Verliebt, verlobt - verrueckt
dass ich mit einer Frau verheiratet bin, die mir bei Bedarf sofort eine Zusammenfassung der aktuellen politischen Ereignisse liefert, samt Analyse und Lösungsvorschlägen. Wozu brauche ich den ersten Teil? Ich spare eine Menge Zeit, wenn ich Amelie zu meiner Korrespondentin mache, und kann mich ganz auf meine kleine lokale Welt konzentrieren. » Bauer aus der Jachenau setzt ukrainische Ehefrau im Wald aus. Sie war ihm zu langweilig.«
Bild 23
»Eine geschiedene Frau: eine Frau, die geheiratet hat, um nicht mehr arbeiten zu mü ssen , und jetzt arbeitet, um nicht mehr h eiraten zu müssen.«
Anna Magnani
»Wenn es keine Hochzeiten gäbe, würden Männer durchs Le be n gehen und denken, sie machen keine Fehler.«
Kim Basinger
Warum es toll ist, mit einem emanzipierten Mann verheiratet zu sein â aber nicht immer
Manchmal stelle ich mirâ ähnlich wie Peterâ vor, wie es wäre, wenn ich einen anderen Mann geheiratet hätte. Einen, der seinen Heiratsantrag nicht unter dem Einfluss von Legionellen-Bakterien auf der Brüstung eines italienischen Ferienhauses gesungen, sondern mir bei einem romantischen Candle-Light-Dinner in einem Dreisternelokal ein Päckchen mit einem Brillantring überreicht hätte. Der mit einem anständigen Auto vorgefahren wäre, statt mit einem uralten Opel Kadett, und der kein armer Poet, sondern ein erfolgreicher Arzt, Jurist oder Unternehmer gewesen wäre, jedenfalls jemand, den man mit gutem Gewissen seinen Eltern vorstellen kann. (Das erste, was meine Mutter von meinem zukünftigen Mann sah, war ein Theaterstück, bei dem eine Magd vom Hausherrn auf offener Bühne a tergo genommen wurdeâ ein Erlebnis, das in ihr für viele Jahre den Eindruck entstehen lieÃ, ihr Schwiegersohn sei ein gefährlicher Sex-Maniac.)
Wenn ich also so einen klassischen Ernährer geheiratet hätte, würde ich heute vielleicht in einer teuer möblierten Villa oder einer tollen Stadtwohnung sitzen, hätte den Schrank voller Designer klamotten, ein Sport-Cabrio vor der Tür, eine Mitgliedschaft im Golfclub und jede Menge Freizeit, die ich mit Pilateskursen und Selbstfindungsseminaren füllen könnte. Meine Kinder würden von einer Philippinin betreut werden, und vielleicht hätte ich ein Verhältnis mit meinem Fitnesstrainer.
Klingt eigentlich nach einem angenehmen Leben, oder? Keine Ahnung, warum mich diese Vorstellung so wenig lockt. Angesichts der Tatsache, dass ich mich im Urlaub bereits nach drei Tagen zu langweilen beginne, wäre mir mit so viel Freizeit nicht gedient. Pilates finde ich überflüssig, und gefunden habe ich mich auch schon. Ãber die tolle Stadtwohnung würde ich mit mir reden lassen, aber was andere Statussymbole angeht, leide ich unter einem geradezu pathologischen Desinteresse. Weder stehe ich auf teure Autos noch auf Designerklamotten, auch Brillantringe lösen in mir einen Gähnreflex aus. Meine leidenschaftliche Verachtung des Golfspiels ist Lesern meiner Kolumnen bereits hinreichend bekannt. Was zum Teufel würde ich also mit einem solchen Leben anfangen?
Wahrscheinlich wäre ich längst depressiv und in psychotherapeutischer Behandlung. Noch wahrscheinlicher wäre ich geschieden.
Denn Männer, die ihren Frauen ein solches Leben » bieten«, wie man so sagt, haben im Gegenzug natürlich Ansprüche. Ihre Frauen » müssen« nicht arbeiten, deshalb sollen sie gefälligst dafür sorgen, dass zu Hause alles rund läuft, das Personal spurt und die Kinder funktionieren. Vor allem aber sollen sie repräsentativ sein, schlieÃlich ist eine solche Ehe ein Dealâ Geld gegen Schönheit. Spätestens ab Ende dreiÃig beginnt für diese Frauen der Wettlauf mit der Zeit. Sie werden älter, aber man darf es nicht sehen. Sie müssen um jeden Preis weiter attraktiv bleiben, sonst werden sie, den Gesetzen des Marktes entsprechend, irgendwann gegen eine Jüngere ausgetauscht.
Woher ich das alles wei� Ich kenne eine Menge solcher Frauen. Und ich möchte mit keiner von ihnen tauschen.
Niemals würde ich um eines bequemen Lebens willen auf meinen Beruf verzichten. Niemals könnte ich mich darauf beschränken, mir über Blumenschmuck und Tischdekorationen Gedanken zu machen, oder darüber, welchen Kuchen ich zum Schulfest mitbringe. Und schon gar nicht würde ich mich unter diesen absurden Schönheitsstress setzen, von dem
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