Verliebt verlobt verhaftet - Roman
sorgen, dass die Straßen für alle sicher blieben. Als den Stadtvätern und Geschäftsleuten endlich auffiel, dass der finanzielle und emotionale Preis, diese Horde jedes Jahr zu beherbergen, in keinem Verhältnis zum Gewinn stand, der durch sie erwirtschaftet wurde, war es zu spät. Die Semesterferien in Daytona Beach waren zur Tradition geworden, und sie konnten nichts dagegen tun.
Zum Glück war Naples dieses Schicksal erspart geblieben, was zum Teil daran lag, dass die Hotels hier viel zu teuer waren, um für den armen Durchschnittsstudenten interessant zu sein. Außerdem lag es nicht in unmittelbarer Nähe der großen Universitäten im Süden - eine Tatsache, für die Mike noch dankbarer war, nachdem er einige Tage in Gesellschaft der Kids verbracht hatte. Die zehnfache Gästemenge würde er nie im Leben in den Griff bekommen. Nicht bei diesen ständigen Mätzchen.
Er konnte nur hoffen, dass sie sich im Lauf der Zeit ein wenig einkriegten. Ständig in der Sonne zu liegen und sich volllaufen zu lassen musste doch irgendwann langweilig werden, oder nicht?
Mike ging an den beiden Wohneinheiten im oberen Stockwerk vorbei zu seinem Zimmer. Im ersten Zimmer, das langfristig an ein ruhiges deutsches Paar vermietet war, das nur zeitweilig da war und die Miete pünktlich jeden Monatsersten bezahlte, war alles dunkel, und die Vorhänge waren zugezogen. Doch das war auch so, wenn sie hier waren. Abgesehen von der einen oder anderen Begegnung mit den Schmidts war der einzige Hinweis auf ihre Anwesenheit, wenn sie das
Zimmermädchen bestellten. Sie waren die perfekten Mieter - genau die Art, bei denen es Mike nicht wundern würde, wenn sie sich irgendwann als Profikiller, international gesuchte Juwelendiebe oder Serienmörder entpuppten, die ihre Opfer in Stücke hackten und sie in mit Zement gefüllten Eimern in einem Mietlagerraum deponierten oder so.
Savannah Taylor hingegen hatte die Vorhänge offen und das Licht in der Küche brennen lassen, so dass er einen ungehinderten Blick in ihr Zimmer werfen konnte. Doch da er nichts für Schnüffeleien übrighatte, blieb er nicht stehen, sondern registrierte lediglich mit einem Auge, dass es nichts Interessantes zu sehen gab. Kein Hinweis auf die Unterwäsche vom Vortag, das Bett war ordentlich gemacht, und es hingen auch keine roten Wäschestücke über der Stehlampe, so weit er sehen konnte.
Sieht nicht so aus, als hätte sie etwas zu verbergen, dachte er, als er weiter zu seinem Zimmer ging. Er öffnete die Tür und sah das Lämpchen auf seinem Anrufbeantworter blinken. Seltsam. Wegen seiner häufigen Reisen und unregelmäßigen Arbeitszeiten rief ihn nur selten jemand zu Hause an.
Er ließ seine Reisetasche aufs Bett fallen und griff nach dem Hörer. Die Nachricht stammte von Lainie Ames bei Intrepid Investigations, die sie regelmäßig mit der Überprüfung potenzieller Mieter beauftragten. Während seine Mutter sich lieber auf ihr Bauchgefühl verließ, traute Mike nur den harten Fakten, die im Gegensatz zu den Menschen keinen Grund hatten zu lügen.
»Hey, Mike, hier ist Lainie. Ich habe ein paar Informationen über Savannah Taylor für dich, die dich interessieren werden. Ich schicke dir einen Bericht per Fax ins Motel und lasse deiner Mom auch eine Kopie zukommen. Soweit ich
mitbekommen habe, hast du ihr ein Zimmer für eine ganze Weile vermietet, und … Tut mir leid.«
Mike ließ den Hörer sinken und stöhnte. Toll. Und was jetzt?
Er hatte seiner Mutter schon tausendmal gesagt, sie solle die Leute keine langfristigen Mietverträge unterschreiben lassen, ohne dass sie sie vorher überprüft hatten. Mit Unterschrift des Vertrages war der Mieter gesetzlich vor der Zwangsräumung geschützt. Aber in diesem Fall konnte er seiner Mutter wohl keinen Vorwurf machen, denn auch sein Instinkt hatte ihm gesagt, dass mit Savannah Taylor alles in Ordnung war. Tatsache war, dass sein Bauchgefühl ihm gesagt hatte, dass sie sogar mehr war als das. Und nun erfahren zu müssen, dass sie … na ja, noch wusste er ja nicht, was mit ihr nicht stimmte. Vielleicht erfuhr er aus Lainies Bericht, dass sie ihr Konto ein paar Mal überzogen hatte oder ihre Stromrechnungen immer erst auf den letzten Drücker bezahlte. Irgendwelche Fakten, die ihm sagten, dass seine Vermutung, sie sei in irgendeiner Weise kriminell, vorschnell gewesen war. Wahrscheinlich rührte diese Neigung daher, dass er sich in seinem Job zu häufig Worst-Case-Szenarien ausmalte und sich ständig »Was wäre,
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