Verliebt verlobt Versace Roman
schob ich mich durch die Lifttüren, sobald diese sich öffneten, und drückte den E-Knopf. Ich hatte auf jeden Fall einen Preis dafür verdient, dass ich ging, nach dem ersten Mal und allem drumherum.
Die Nachwirkungen meiner Nacht mit Alex ließen mich wie auf Wolken gehen, so dass es mir gar nicht in den Sinn kam, stolz darauf zu sein, dass ich die Linie L ansteuerte,
direkt in den einfahrenden Zug sprang, am Union Square umstieg, um dann in nördlicher Richtung zum Grand Central zu fahren. Meine erste nicht vorher geplante Fahrt in der Subway, und ich hatte nur einmal auf den Plan schauen müssen.
Jenny war bereits zu Hause, als ich mit einem trinkbaren Kaffee in der einen und den Schlüsseln in der anderen Hand durch die Tür kam.
»Hey«, sagte sie und erhob sich vom Sofa, als ich durch den Raum flitzte. »Was ist denn los?«
»Ich muss meinen Blog schreiben«, rief ich ihr von meinem Zimmer aus zu. Und obwohl der Abend so gut gelaufen war, war ich noch immer ein wenig sauer auf sie und ihre Ein-Frau-Show. »Gib mir eine halbe Stunde.«
»Okay, aber dann möchte ich alle Details erfahren«, rief sie aus dem Wohnzimmer.
Ich schaute auf den Bildschirm meines Laptops. Er leuchtete ungeduldig und forderte von mir, jeden kleinen Tatbestand aus mir herausströmen zu lassen. Aber es ging nicht. Es war so leicht gewesen, fast kathartisch, über alles, was ich mit Tyler erlebte, zu schreiben, aber das hier war was anderes. Das wollte ich schützen. Anstatt also jede neue Position, jedes neue Gefühl auszuschlachten, drosch ich 200 Worte zu Angelas Abenteuer: Wann ist es in Ordnung, The Rules zu brechen? in die Tasten. Ich schrieb über Jenny und Jeff, die wieder zueinandergefunden hatten, darüber, dass man auch Verabredungen annehmen konnte, die weniger als zwei Tage im Voraus geplant waren, und ich ließ mich darüber aus, wie verdammt schwer es war, sich an diese blöden Regeln zu halten. Wer hatte die überhaupt aufgestellt? Bei all denen, die ich bisher kennen gelernt hatte, hatten sie, soweit ich wusste, jedenfalls nicht funktioniert. Erin hatte
ihre Männer schneller abgelegt als die Manolos der letzten Saison, und Jenny hatte ihren Ex betrogen, ihn aber zurückbekommen. Das stand so nicht in The Rules.
Ich hielt inne. Es gab so viel, was sich über Alex sagen ließe, aber es wollte sich einfach nicht in Worte fassen lassen. Nicht, dass ich Alex’ Existenz verleugnen wollte, ich wollte einfach noch nicht in Einzelheiten gehen. Oder erwähnen, dass ich dort übernachtet hatte. Oder dass ich den unglaublichsten Sex überhaupt erlebt hatte. Ich wollte das alles noch eine Weile für mich behalten.
Na gut, ich war bereit, es mit Jenny zu teilen. Und Erin. Und der Geschäftsführerin von Scottie’s Diner.
»Was ist aus Jennys Lebensentwurf geworden? Ich dachte, sie trifft alle großen Entscheidungen für dich«, wollte Erin wissen und trank ihr Eiswasser. »Wie sie das für alle anderen auch tut, ob es ihnen nun gefällt oder nicht.«
»Seit sie wieder mit Jeff zusammen ist, war sie keine große Hilfe mehr«, erwiderte ich und schüttelte den Kopf, als ich Jennys blödes Grinsen sah. »Mit ihr war eigentlich nicht mehr viel los, außer dass sie geil wie noch was war.«
»Was soll’s?«, grinste Jenny und mampfte in sich hinein. »Ich bin in Gedanken eben ganz woanders. Aber ich finde, und du weißt, dass ich Alex mag, dass du alles viel zu sehr überstürzt, wo du doch eigentlich nur Spaß haben solltest. Du bist doch gerade mal seit wann, seit zwei Wochen Single!«
»Sind das wirklich erst zwei Wochen?« War wohl so, auch wenn ich das Gefühl hatte, schon mein ganzes Leben in New York verbracht zu haben. »Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor.«
»Ein Grund mehr, dich weiterhin mit diesem Tyler zu
treffen«, meinte Erin und knabberte vorsichtig an einem Chip. »Wenn du dich schon Hals über Kopf in Alex verliebst, der, wie wir bereits wissen, sich durch halb Lower Manhattan gebumst hat, dann musst du wenigstens einen kleinen Teil von dir unberührt lassen. Und es nimmt Druck von dir, wenn du dich weiterhin mit Tyler triffst.«
»Wie ich sehe, hat Jenny dich bestens informiert«, sagte ich und warf Jenny einen finsteren Blick zu. »Aber er hätte mir auch nichts von seiner Vergangenheit erzählen müssen. Er hätte einfach, ihr wisst schon …«
»Dich benutzen können? Ich spiele jetzt mal den Advocatus Diaboli«, Jenny hob abwehrend ihre Hände, »und das ist alles, was ich tue, aber woher
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