Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
uneheliches Kind auch bei ihm die Nackenhaare auf, aber das würde wohl jedem so gehen. Dies hatte jedoch nichts mit dem Pfarrerssohn zu tun. Hier ging es einzig und allein um das Spiel.
Phoebe und Dan erwarteten mit Sicherheit keine Liebesheirat, und es würde sie wenig überraschen, wenn die Ehe nicht lange anhielt. Doch er würde ihnen wieder in die Augen sehen können. Was Molly Somerville anging, dieses verwöhnte reiche Töchterchen mit ihrer fragwürdigen Moral, so gab es niemanden, den er mehr verabscheute. So viel zu seiner Vorliebe für stille, anspruchslose Frauen, mit der Jane Bonner ihn so gerne aufzog. Jetzt hatte er es mit einer eingebildeten Intellektuellen zu tun, die ihn in Stücke reißen würde, wenn er ihr die Gelegenheit dazu gäbe. Glücklicherweise hatte er nicht die Absicht, dies zu tun.
Kevin, es gibt immer Gut und Böse. Entweder du bewegst dich dein Leben lang im Schatten oder du bleibst im Licht.
Er ignorierte John Tucker und raste auf dem Lake Shore Drive davon. Das hier hatte nichts mit Gut und Böse zu tun, hier ging es nur darum, seine Karriere nicht zu gefährden.
Das stimmt nicht ganz, flüsterte seine innere Stimme. Er schoss auf die linke Spur, dann auf die rechte und wieder zurück auf die linke. Geschwindigkeit und Gefahr war das, was er jetzt brauchte, doch der Lake Shore Drive war nicht der geeignete Ort dazu.
Ein paar Tage nach Phoebes und Dans Hinterhalt trafen Molly und Kevin sich, um das Aufgebot zu bestellen. Danach fuhren sie getrennt in die Innenstadt, um die nötigen juristischen
Papiere zu unterschreiben, in denen sie vereinbarten, dass im Falle einer Trennung keiner von beiden auf das Vermögen des anderen Anspruch erheben konnte. Kevin hatte keine Ahnung, dass Molly über kaum nennenswertes Vermögen verfügte, und sie beließ es auch dabei. Er hätte sie wahrscheinlich für noch verrückter gehalten als ohnehin schon.
Als der Anwalt ihnen den Vertrag erläuterte, hörte Molly überhaupt nicht zu. Kevin und sie hatten kein einziges Wort darüber geredet, welche Rolle er im Leben ihres Kindes spielen sollte, und sie war viel zu entmutigt, um die Sprache darauf zu bringen. Noch etwas, das sie unbedingt klären mussten.
Als sie das Büro das Anwalts verließen, nahm Molly all ihren Mut zusammen und versuchte, mit ihm zu reden.
»Kevin, das Ganze ist doch irrsinnig. Lass mich wenigstens Phoebe und Dan die Wahrheit sagen.«
»Du hast geschworen, kein Wort darüber zu verlieren.«
»Ich weiß, aber -«
Sein eisiger Blick ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. »Ich hoffe, man kann dir wenigstens in dieser Sache vertrauen.«
Sie wich seinem Blick aus und wünschte, sie hätte ihm nie ihr Wort gegeben. »Wir leben nicht mehr in den fünfziger Jahren. Ich muss nicht verheiratet sein, um ein Kind großzuziehen. Millionen von Frauen schaffen das mittlerweile allein.«
»Zu heiraten bedeutet für jeden von uns nur eine kleine Unannehmlichkeit. Bist du so selbstsüchtig, dass du nicht ein paar Wochen opfern kannst, damit wenigstens das seine Ordnung hat?«
Ihr gefiel weder die Verachtung, die in seinen Worten lag, noch dass jemand sie selbstsüchtig nannte, vor allem wenn sie genau wusste, dass er das alles nur inszenierte, um es sich mit Phoebe und Dan nicht zu verderben. Doch er ließ sie stehen,
bevor sie etwas erwidern konnte. Schließlich gab sie es auf. Mit einem von ihnen hätte sie fertig werden können, aber mit allen dreien konnte sie es nicht aufnehmen.
Die Hochzeitszeremonie fand ein paar Tage später im Wohnzimmer der Calebows statt. Molly trug das wollweiße Kleid, das ihre Schwester für sie gekauft hatte, Kevin einen tiefschwarzen Anzug mit passender Krawatte. Molly fand, er sah aus wie ein Bestattungsunternehmer.
Sie hatten es beide abgelehnt, jemanden aus ihrem Freundeskreis zu der Zeremonie einzuladen. Phoebe, Dan, die Kinder und die Hunde waren die einzigen Gäste. Die Mädchen hatten den Raum mit weißen Girlanden aus Krepppapier geschmückt und den Hunden kleine weiße Schleifen umgebunden. Ruh trug seine um den Hals, Kängas hing etwas schief von ihrem Zöpfchen, das sie auf dem Kopf trug. Sie flirtete schamlos mit Kevin, wackelte mit ihrer Schleife und wedelte wie wild mit dem Schwanz, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch Kevin ignorierte sie ebenso wie Ruhs Knurren. Sicher ist er einer von diesen Männern, die glauben, Pudel würden ihrer Männlichkeit schaden, dachte Molly. Warum hatte sie in Door County nicht mehr darauf
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