Verliebt, verlobt - verrueckt

würde es zerreißen.
    Ist diese besondere Dreiecksbeziehung für ihn die erste Erfahrung dieser Art?
    Ich glaube, er ist sein Leben lang ein Naschkater gewesen, hat aber die wenigsten Frauen, mit denen er zusammen war, wirklich geliebt. Nachdem das mit uns passiert ist, hat er das Naschen sein gelassen. Es reicht ihm, zwei Frauen zu lieben. Eine dritte, vierte wäre selbst für ihn zu viel.
    Da sind Sie sich sicher?
    Ja.
    Und wenn Sie rausfinden würden, dass Sie sich getäuscht haben?
    Dann wäre es auch okay.
    Sie könnten ihn auch mit einer weiteren Frau teilen?
    Ja, solange ich mich geliebt fühle und ihn lieben kann.
    Dazu muss man sehr selbstbewusst und selbstständig sein, oder?
    Wenn Sie damit meinen, dass ich auch noch ein anderes Leben führe, das nichts mit ihm zu tun hat, stimmt das. Ich war nie eine, die ihr Leben ausschließlich nach einem Mann ausgerichtet hat. Deswegen, glaube ich, funktioniere ich auch als Geliebte so gut. Ich wäre schnell auf und davon, wenn bei mir zu Hause mein Mann auf dem Sofa warten würde. Oder ich auf ihn.
    Ihr Geliebter hat, wie es scheint, eine gute Wahl getroffen. D as wü rde wohl nicht mit vielen Frauen so klappen.
    Mit den wenigsten. Ich habe noch einen Vorteil: Mir fehlt das Eifersuchts-Gen. Ich bin nie eifersüchtig.
    Ahnt seine Frau etwas von Ihrer Liebschaft?
    Das wissen wir nicht.
    Könnte es sein, dass sie es toleriert?
    Das wäre möglich, ja. Sie spürt vielleicht etwas. Aber sie würde ihn nicht vor eine Entscheidung stellen, weil sie ja wirklich auch von ihm geliebt wird. Die beiden sind seit zwanzig Jahren zusammen und haben zwei Kinder.
    Hat sie vielleicht auch ihre Geschichten?
    Ja, das könnte ich mir vorstellen. In Frankreich, wo die beiden leben, ist das ja ziemlich normal. Hier in Deutschland hingegen habe ich Freundinnen, die mit so was überhaupt nicht umgehen können. Ich frage sie immer, was ändert das an deiner Liebe, wenn er auch mal mit einer anderen zusammen ist? Sie erklären, es würde ihr Vertrauen zerstören. Das verstehe ich nicht.
    Vielleicht, weil Sie die Männer grundsätzlich nicht so durchleuchten wollen?
    Genau das ist es. Ich will nicht alles wissen. Ich würde nie eine fremde Brieftasche oder ein Handy kontrollieren. So was ist mir ein Gräuel.
    Man schaut also nicht so genau hin und konzentriert sich mehr auf sich selbst?
    Ja, und man bohrt nicht im anderen herum. Ich finde diese stundenlangen Beziehungsgespräche schrecklich.
    Ist es für Ihren Geliebten nicht ziemlich kompliziert, seine beiden Geschichten rein organisatorisch im Griff zu haben?
    ( Lacht ) Ich glaube schon, aber er schafft es immer irgendwie. Es hilft ihm, dass er beruflich viel unterwegs sein muss. Mich würde es sehr stressen, wenn er in derselben Stadt leben würde wie ich, und wir immer Angst vor der Entdeckung haben müssten. Die Stadt, in der er lebt, ist für mich verbotenes Terrain.
    Sie reisen ihm auch nicht in die Ferien hinterher?
    Nein, ich bin doch nicht verrückt.
    Würden Sie mit ihm in einem Bett schlafen, in dem er schon m it se iner Frau geschlafen hat?
    Nein. Ich möchte auch nicht das Haus sehen, in dem er wohnt. Das ist seine Welt mit seiner Frau, wie es seine Welt mit mir gibt. Die ersten sechs Jahre habe ich ihn ausschließlich in Hotels getroffen, ich wollte ihn nicht in meine Wohnung lassen. Dann waren mal die Hotels in meiner Stadt ausgebucht und seither kommt er auch zu mir. Das war ein großer Schritt für mich. Ich suche kein eheähnliches Verhältnis. Ich brauche nicht seine Zahnbürste in meinem Bad und seine Klamotten in meinem Schrank.
    Wollten Sie nie Kinder?
    Nein. Aber das wäre vielleicht anders gekommen, wenn ich im passenden Alter einen Mann getroffen hätte, der unbedingt Kinder hätte haben wollen. Wobei das Ticken der biologischen Uhr bei mir nie besonders laut war.
    Dann beneiden Sie die Frau Ihres Geliebten auch nicht darum, dass sie mit ihm Kinder hat?
    Nein.
    Redet er manchmal schlecht über sie?
    Nie.
    Schwärmt er von ihr oder ist sie tabu?
    Nein, gar nicht. Er erzählt von seinen Kindern oder von Reisen mit seiner Familie. Er zeigt mir auch Urlaubsfotos mit seiner Frau drauf.
    Verrät er Ihnen, ob er noch Sex mit ihr hat?
    Das weiß ich.
    Ist Ihnen das unangenehm?
    Nein, wieso?
    Verwechselt er seine beiden Frauen manchmal?
    Zwei-, dreimal hat er mich mit ihrem Kosenamen angesprochen. Das war ihm sehr