Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
richteten sich auf, während er sie mit Türkis und Magenta umkreiste. Er drückte ihre Oberschenkel auf und schmückte sie mit aggressiven Mustern in Chromgrün und Blauviolett.
Sie fühlte wie seine Frustration zusammen mit seinem Verlangen wuchs und war nicht überrascht, als er plötzlich die Pinsel beiseite warf und anfing, mit den Händen an ihr zu arbeiten. Er wirbelte die Farben ineinander und nahm Besitz von ihrem Fleisch, bis sie es nicht länger ertragen konnte. Sie sprang auf die Füße und zerrte an den Knöpfen seines Hemdes. Dabei verschmierte sie es mit den Wundmalen in Renaissancegold, die er in ihre Handflächen getupft hatte. Sie war nicht mehr länger damit zufrieden, seine Schöpfung zu sein, sie musste ihn ebenfalls neu erschaffen nach ihrem Bild, und als er nackt war, presste sie sich an seinen Körper.
Die heißen Pigmente vermischten sich und verbanden sich, als sie sich wie ein Stempel auf ihn drückte. Wieder hatten sie kein Bett, also zog sie die Kissen vom Sofa und küsste
ihn, bis sie beide atemlos waren. Schließlich zog er sich so weit zurück, dass sie sich ihm öffnen konnte. »Lilly, meine Geliebte …« Er drang in sie ein so leidenschaftlich und kraftvoll, wie er malte.
Durch die Farbe rutschten seine Hüften an der Innenseite ihrer Oberschenkel ab, er packte sie fester. Er stieß kräftiger und schneller zu. Ihre Münder verschmolzen wie ihre Körper bis sie nicht länger zwei Personen waren. Zusammen taumelten sie über den Rand der Welt.
Hinterher spielten sie mit der Farbe herum und tauschten tiefe Küsse mitsamt allen zärtlichen Wörtern, die zwischen ihnen gesagt werden mussten. Erst als sie unter der Dusche standen, gestand Lilly ihm, dass sie ihn nicht heiraten würde.
»Hat dich denn jemand gefragt?«
»Nicht gleich jedenfalls«, fügte sie noch hinzu und ignorierte seinen Einwand. »Ich will erst eine Weile so mit dir zusammenleben. In vollkommener bohemienhafter Sünde.«
»Solange ich keine Wohnung mit fließend kalt Wasser irgendwo in Lower Manhattan dazu mieten muss.«
»Nein. Aber auch nicht in Mexiko. In Paris. Wäre das nicht wunderbar? Ich könnte deine Muse sein.«
»Meine geliebte Lilly, als ob du das nicht jetzt schon wärest.«
»Oh, Liam, ich liebe dich so. Wir zwei … ein Atelier im Sechsten Arrondissement, dessen Besitzerin - eine alte Dame - in alten Chanelkostümen herumläuft. Du und dein Genie und dein wundervoller Körper. Ich und meine Quilts. Wein und Farbe und Paris.«
»Sie gehören uns.« Er lachte sein lautes, herzhaftes Lachen und knetete ihre Brüste. »Habe ich schon daran gedacht, dir zu sagen, dass ich dich liebe?«
»Hast du.« Sie lächelte und verlor sich in seinen dunklen, eindringlichen Augen. »Ich werde ein Windspiel an den Fenstersims hängen.«
»Das mich am Schlafen hindern wird, so dass ich mich die ganze Nacht mit dir vergnügen werde.«
»Ich liebe Windspiele.«
»Und ich liebe dich.«
Fast abwesend beobachtete Kevin, wie der Geschwindigkeitsanzeiger am Tacho des Ferraris immer höher kletterte. 220 Kilometer pro Stunde. Er schoss westwärts auf der Autobahn vorbei an den Vororten Chicagos. Er würde ganz bis nach Iowa fahren, nur damit diese Unruhe aufhörte und er sich wieder auf das konzentrieren konnte, was wichtig war.
Morgen früh begann das Trainingslager. Bis dahin würde er herumfahren.
Er brauchte es, die Geschwindigkeit zu spüren. Den Nervenkitzel. 240 … 260.
Neben ihm rutschten die Scheidungspapiere, die am Morgen von Mollys Anwalt eingetroffen waren, vom Sitz. Warum hatte sie nicht mit ihm gesprochen, bevor sie das getan hatte? Er versuchte, zur Ruhe zu kommen, indem er sich ins Gedächtnis rief, was für ihn wichtig war.
Er hatte nur noch fünf oder sechs gute Jahre vor sich … Bei den Stars zu spielen, war alles, was zählte …
Er konnte sich die Ablenkung nicht leisten, die eine pflegeintensive Frau mit sich brachte …
Und so weiter und so weiter, bis er es so leid war, sich selbst zuzuhören, dass er noch stärker aufs Gaspedal trat. Es war jetzt einen Monat und vier Tage her, dass er Molly zuletzt gesehen hatte, also konnte er ihr nicht die Schuld daran geben, dass er nicht wie geplant mehr trainiert oder alle Spielaufzeichnungen, die er sehen wollte, angeschaut hatte. Stattdessen war er zum Klettern und zum Canyoning gegangen und war beim Gleitschirmfliegen gewesen.
Aber nichts davon hatte ihn zufrieden gestellt.
Er war nur ein einziges Mal annähernd zufrieden
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