Verliebt verlobt Versace Roman
andere sollten wir anonym halten.«
»Oh.« Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Das war nicht der großartige Durchbruch, den ich mir immer ausgemalt hatte. Es gab keinen Champagner für mich. »Ach, mir fällt gerade ein, ich habe keine Arbeitserlaubnis. Ist das ein Problem?«
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?« Mary sah jetzt sehr verärgert aus. »Ich kann Sie nicht als Angestellte bezahlen, wenn Sie kein Visum haben. Da können Sie gleich wieder gehen.«
»Aber ich bin doch erst am Sonntag hier angekommen.« Ich stand auf und versuchte verzweifelt, das Ruder herumzureißen. »Und, und Sie brauchen mich nicht zu bezahlen! Ich werde umsonst für Sie arbeiten!«
»Umsonst?« Sie zog eine Braue hoch. »Wirklich?«
Ich nickte, halb schon stehend, halb noch auf meinem Stuhl verharrend. »Alles, was Sie wollen, Mary, bitte, ich werde Ihnen die lustigste Dating-Kolumne schreiben, die Sie je gelesen haben. Ehrlich.«
»Umsonst werde ich Sie wohl nicht arbeiten lassen können … aber ich könnte Sie als freie Mitarbeiterin beschäftigen«, überlegte sie und schaute noch mal ins Tagebuch. »Und Sie sagen, Sie sind erst am Sonntag hier angekommen? Dann ist das also diese Woche passiert?«
Ich nickte wieder.
»Bringen Sie mir am Montag das Tagebuch der ersten
drei Tage, zusammen mit einem Exposé von 1000 Wörtern und einem Foto, dann können wir uns über alles andere unterhalten.«
Das Gespräch war vorbei. Ich weiß nicht, ob Mary einen stillen Summer hatte oder sich mit unsichtbaren Signalen verständigte, jedenfalls tauchte ihre Sekretärin in der Tür auf und bedeutete mir zu gehen. Den Kaffee bekam ich nie zu Gesicht.
Ich konnte es nicht fassen. Ich wurde Schriftstellerin. Echte Autorin für eine echte Zeitschrift. Okay, für die Website einer Zeitschrift, aber immerhin. Dass ich am Sonntag ins Flugzeug gestiegen bin, war eindeutig das Beste, was ich je getan hatte. Jenny machte eine Doppelschicht, und Erin war übers Wochenende nicht in der Stadt, aber ich musste mit jemandem meinen Job feiern, mein New-York-Protokoll. Da gab es doch nur eine Möglichkeit! Stolz und zuversichtlich lief ich auf dem Weg zum Empire State Building den Broadway hinunter, um meinen Erfolg mit der Stadt zu teilen.
Was toll gewesen wäre, wenn es in der Stadt nicht für August fast vier Grad heißer als gewöhnlich gewesen wäre, sich nicht überall schwitzende Touristen gedrängt hätten und haufenweise Kinder, die Ferien hatten, mit dem einzigen klaren Auftrag unterwegs gewesen wären, mich beiseitezustoßen und mir, wann immer möglich, meine (wunderbare) Marc-Jacobs-Tasche von der Schulter zu reißen. Die bereits brannte und einen wunderbaren Rotstich hatte. Bis ich im sengenden Sonnenschein hinunter zur 34th gelaufen war, dürfte ich, als ich an Macy’s vorbeikam, schon einen leichten Sonnenstich erlitten haben. Ehe ich wusste, wie mir geschah, wurde ich durch die Türen hineingezogen und
trank einen erfrischenden Eistee, benutzte die komfortablen und sauberen Toiletten und gab 250 Dollar an der Benetfit-Kosmetiktheke aus. Als ich eine Stunde später wieder nach draußen kam und um die Ecke bog, war die Schlange vor dem Empire State Building schon wahnsinnig lang. Die Sonne brannte auf mich und meine neuen Einkäufe herab und drohte mein Make-up zum Schmelzen zu bringen, und ich hatte nicht weit nach Hause. Die stolze Schriftstellerin war von der reuigen Shopperin abgelöst worden, und bevor ich wusste, was ich tat, trugen meine Beine mich schon über die Lexington zurück in meine Wohnung, zurück zu meinem Laptop und zurück ins Bett.
Als ich am Samstagmorgen aufwachte, konnte ich nicht glauben, dass ich vor gerade einmal einer Woche noch in meinem eigenen Bett aufgewacht war. In so kurzer Zeit war so viel passiert, und doch schien die Zeit, sobald ich mich an meine Verabredung mit Alex später am Abend erinnerte, rückwärtszulaufen. Es waren Jennys erste vierundzwanzig Stunden Freizeit nach über einer Woche, und dies bedeutete, dass sie bestimmt vierzehn Stunden schlafen würde. Sie hatte mir halbherzig angeboten, mit mir auszugehen, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, aber das Mädchen konnte sich kaum mehr auf ihren modisch beschuhten Füßen halten, und so ließ ich sie in Ruhe. Ich ging los, um was zum Frühstück zu holen, wusch ab, putzte die Küche, schrubbte das Badezimmer und brachte alle meine Kleider in die Reinigung. Ich fand es verrückt, dass praktisch keiner in der ganzen
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