Verliebt verlobt Versace Roman
Nachbarschaft zu haben, und er fand es toll, dass er in weniger als fünfzehn Minuten in der Innenstadt sein konnte. Doch es ärgerte ihn, dass leider auch hier die Immobilienpreise wie verrückt nach oben schnellten, so dass die Musiker und Künstler von reichen Szenetypen vertrieben wurden, die nichts anderes zu tun hatten, als sich Immobilien zu kaufen und den Leuten hier das Leben schwer zu machen. Und am meisten ärgerte es ihn, dass viele seiner Freunde bereits weggezogen waren, entweder tiefer nach Brooklyn hinein oder zurück nach Manhattan.
Als die Sonne hinter der Silhouette von Manhattan abtauchte, kehrten wir in eine kleine Bar an der Bedford Avenue ein. An den Wänden reihten sich Humpen und Bierkrüge, und die schummerige Beleuchtung wurde nur von einem Fernsehschirm gestört, auf dem ein Sportsender lief, und irgendwo bereitete jemand Pommes zu. Es erinnerte auf unheimliche Weise an einen echten Pub.
»Bier?«, fragte Alex mich, als ich mich auf einen Stuhl setzte. Das Umherlaufen hatte mich erschöpft. Viel einfacher war es, im Stuhl zu sitzen und Alex’ über die Theke gebeugte Gestalt mit der tief sitzenden Jeans anzustarren. Er kehrte mit zwei Pints zurück, echten Pints, und ich gab mir Mühe zu verbergen, wie schamlos ich ihn angeglotzt hatte. »Gefällt es dir hier?«
»Ja«, sagte ich und trank dankbar das kalte Helle. »Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen hierherzufahren. Es ist so anders als in der Stadt.«
»Du findest so was auch in Manhattan.« Alex trank nachdenklich sein Bier. »Man findet es nur nicht so leicht und kann es sich weniger leisten.«
»Also ich bin froh, dass ich es gesehen habe«, sagte ich
und drückte seine Hand. »Freut mich, dass du es vorgeschlagen hast.«
»Ich freu mich auch«, sagte er lächelnd, erwiderte meinen Händedruck und sah mir einen Moment zu lang in die Augen. »Wie lange wirst du hierbleiben, Angela?«
»Stell dir vor, es ist mir heute gelungen, einmal lange Zeit nicht daran denken zu müssen.« Ich umfasste mein Bier mit beiden Händen und versuchte ein mattes Lächeln, das aber nicht gelingen wollte.
»Tut mir leid.« Er schaute in sein Glas. »Was soll ich sagen, ich bin ein planender Mensch?«
»Das ist nicht sehr Rock’n’Roll, oder?«, entgegnete ich und schob meine Haare hinter die Ohren, obwohl mir danach war, seine zu zerzausen. »Was ist aus dem Leben für den Augenblick geworden?«
»Das Leben für den Augenblick funktioniert nicht richtig, wenn das, was diesen Augenblick so großartig macht, in ein paar Wochen womöglich auf einen anderen Kontinent verschwindet«, sagte er mit einem Lächeln und zuckte mit den Schultern. »Ich bin wirklich gern mit dir zusammen.«
»Ja.« Ich sah ihn an, was Besseres fiel mir nicht ein.
»Zu viel des Guten?« Seine Miene war unschlüssig. »Entschuldige bitte. Ich vergesse immer wieder, dass die reale Welt auf meinen Gefühlsüberschwang manchmal nicht vorbereitet ist. Verdammt, das hört sich jetzt aber selbst für mich hochtrabend an. Tut mir leid.«
»Gefühlsüberschwang ist schon okay«, sagte ich und biss mir auf die Lippe. »Es ist einfach alles so seltsam. Immer wieder blitzt was auf, so dass ich das Gefühl habe, ja, das ist das wirkliche Leben, ein Leben, wie ich es führen könnte, aber dann wieder, peng, komme ich mit den Füßen auf den
Boden und erinnere mich daran, dass dies eigentlich nichts weiter als ein herrlicher Urlaub ist.«
»Was aber nicht sein muss«, sagte Alex. »Nichts hält dich davon ab, dir ein Visum und einen Job zu besorgen. Es gibt immer Möglichkeiten, wenn man bereit ist, sich dafür starkzumachen. Wenn hier zu leben, hier dein Leben zu führen, das ist, was du möchtest.«
»Offensichtlich ist mein Problem, nicht zu wissen, was ich möchte«, seufzte ich. »Nur die Vorstellung, wieder zurückkehren zu müssen …« Der Gedanke an zu Hause war unweigerlich mit Gedanken an Mark verknüpft, und mir verkrampfte sich der Magen.
»Dann geh nicht zurück.« Alex ließ die Schultern fallen. »Mal ernsthaft, du könntest es wenigstens mal in Erwägung ziehen. Wenn dir alles offenstünde, nichts dich abhalten würde, was würdest du dann tun?«
»Diese Frage habe ich mal jemand anderem gestellt. Und die Antwort war, ein Jahr lang den Yankees hinterherfahren.«
»Dann hat dieser Jemand keine Fantasie.« Alex drückte meine Hand. »Und deshalb bist du auch hier bei mir. Was würdest du tun?«
»Jetzt sofort? Wenn ich alles tun könnte?«, fragte ich. Er
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