’s!
Sie sind erst seit kurzem in der Stadt und hatten noch keine Gelegenheit, neue Leute kennen zu lernen. Es ist Freitagabend, und Sie haben sich in Schale geworfen, wissen aber nicht, wohin Sie
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