Verliebt verlobt Versace Roman
Stadt selbst seine Wäsche wusch, aber Jenny versicherte mir, dass nur die Superreichen über eine Waschküche verfügten und es absolut normal war, die Wäsche wegzugeben. Es gelang mir, eine leichte Panikattacke
angesichts der Frage, was ich am nächsten Tag anziehen sollte, wenn alles schmutzig war, unter Kontrolle zu bringen, nachdem Jenny mir eine Flasche Handwaschmittel für Notfälle in die Hand gedrückt hatte. Die diversen halbleeren Flaschen Febreze, die sie unter das Waschbecken bugsierte, gab ich vor nicht zu bemerken. Also behalf man sich auch hier mit Frischetricks …
Weil ich was aus mir machen wollte, war ich schon um halb sechs geduscht, geföhnt und mit einem süßen gestreiften Minikleid von Ella Moss bekleidet und hatte dann noch ganze anderthalb Stunden Zeit, Make-up aufzutragen, Make-up abzunehmen, neues Make-up aufzutragen und mir dann wegen meiner Verabredung mit jemandem aus einer Band vor Angst fast in die Hose zu machen. In Schwung gebracht durch eine rasch zusammengemixte Margarita und einen Kuss - beides von einer schläfrigen Jenny -, griff ich nach meiner Tasche und wappnete mich. Als ich hinter mir die Tür schloss und ins Freie trat, um ein Taxi herbeizuwinken, beschleunigte sich mein Pulsschlag. Während der Fahrt überprüfte ich acht Mal mein Mobiltelefon, nur für den Fall. Keine Absage oder Bestätigung von Alex, aber eine süße Nachricht von Tyler, der meinte, wir hätten einen tollen Abend verbracht und er werde mich am Sonntag um halb sieben Uhr vor meinem Haus abholen.
Das Max-Brenner-Ladenlokal lag etwas versteckt am Broadway, direkt gegenüber des Virgin Megastores. Wenigstens kann ich von hier The Union sehen, falls irgendwas schiefgeht, sagte ich mir, als ich aus dem Taxi stieg. Die Türen von Max Brenner’s öffneten sich und gaben den Blick auf ein Schokoladen-Labor im Stil von Charlie und die Schokoladenfabrik
frei. Ganz und gar nicht das, was ich erwartet hatte. Ganz und gar nicht der richtige Ort für den besonders dick aufgetragenen Eyeliner. Und der erste Ort in ganz New York, der unglaublich hell erleuchtet war. Scheiße. Und auf der rechten Seite saß inmitten all der flüsternden Mütter und glotzenden Väter Alex. Eine unpassendere Szenerie hätte man sich nicht vorstellen können. Sein schwarzes Haar sah aus, als hätte es weder Bürste noch Kamm gesehen, und wenn was verknittert war, dann sein grünes T-Shirt, und verglichen mit dem »Wochenend-Papa« und der »Lasst uns zum Nachtisch Schoko-Shakes trinken gehen - Mama« sah er aus, als würde er sich gleich einen Schuss setzen. Fehl am Platz, vielleicht, völlig vergammelt, definitiv, und ein starker Typ? Absolut. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, und er winkte, als er mich sah, und mein Herz war offenbar der einzige Muskel in meinem Körper, der sich bewegen konnte. Hatte mein Puls gerast, als ich das Apartment verließ, so setzte er jetzt mehr oder weniger aus.
»Hey«, sagte er, als ich in die Nische rutschte, nachdem ich mich schließlich gezwungen hatte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. »Du hast es geschafft.«
»Habe ich«, sagte ich und warf einen Blick auf die Uhr. Schon wieder zu spät. »Tut mir leid, ich wusste nicht mehr genau, wo es war.«
»Cool«, sagte er noch immer lächelnd. Ich begann mir Sorgen zu machen, ob er womöglich zugedröhnt war.
»Mit einem Lokal wie diesem hier hätte ich dich nie in Verbindung gebracht«, sagte ich und ließ meinen Blick über die sich drehenden Bottiche schweifen. »Nicht gerade Rock’n’Roll, oder?«
»Nein«, sagte er und sah sich nun seinerseits um. »Aber Abhängigkeit ist ziemlich Rock’n’Roll, und wenn ich es
auch nicht ausposaunen möchte, so habe ich doch ein echtes Problem mit heißer Schokolade. Im Ernst, erst wenn du dieses Zeug probiert hast, weißt du, wie unglaublich das schmeckt.«
Ich nahm die Speisekarte und vertiefte mich in all die Versuchungen, heiße Schokolade, Milchschokolade, dunkle, weiße, mit Chili, mit Muskat, mit Zimt, Schokoladeneiskrem, Schokoladenpizza - so viel Schokolade und dazu ein wirklich scharfer Junge aus einer Band? Gut möglich, dass ich schon im Himmel war und nur nicht gemerkt hatte, dass man mich auf dem Weg hierher überfahren hatte.
»Mann«, sagte ich und schaute ihn wieder an. Wenn er mich weiterhin mit diesem kleinen Lächeln ansah, dann würde mir schon bald nichts mehr zum Gespräch einfallen. »Dann bist du also Schokoholiker?«
»Ich bekenne mich schuldig.« Er nickte
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