Verliebt verlobt Versace Roman
sein. Behalte immer
einen klaren Kopf. Mum meinte immer, das sei eine unserer Stärken.
Ich würde nach Hause gehen und meine Sachen holen müssen. Nach Hause. Vermutlich war es nicht mal mehr mein Zuhause.Vermutlich ließ er sie schon morgen einziehen. »Katie«, sagte eine kleine Kobold-Stimme in meinem Kopf. »Nicht ›sie‹, sie heißt Katie.«
»Diese Dusche fühlt sich toll an«, sagte ich laut und verjagte diese Stimme aus meinem Kopf, während das heiße Wasser aus drei verschiedenen Düsen über mich herabströmte. Es war alles so unwirklich. Wenn ich doch nur in einem Hotel wohnen könnte. Nicht zu diesem Haufen Scheiße zurückkehren und mein Zeug durchwühlen müsste, als wäre ich diejenige, die was falsch gemacht hat. Herrje, die Aufteilung der CDs. Dem war ich nicht gewachsen. Ein Paar abtrünnige Tränen bahnten sich ihren Weg. Wenn ich doch nur für immer in diesem Hotel bleiben und so tun könnte, als wäre nichts davon geschehen.
Warum nicht in einem Hotel wohnen?
Natürlich nicht in diesem Hotel. Ich hatte das seltsame Gefühl, dass ich beim Frühstück nicht gerade willkommen wäre, aber ein anderes Hotel. Irgendwas Unpersönliches und Wunderbares, wo die einzige Sorge des Personals meinem Wohlbefinden galt und nicht der Frage, ob ich etwa noch einen feierlichen Anlass platzen lassen würde. Ich verfügte über etwas Geld, wir hatten jahrelang für meine nicht mehr zur Diskussion stehende Hochzeit gespart, und ich fand es nur angemessen, Marks Anteil daran einzubehalten, dafür, dass er mich beschissen hatte. Ich arbeitete als Freiberuflerin, ich hatte meinen Reisepass, meine Kreditkarten, den Führerschein (mir stahl kein Einbrecher meine Identität, während ich für fast eine Woche zu einer Hochzeit
weg war!), genügend Kleider, meine Lieblingsschuhe, was brauchte ich sonst noch? Ich hatte wirklich genug Sachen, um eine Weile nicht nach Hause zu müssen. Pfeif auf die CDs, ich hatte meinen iPod. Es sprach wirklich nichts dagegen, und ich war weiß Gott eine Meisterin darin, mich aus allem, was nur im Entferntesten nach Konfrontation aussah, herauszureden.
Ich zwang mich, aus der Dusche zu steigen. Im Badezimmer ruhte mein Blick kurz auf Marks Waschbeutel neben meinem Verlobungsring. Ein hübsches Teil aus Leder, das ich ihm letzte Weihnachten gekauft hatte. Dafür wird er ja wohl zurückkommen wollen, überlegte ich, als ich meine Ohrringe und meine Halskette anlegte, denn sie ist voll mit all seinem schicken Rasierzeug, das seine Mama ihm immer zum Geburtstag schenkt. Einen kurzen Moment überlegte ich, sie mit Rasierschaum zu füllen, die Dose schon in der Hand, erstarrte jedoch angesichts einer Rückblende. Ich sah ihn über die Kuh gebeugt, verschwitzt und verwirrt. Vielleicht sollte ich sie aus dem Fenster werfen. Dann erinnerte ich mich daran, wie er sie angelächelt hatte. Sie vor mir in diesen schäbigen Boxershorts angelächelt hatte.
Und so setzte ich mich aufs Klo und pinkelte in die Tasche. Es war das Ekelhafteste, was ich je getan habe, und ich war absolut stolz darauf. Als sie richtig schön ruiniert war, warf ich meinen Verlobungsring hinein, schloss den Reißverschluss und verließ das Badezimmer.
»Mama«, flüsterte ich und setzte mich neben sie aufs Bett. »Ich bin dann weg, Mama.«
Sie öffnete ihre Augen und machte einen etwas verwirrten Eindruck, während sie offenbar ihre Erinnerungen sortierte. Dann sah sie mich an, als wolle sie mich in dasselbe
Heim stecken, in das sie meine Oma abgeschoben hatte.
»Was meinst du damit?«, fragte sie, während sie sich aufsetzte und über den Anblick ihrer Nachtwäsche offensichtlich verwundert war. »Du brauchst wegen dieses Mistkerls nirgendwo hinzugehen.«
Es war das erste Mal, dass ich sie Mark was anderes als »lieber Junge« oder »dieser reizende Mark« nennen hörte, und ich war recht gerührt.
»Ich weiß.« Mit einem Kopfnicken zeigte ich auf meine gepackte Reisetasche. »Aber wegen der Hochzeit und alledem halte ich es für besser, zeitig aufzubrechen. Ich habe mir nämlich überlegt, dass ich mal für ein paar Tage abtauche, um wieder einen klaren Kopf zu kriegen.«
»O nein«, sagte sie und ergriff meine Hand. »Du kommst jetzt einfach mit zu mir und deinem Vater nach Hause, der uns hier später abholen wird. Du hast nichts Falsches getan, weißt du. Nun …«
»Ich weiß, Mama«, sagte ich. »Aber ich denke, es täte mir gut wegzugehen. Ich habe ein Taxi zum Flughafen bestellt.«
Sie sah mich etwas
Weitere Kostenlose Bücher