Verliebt verlobt Versace Roman
nickte. »Wenn ich alles tun könnte, würde ich mir eine Arbeitserlaubnis herbeizaubern, anfangen, richtig Geld für meine Arbeit bei The Look zu verdienen und hierbleiben, solange ich möchte. Nicht wegrennen, nicht Urlaub machen, nur leben. Zum Supermarkt gehen, Rechnungen zahlen, Wäsche waschen, ein Leben führen.«
»Dann tu es. Du bist jung, du hast Arbeit gefunden, beantrage doch einfach ein Visum. Bleib.«
»Das hört sich bei allen immer so an, als wäre es ganz
einfach«, entgegnete ich, lehnte mich zurück und starrte die Decke an. »Ich wünschte, es wäre so.«
»Weißt du, was ganz einfach wäre?«, sagte er und streckte seine Hand nach meiner Wange aus und führte meine Augen zurück zu seinen. »Wir gehen jetzt einfach zu mir. Und wir denken nicht mehr daran.«
Ich stellte mein Bier ab, das ich noch nicht mal halb getrunken hatte, und stand auf. »Ich bin das Nachdenken leid.« Ich nickte und streckte ihm meine Hand entgegen.
An diesem Abend, in dieser Nacht, in den frühen Morgenstunden war alles so intensiv wie beim ersten Mal. Am Donnerstagmorgen war ich seelisch und körperlich geschafft, aber so tief verstrickt, dass ich nicht wusste, wie ich jemals wieder herausfinden sollte. Es war schon schwer genug, den Weg aus dem Schlafzimmer zu finden. Nach mehreren Versuchen gelang es uns schließlich, uns in T-Shirts und Unterwäsche aufs Sofa zu setzen und seine neuen Demos anzuhören. Sie waren ganz aufs Wesentliche reduziert, nur Alex und seine Gitarre, und in nichts mit den Songs vergleichbar, die ich von seiner Band zu hören gewohnt war.
»Entstehen deine Songs alle so?«, fragte ich ihn, meinen Kopf in seinem Schoß.
»Ja«, er nickte und klopfte sanft den Rhythmus auf meinem Schlüsselbein. »Sie entstehen alle so. Manchmal baut was darauf auf, manchmal werden sie verworfen. Aber die hier sind noch ganz neu.«
»Ich finde sie sehr schön«, sagte ich und wackelte mit dem Kopf. »Sie sind so sanft.«
»Freut mich, dass du das so empfindest«, sagte er. »Sie handeln gewissermaßen von dir.«
»Wirklich?« Ich reckte meinen Hals und sah ihn an. »Tun sie das?«
»Jaa«, sagte er und schubste mich zärtlich an, um dann seinen Körper um mich zu wickeln. Ich konnte seinen Herzschlag spüren, der an meinem Schulterblatt schneller wurde. »Über dich, mich, über das. Dich kennen zu lernen, hat mir wirklich geholfen, einen klaren Kopf zu bekommen. Ich denke, ich weiß jetzt wieder, was ich will.«
»Das ist lustig«, ich spürte, wie mein Herzschlag sich seinem Rhythmus anpasste, »und du hast es geschafft, eine ganz gegenteilige Wirkung auf mein Leben auszuüben. Ich habe keinen blassen Schimmer, was ich will.«
»Ich denke schon, dass du das weißt«, sagte Alex, »du bist noch nicht bereit dazu, dich darauf einzulassen. Das ist okay. Aber ich bin bereit.«
»Und du wirst die Band also nicht auflösen?«, fragte ich und legte meinen Kopf auf seine Brust.
»Ich gebe ihr noch mal eine Chance«, sagte er. »Ich war derjenige, der durch den Wind war, nicht die Band. Und ich war ungerecht.«
»Also das sind ja gute Neuigkeiten. Und du fühlst dich tatsächlich besser?«
»Wirklich, auf jeden Fall«, er nickte und strich mir übers Haar. »Und was ist mit dir, wie geht es dir bei der Klärung deiner Situation?«
»Ich weiß nicht«, sagte ich und rollte mich zur Seite, um ihn anzuschauen, seine scharf geschnittenen Wangenknochen und die dunklen Augen. »In einigen Punkten bin ich mir inzwischen ziemlich sicher.« Ich machte mich lang und küsste ihn zärtlich. »Und ich muss ständig an das denken, was du gesagt hast, übers Hierbleiben. Vielleicht ist es ja doch möglich.«
»Nun, warum arbeiten wir nicht einfach an den Punkten, in denen du dir sicher bist?« Er küsste meine Stirn, seine Hand streichelte mein Haar und wanderte dann zu meinen Wangenknochen, spürte der Linie meines Gesichts bis hinunter zum Kinn nach, dann zur Kehle, meinem Schlüsselbein. Ich presste mich an ihn und zwängte meinen Körper unter seinen, so dass er auf mir zu liegen kam. »Und wenn du dir da absolut sicher bist«, meinte Alex flüsternd, »dann können wir anfangen, über alles andere nachzudenken.«
Danach, als Alex eingedöst war, rutschte ich vom Sofa, zog meine Unterwäsche aus ihrem Versteck unter dem Couchtisch und loggte mich in meine G-Mail ein. Ich saß da und betrachtete ihn beim Schlafen, und mir wollte nichts einfallen. Nicht einmal im Blog wollte ich so tun, als gäbe es das
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