Verliebt verlobt Versace Roman
gefallen war, wurde ich am Dienstag schon im Morgengrauen wach, entschlossen, Antworten zu finden. Erin und Jenny hatten recht, ich war nach New York gekommen, weil ich auf der Suche war, und zwar nicht nach Männern. Ich verließ das Haus sehr früh, vorbei an Erin, die auf dem Sofabett schlief, und Jenny, die in ihrem Zimmer schnarchte, froh, dass ich Gefährtinnen gefunden hatte, die keinen normalen Achtstundentag hatten. Ich hatte mir vorgenommen, so lange zu laufen, bis mir etwas einfiel, und ich nahm die Subway bis ans Ende von Manhattan und lief dann zurück zum Battery Park. Dies schien mir ein guter Ausgangspunkt zu sein. Als ich mich wieder über das Geländer beugte, zu dem Jenny mich vor mehr als vierzehn Tagen als Erstes geführt hatte, überlegte ich, inwieweit mein Leben sich unabhängig von den Jungs verändert hatte. Ja, ich hatte eine neue Frisur, neue Kleider (und eine fabelhafte Handtasche), aber (fast) noch wichtiger, ich hatte Selbstvertrauen. Ich lebte tatsächlich. Ungeachtet des vom Gesetz auferlegten und von der amerikanischen Einwanderungsbehörde durchgesetzten Zeitplans, hatte ich in den vergangenen beiden Wochen mehr gelebt als in den letzten zwei Jahren. Ich bedankte mich bei der Freiheitsstatue mit einem Lächeln und wandte mich dann nach Norden und dachte an all die anderen Dinge, für die ich dankbar sein musste. Jenny, die trotz ihrer leicht schizophrenen Jeff-Problematik ein wirklich guter Mensch war. Erin war ein wirkliches Schätzchen. Und ich schrieb tatsächlich. Ich schrieb in meinen eigenen Worten
für die Website einer riesigen internationalen Zeitschrift und war nicht mehr Ghostwriter von Büchern zum Film über mutierende Schildkrötenhelden oder Stilberaterin für zig Teenager.
Als ich aufschaute, wurde mir klar, dass ich mich auf Ground Zero zubewegte. Es war kaum zu begreifen, dass sich an diesem Ort schrecklichster Zerstörung so viel Leben tummelte. Läden, Hotels, Restaurants, Büros, alles Mögliche. Es schien doch noch gar nicht so lange her zu sein, dass ich im Fernsehen an dieser Stelle alles hatte zusammenfallen sehen, aber die ganze Stadt hatte sich einen Ruck gegeben und weitergemacht und sich um diese hässliche Narbe herum rasch erholt. Fast hätte ich mir auf der Straße eine Ohrfeige verpasst. Wenn jeder hier auf die Beine kommen und sich den Staub abklopfen konnte, warum musste ich dann trübselige Nabelschau halten? Es war wirklich so, wie Jenny gesagt hatte, New York war kein Ort, wo man sich selbst wiederfand, man kam hierher, um etwas oder jemand Neues zu werden.
In einem Starbucks mit Internetzugang loggte ich mich ein. Mein Blog war kurz und präzise. Angelas Abenteuer: Weitermachen mit dem Weitermachen . Ja, es gab viel Scheiße, in der ich mich suhlen könnte. Wenn ich wollte, könnte ich die nächsten fünf Jahre in Selbstmitleid baden, aber es gab auch vieles, worüber ich froh war, und von nun würde es in diesem Tagebuch nur noch darum gehen. Ich schickte es an Mary und starrte aus dem Fenster. Hin und wieder erhaschte ich mein Spiegelbild, wenn draußen ein Auto parkte oder jemand stehen blieb, um einen Blick hereinzuwerfen. Es sah jetzt nicht mehr fremd aus, es sah aus wie ich. Eine Schlacht gewonnen.
»Hey, entschuldigen Sie«, ein großes, schlankes Mädchen stand mit einem Mitnahmebecher neben mir. »Sind Sie nicht das Mädchen von der The-Look -Website?«
»Oh«, sagte ich aufgeregt. »Ja, das bin ich wohl.«
Sie setzte sich an meinen Tisch und strahlte mich an und befreite ihre roten Locken, die am Lipgloss klebten. »Ich wusste, dass Sie das sind, ich sah Ihre Marc-Jacobs-Tasche. Ich habe gerade Ihren letzten Eintrag gelesen. Meine Freundin ist geradezu besessen von Blogs und hat mir Ihren weitergeleitet. Ich bin Rebecca.«
»Oh.« Mir war nicht in den Sinn gekommen, dass Leute mich wiedererkennen könnten. O mein Gott. »Entschuldigung, ich bin Angela. Hat er Ihnen gefallen? Der Blog?«
»Mann, ich fand ihn urkomisch!« Sie grinste. »Es ist einfach, Sie leben genau mein Leben. Auch mein Freund hat mich betrogen, er war ein richtiger Mistkerl. Aber Ihr Leben ist weitaus lustiger. Und ich habe auch nicht gleich ein paar Tage darauf mit zwei tollen Typen angebandelt.«
»Oh.« Mir fiel wirklich nichts Besseres ein. Seit die Website erschien, hatte ich nicht mehr draufgeklickt, ich ertrug es einfach nicht, dieses frühere Bild von mir zu sehen. »Ganz so ist es auch wieder nicht, ich meine, Sie wissen schon.«
»Dann ist es
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