Verliebt verlobt Versace Roman
sagte er. »Dabei habe ich jegliches Zeitgefühl verloren, ja, und wusste nicht mehr, welcher Tag war. Wo bist du?«
»Ich war gerade mit einer Freundin Abendessen«, sagte ich und lehnte mich an die Hauswand. Der Abend war noch immer angenehm warm, aber von Alex’ schläfriger Stimme bekam ich Gänsehaut. »Was ist nun mit morgen?«
»Ja, ich habe nichts vor.« Im Hintergrund konnte ich leise Musik hören. Es hörte sich an, als würde Alex singen. »Ich könnte mit dir eine Besichtigungstour durch Williamsburg machen, wenn du Zeit hast«, schlug er vor.
»Das hört sich gut an.« Ich lächelte einen vorbeikommenden Fremden an, der mich komisch ansah. »Wo sollen wir uns treffen?«
»Ah, an der Bedford Avenue Station? Gegen elf?« Er gähnte wieder. Er war so unglaublich süß.
»Dann treffen wir uns dort.« Ich musste selbst auch ein wenig gähnen. Sogar am Telefon war es ansteckend. »Hoffentlich kannst du gut schlafen.«
»Das werde ich bestimmt, ich werde meine Energie für morgen aufsparen«, sagte er. »Schlaf gut.«
Als ich mit einem Lächeln auflegte, war die Verabredung mit Tyler vergessen, und ich dachte nur noch an Alex.
Es war noch so zeitig, dass ich früher zu Hause war als Jenny von der Arbeit. Ich nahm meinen Laptop und legte mich damit aufs Sofa und überlegte, was ich schreiben sollte. Wenn ich jetzt schon mal einen Blog abspeicherte, konnte
ich diesen wegschicken, wenn ich bei Alex war, ohne dass unser gemeinsamer Tag unterbrochen würde. Ich hämmerte rasch die Einzelheiten meines Rendezvous mit Tyler ein und ließ vage Anspielungen auf meinen Tag mit Alex in Brooklyn einfließen, Balthazar oder Brooklyn? , ehe ich mich ausloggte und auf dem Sofa eindöste. Mary hatte gemeint, ihre Leserinnen wären verrückt nach einem Wall-Street-Typen, also hatte ich den Leuten doch nur das gegeben, was sie haben wollten.
Einundzwanzig
Die dreißig Minuten Fahrt nach Brooklyn kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Was, wenn Alex es deshalb nicht eilig gehabt hatte, sich bei mir zu melden, weil es für ihn nicht so unglaublich gewesen war wie für mich? Schließlich war er nicht derjenige, der binnen der letzten vierzehn Tage die Anzahl der Sexpartner verdreifacht hatte. Kurz bevor der Zug hielt, holte ich meinen Kompaktpuder aus meiner Handtasche und betupfte meine glänzende Nase und strich mir mit den Fingern durchs Haar. Gott sei Dank steckte Absicht hinter der Unordnung.
Ich nahm die Treppe der Subway Station im Eilschritt, zog Jennys Sonnenbrille zurück auf meine Nase und hielt Ausschau nach Alex. Trotz der merkwürdig vielen Szenetypen, die diese Straße zu einer Zeit bevölkerten, da sie eigentlich bei der Arbeit hätten sein sollen, entdeckte ich ihn fast auf Anhieb. Er lehnte mit verschränkten Armen an einem
Lampenpfosten und wiegte seinen Kopf zu dem, was aus seinem iPod kam. Sein schwarzes Haar glänzte fast blau in der Sonne, und seine tägliche Uniform aus Jeans und T-Shirt klebte an ihm wie eine zweite Haut. Ich schob meine Sonnenbrille auf die Stirn und beobachtete ihn, einen Moment lang von der Sonne geblendet. Die ganze Szene war fast zu perfekt, um sie zu stören.
»Hey«, Alex beschattete seine Augen mit seinen Händen, als ich mich endlich den Tatsachen stellte und zu ihm ging. »Ich hab gar nicht bemerkt, wie du dich angeschlichen hast.«
»Ja, das ist auch der Grund, weshalb ich mich angeschlichen habe«, sagte ich und gab ihm einen Begrüßungskuss. In der Hoffnung auf jede Menge weitere Küsse. »Geht’s dir gut?«
»Ja, bin nur ein bisschen müde, aber sonst echt gut«, er nahm meine Hand, und wir liefen die Straße hinunter, vorbei an netten, kleinen Boutiquen, düsteren Secondhandläden und einer nicht enden wollenden Reihe winziger Schallplattenläden. »Möchtest du was essen?«
»Klingt, als hättest du was geplant«, sagte ich. Zum ersten Mal in den vergangenen Tagen schien alles unkompliziert zu sein. Ich ging durch den Sonnenschein an der Hand eines wunderschönen Jungen und war glücklich. Ja!
Wir gingen in ein kleines Lokal auf einen Kaffee und Bagels, und Alex hielt eine kurze Geschichtsvorlesung über sein Viertel. Williamsburg beherberge Hunderte von Künstlern und Musikern, erklärte er mir, und auch sonst alle möglichen kreativen Menschen, die wegen der rasant steigenden Mieten aus Manhattan vertrieben worden waren. Es war seit fast zehn Jahren sein Zuhause, und er liebte es. Er ging gern in Bars, wo ihn jeder kannte, genoss das Gefühl,
eine
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