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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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hatte erhängen wollen, so aggressiv werden konnte. Am Ende entschied Susi sich für Anna. » Sie ist es«, rief sie, » mit ihr betrügst du mich.« Anna war Deutschprofessorin an meiner Schule und als füllige Überfünfzigjährige weit außerhalb meines Beuteschemas. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich besser gestehen sollte, um dem Drama ein Ende zu bereiten. Ich weinte sogar ein paar Tränen über mein schwaches Fleisch. Das beruhigte Susi. Sie nahm mir das Versprechen ab, Anna nie mehr zu sehen, was natürlich unmöglich war, da wir am selben Gymnasium arbeiteten. Außerdem sollte ich mich von Antonietta, Pia und Vittoria fernhalten, was für mich nach dem beruflichen auch das soziale Aus bedeutet hätte. Ich versprach ihr alles. Wir verbrachten noch eine herrliche Woche miteinander, dann kehrte Susi nach München zurück, betrog mich mit meinem ältesten Freund Hans und ich beendete unsere Fernbeziehung.

    Bild 12
    Â»In dem Maße, wie die Liebe in dir wächst, wächst auch deine Schönheit; denn die Liebe is t d ie Schönheit der Seele.«
    Aurelius Augustinus
    Ich war zu jedem Abenteuer bereit. Eine neue Liebesgeschichte war für mich der Himmel, eine Trennung die Katastrophe. Ich war in der Ausbildung für die Ehe, was mir natürlich erst später bewusst wurde. Eine meiner letzten Lehrerinnen, bevor ich Amelie kennenlernte, hieß Traudi. Sie war angehende Waldorfpädagogin und verhütete aus Prinzip nicht. Ich wüsste gern, welchem Engel ich dafür danken darf, dass er alle unsere intimen Zusammenkünfte auf Traudis unfruchtbare Tage legte. Heute hat sie sechs Kinder und ich wäre todunglücklich mit ihr, denn Traudi ist in jeder Hinsicht ganzheitlich. Eine Weile hat mich das sehr fasziniert. Ich genoss es, von ihr mit wohlriechenden Ölen, die sie selbst zubereitet hatte, am ganzen Körper massiert zu werden. Ich sah ihr begeistert zu, wenn sie mit frei wippenden Brüsten im Mörser Gewürze zerstampfte und überfraß mich an ihren herzhaften Eintöpfen. Ich wälzte mich mir ihr bei einer Performance erst im Schlamm und hinterher auf einer Leinwand. Unser Werk tauschten wir gegen einen nicht kastrierten Kater, der uns beim Sex zuschaute und mir aus Eifersucht mit ausgefahrenen Krallen vom Schrank auf den Rücken sprang.
    Es war eine unglaublich sinnliche, aber auch geistig anspruchsvolle Zeit damals. Wir hörten jeden Tag gemeinsam eine künstlerisch wertvolle Schallplatte und interpretierten sie hinterher mit Hilfe von C. G. Jung. Wir planten, Prousts » Recherche« komplett zu lesen. In Waldorf-Kreisen galten wir als das Traumpaar schlechthin, trotzdem verliebte ich mich auf einer Fahrraddemo in Nina.
    Es war der berühmte Blitzschlag, in diesem Fall in Form eines fragenden Blicks aus hellgrünen Augen. Nina war ein sehr zurückhaltender Mensch, mit Mühe gelang es mir, sie zu einem unverfänglichen Treffen, einem Cappuccino im Café Freiheit, zu überreden. Und sogar darauf musste ich neun Tage warten. Neun Tage, in denen Traudi nicht entging, dass mein Magen ihre Eintöpfe nicht mehr vertrug, und ihre Ölmassagen kaum noch zum Ziel führten. Sie spürte, dass etwas mit mir nicht stimmte, und ließ mich keinen Moment unbeobachtet. Trotzdem gelang es mir herauszufinden, dass Nina unglücklich verheiratet war und mich » irgendwie anziehend« gefunden hatte.
    Das Treffen im Café rückte unaufhaltsam näher. Ich hatte ständig heiße Ohren und trockene Lippen, meine Finger zitterten wie die eines starken Rauchers unter Nikotinentzug. Ich verfasste Textbausteine für das Gespräch mit Nina und fand alle schrecklich. Dann war der Moment zum Aufbruch da. Ich ging zu Fuß, weil ich mir davon eine beruhigende Wirkung versprach. Mein Weg führte über die Waisenhausstraße zur Landshuter Allee und an dieser entlang bis zur Leonrodstraße. Auf der anderen Seite der breiten Kreuzung lag das Café Freiheit. Wenn Nina pünktlich war, saß sie bereits an einem der Bistrotische. Ich zögerte, ließ zwei Ampelphasen verstreichen und zögerte immer noch. » Ach, Nina«, seufzte ich. Dann bog ich links ab und kehrte nach Hause zurück.
    Traudi erwartete mich schon. Sie wedelte mit einem der Dialogentwürfe, die ich für das Gespräch mit Nina geschrieben hatte. Ich gestand sofort und schilderte ihr, wie ich mich im letzten Moment

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