Verliebt verlobt Versace Roman
Amateurpsychologin mit den besten Verbindungen in New York, eine Position, die ihr den Zugang zu den besten Klubs und Restaurants und den persönlichen Mobiltelefonnummern mehrerer Hollywoodsternchen und, was noch wichtiger war, deren Agenten sicherte.
»Und wie kommt es dann, dass Sie noch nicht über sämtliche Fernsehschirme flimmern?«, fragte ich sie und nahm mir einen Löffel von ihrem Brownie. Er schmeckte köstlich.
»Mein Durchbruch lässt noch auf sich warten«, meinte sie abwehrend. »Ein durchschnittlicher Agent hat nicht die Macht, einen Nobody wie mich in eine Talkshow zu bringen. Man muss schon Tyra Banks sein, um in so was reinzukommen.«
Sie war so hübsch, so reizend und so verdammt entschlossen, und es war verrückt, dass sie nicht auf dem Titelbild sämtlicher Zeitschriften des Landes zu sehen war. »Sie werden es schaffen«, sagte ich. »Jemand wie Sie ist mir ganz ehrlich noch nie zuvor begegnet. Sie haben hervorragende
Arbeit geleistet, indem Sie mir geholfen haben, mir klar über mich selbst zu werden. Ich würde sonst noch immer seit drei Tagen im selben Schlafanzug auf der Couch sitzen, Eiskrem essen und heulend Reality TV gucken, wenn ich zu Hause wäre.«
»Nun, es braucht schon mehr als einen Tag, eine neue Frisur und etwas Make-up, bis wir das geschafft haben, aber wir werden dorthin kommen«, grinste sie und schaufelte das Dessert in sich hinein. »Mein Gott, Sie sind ja noch nicht mal in Soho gewesen. Ich habe einen ganzen Plan für Sie entwickelt, Liebste. Was meinen Sie, werden Sie es zulassen, dass diese aufdringliche Ami-Frau Sie mit Angela Clark Version zwei bekannt macht?«
»Ich habe nichts Besseres zu tun«, sagte ich lachend. Es war so verrückt, von jemandem an die Hand genommen zu werden, den ich erst vor vierundzwanzig Stunden kennen gelernt hatte, aber aus irgendeinem Grund machte das Sinn. Ich hatte bereits das Gefühl, Jenny mein ganzes Leben lang zu kennen, und mit ihr in New York zu sein, gab mir das Gefühl, dass zwischen mir und Mark ein großer räumlicher und zeitlicher Abstand lag.
Nach dem Mittagessen befassten wir uns mit der sehr wichtigen Aufgabe, mir meine neue Garderobe zusammenzustellen. Einen raschen Gang durch den vierten Stock und drei Armladungen Kleider später wurde ich in eine Umkleide beordert, wo Jenny und zwei Verkäuferinnen abwechselnd mit Ständern voller Kleider auftauchten. Bald schon war ich mit wunderschönen schmalen 7-for-All-Mankind-Jeans ausstaffiert, die selbst meine kurzen Beine sexy aussehen ließen (nach Aussage von Jenny), und mit ausgestellten Hosen von J Brands, die ich mit meinen Converse-Schuhen
und einem alten T-Shirt abwerten, aber auch mit meinen Louboutins aufwerten konnte (nach Ansicht von Jenny). Eine der hilfsbereiten und mit Sicherheit auf Kommissionsbasis arbeitenden Verkäuferinnen erklärte mir, dass meine Beine zwar etwas kurz geraten, aber definitiv wohl geformt waren, so dass ich sie ruhig zeigen konnte. Zu meiner Begeisterung fand ich heraus, dass ich in Amerika Größe 8 trug, Grund genug, mich hier ein paar Wochen aufzuhalten. Sie hatte einen ganzen Ständer mit kurzen, nur knapp den Hintern bedeckenden Kleidern hereingefahren, ehe wir beide übereinkamen, dass man kaum zehn Meter weit darin gehen könnte, ohne den Drang zu verspüren, sie nach unten zu ziehen. Danach gaben wir etwas an Länge zu, und ich ließ mich auf ein schickes blaues Jerseykleid von French Connection ein, einen umwerfenden bedruckten Hänger von Marc by Marc Jacobs und mehrere tolle Teile von Ella Moss und Splendid - T-Shirt-Kleider, so weich, dass sie sich wie Wolken anfühlten! Ich hatte ja keine Ahnung. Primark war für mich in diesem Moment gestorben. Mehrere C&C-California-T-Shirts und eine Shorts und ein paar lässige Röcke später wandten wir uns der Abendkleidung zu.
»Also für Verabredungen … mir schwebt da was Verführerisches vor, was aber gleichzeitig fröhlich wirkt. Außerdem klassisch. Und gut zu tragen. Man kann nicht sexy sein, wenn man sich nicht wohl fühlt.« Jenny schickte die Verkäuferinnen mit einem weiteren Fingerschnippen durch die Verkaufsräume. Ich stand in meinem Höschen da und schielte um die Ecke der hölzernen Lamellentür und wartete auf das nächste Gestell voller Kleider. Und schon kamen sie. Vera Wang Lavender. Tory Burch. Nanette Lepore. DVF. 3.1.phillip lim. Paul & Joe Sister. Noch mehr Marc Jacobs. Das machte solchen Spaß.
»Was haben Sie denn jetzt gerade an?«, erkundigte Jenny
Weitere Kostenlose Bücher