Verliebt verlobt Versace Roman
Liebeskummer für dich eine neue Erfahrung ist.«
»Ich denke nicht, dass ich Liebeskummer habe«, ich schüttelte meinen Kopf. »Er hat mich betrogen, für mich ist es am besten, aus der ganzen Geschichte raus zu sein. Außerdem hast du vermutlich recht. Richtig glücklich sind wir schon die längste Zeit nicht mehr miteinander gewesen, das habe ich nur nicht an mich herangelassen, sondern mich davon überzeugt, dass es normal ist. Wahrscheinlich leide ich immer noch unter Jetlag.«
Ich streckte meinte Hand nach dem nächsten Pizzastück aus und blickte zu Jenny hoch. Sie sah mich mit demselben mitfühlenden Blick an wie an dem Morgen, als ich mich übergeben hatte.
»Angela, du bist wirklich tapfer und eine echte Heldin«, begann sie, »aber es ist ganz normal, deswegen durcheinander zu sein. Du hast dein ganzes Vertrauen und zehn Jahre deines Lebens in diese Beziehung gesteckt, selbst wenn diese nicht alle toll waren, und er hat dich hintergangen, da kommt keiner in drei Tagen darüber hinweg.«
»Ich bin okay«, sagte ich. Jetzt rollten diese niederschmetternden Tiefs wieder an. »Ich habe noch nie mit einer Trennung fertig werden müssen.Vielleicht bin ich einfach wirklich gut darin?«
»Ich will damit nur sagen, es ist okay, wenn du dich nicht okay fühlst. Du würdest dich womöglich sogar besser fühlen, wenn du dir deine Erschütterung eingestehen würdest. Das könnte diese verrückten Gefühle vielleicht sogar ausgleichen.«
»Ich denke einfach, dass ich ihn niemals betrogen hätte«, sagte ich bedächtig. »Selbst wenn ich jemand anderen kennen gelernt hätte, hintergangen hätte ich ihn niemals.«
Jetzt kamen die Tränen, erst noch ganz allmählich.
»Ich weiß, Schätzchen«, sagte Jenny und nahm mir das Bier aus der Hand. »Du bist ein guter Mensch, und du hast recht, es ist besser für dich, nicht mehr in dieser Beziehung zu stecken.«
»Aber warum hat er das getan?«, jammerte ich. »Warum hat er mich betrogen? Und warum liebt er mich nicht mehr?«
Ich drückte mich an Jennys Schulter und durchnässte ihr T-Shirt.
Genau das hatte ich bisher vermieden. Die Frisur, das Make-up, die Klamotten, all das vermochte mein wahres Ich nicht zu überdecken, dieses Ich, mit dem Mark zehn Jahre verbracht hatte, ehe er beschloss, es gegen eine billige Tennisschlampe einzutauschen.
»Es kommt vor, dass die Liebe nachlässt, Angie«, sagte Jenny mit von zurückgehaltenen Tränen belegter Stimme. »Das ist uns allen schon passiert, es ist nur ein ziemlicher Schock für das Nervenkostüm, weil, na ja, die meisten Menschen machen das durch, bevor sie siebenundzwanzig werden. Aber bei dir wird alles wieder gut werden, du siehst doch, was du bis jetzt schon erreicht hast.«
»Sechsundzwanzig«, heulte ich, griff nach der Bierdose und fuchtelte damit herum. Eine wunderbare Stütze. »Und was genau habe ich erreicht? Mark kannte mich seit zehn Jahren und konnte mich nicht lieben. Und jeder, der mir begegnet, setzt sich und redet zehn Minuten mit mir, um dann zu denselben Schlüssen zu kommen wie er, neue Frisur oder nicht.«
»Das stimmt nicht«, sagte Jenny. »Meinst du, dass dieser Typ neulich abends dich nur wegen deiner Frisur eingeladen hat?«
»Er hält mich womöglich für eine Prostituierte wie der Kerl im Park. Oder zumindest für ein versoffenes englisches Mädchen auf Urlaub, das er leicht rumkriegen kann.«
»Und was hast du von ihm gedacht?«, Jenny entriss mir erneut die Bierdose, weil sie Angst hatte, ich würde was verschütten.
»Ich fand ihn reizend.«
Jenny warf mir einen bedeutungsschwangeren Blick zu.
»Ein richtig starker Typ.Vermutlich auch ziemlich reich.«
»Und du hast nicht überlegt, ihn abzuschleppen?«, fragte sie mit hochgezogener Braue.
»Doch«, sagte ich, »vermutlich schon. Und du hast ja auch gesagt, dass ich das tun soll!«
»So, da haben wir’s doch.Vielleicht hat er einfach nur gedacht, ich würde mit diesem Mädchen gern ins Bett gehen, aber du hast das Gleiche gedacht! Du hast nicht daran gedacht, ihn heiraten zu wollen, du wolltest von ihm flachgelegt werden. Das ist erlaubt, weißt du.«
Ich hatte in ihm aber doch ein wenig den Heiratskandidaten gesehen, sagte ich mir. Was ich aber im Moment wohl lieber für mich behielt.
»Aber ich, ich wüsste gar nicht, wie man sich ›flachlegen lässt‹«, erwiderte ich panisch, als mir bewusst wurde, wie recht sie hatte. »Bei mir und Mark war es im Schlafzimmer einfach nur schrecklich, aber ich dachte mir, das sei
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