Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
Vom Netzwerk:
mehr und mehr mit der Vernunft in wilder Scheidung und– ja genau– mit den Verrücktheiten der Freunde in hoffnungsvoller Liebe. Eine Beziehung mit oder ohne Staatsvertrag, in der die Partner möchten, dass es erst mal dem anderen besonders gut geht, hat eine gute Basis. Man erwartet nichts und bekommt in diesem Freiraum viel zurück. Das ist ein schönes Gefühl– jeden Moment.

» Ich glaube nicht, dass verheiratete Männer länger leben a ls le dige. Es kommt ihnen nur länger vor.«
    Anonym
    Warum es toll ist, mit einer emanzipierten Frau verheiratet zu sein – aber nicht immer
    Meine Frau ist so lieb! Jeden Morgen weckt mich würziger Kaffeeduft, der sich mit dem Geruch frischen Baguettes und Wachauer Marillenmarmelade mischt. Aus der Küche weht leise Musik herüber: » Je t’aime« von Jane Birkin und Serge Gainsbourg. Sie nähert sich auf Zehenspitzen meinem Bett. Ich schließe schnell die Augen, weil ich es liebe, von ihr wach gestreichelt zu werden.
    Â» Hoffentlich habe ich dich nicht zu früh geweckt, Liebling«, sagte sie, » sicher hast du wieder bis spät in die Nacht gearbeitet.« Sie reicht mir den Morgenmantel und hilft mir in die von ihr gehäkelten Hausschuhe. Wenn ich beim Frühstück den schön gedeckten Tisch und den noch schnell gepflückten Wiesenblumenstrauß lobe, errötet sie. Mein Platz ist der mit der besten Aussicht in den akkurat gepflegten Garten. Sie reicht mir die Zeitung. Selbstverständlich schweigt sie, solange ich mich mit internationaler Politik und Kultur befasse. Das Frühstücksei hat sie warm gehalten, es ist wachsweich, den Schinken hat sie bei einem italienischen Feinkostladen in der nächsten Kleinstadt geholt.
    Meine Frau weiß, dass ich als kreativer Mann nicht durch die Banalitäten des Alltags belastet werden darf. Zum Beispiel ist es für mich eine Qual, Kleidung einzukaufen. Zum Glück kennt sie meinen Geschmack und natürlich auch meine Konfektionsgröße. Zweimal im Jahr macht sie einen Streifzug durch die Läden. Durch beharrliches Verhandeln hat sie erreicht, dass man ihr Anzüge, Hosen und Hemden mitgibt. So kann ich alles in den eigenen vier Wänden anprobieren.
    Die Erziehung unserer Kinder habe ich ganz meiner Frau überlassen. Manchmal gerate ich in Verlegenheit, wenn jemand mich mit zu detaillierten Fragen nach Paulina und Leo überfällt– nach ihren Geburtstagen zum Beispiel. Aber meine Frau hilft mir immer aus der Patsche. Mit ihr habe ich das große Los gezogen und bin nur traurig, nicht offen von ihren Qualitäten schwärmen zu können– ich würde meine Freunde verlieren, die unsere Ehe jetzt schon voller Neid betrachten.
    So habe ich mir das heute Morgen ausgemalt, als Amelie mir kommentarlos einen Zeitungsartikel mit der Schlagzeile » Trend geht zu osteuropäischen und asiatischen Frauen« über den Tisch und mein Leberwurstbrot schob. Ich hatte schon länger darauf gewartet, dass sie endlich mit der internationalen Politik und Kultur fertig würde, und war dankbar, nun wenigstens über deutsche Männer lesen zu dürfen, die keine deutschen Frauen mehr heiraten wollen, weil diese ihnen zu emanzipiert sind. Ich erfuhr, dass Ukrainerinnen weniger ichbezogen sind. Sie würden ihren Mann unter keinen Umständen mit der Lokalberichterstattung abspeisen. Die Frage, wer morgens welchen Teil der Zeitung zuerst lesen darf, ist eines der großen Probleme in gleichberechtigten Partnerschaften – zumindest wenn beide gern mit der Titelseite beginnen. Amelie und ich könnten uns darauf einigen, dass der Klügere das erste Zugriffsrecht hat, aber da jeder von uns sich insgeheim für etwas intelligenter als den anderen hält, ist auch das keine praktikable Lösung. Früher haben wir uns abgewechselt, aber seit einiger Zeit nimmt Amelie sich selbstverständlich das erste Buch der Süddeutschen .
    Das kommt daher, dass ich die These aufgestellt habe, Frauen hätten im Gegensatz zu Männern keine natürliche Begabung für Politik. Amelie hat nur trocken gekontert, » bei fehlender natürlicher Begabung ist der Bildungsbedarf größer«, und mir die Politik aus der Hand gerissen. Seither ist mir keine Rückeroberung gelungen, weder durch Bitten noch durch Überredung. Da ich Amelie körperlich überlegen bin, könnte ich mit Gewalt drohen: » Her mit der Politik

Weitere Kostenlose Bücher