Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
einfach kneifen. Sie tat, was Daphne in so einer Situation getan hätte, nahm zum Trost ihren Hund auf den Arm und trug ihn zu dem Sessel, der von allen am weitesten entfernt stand. Er leckte ihr mitfühlend übers Kinn.
Dan nahm auf dem Sofa Platz, mit demselben sturen esichtsausdruck, der eben noch ihren Ausbruch ausgelöst hatte. Phoebe hockte neben ihm und blickte drein wie ein besorgtes Las-Vegas-Showgirl in Mamas Klamotten. Und Kevin -
Seine Wut schwebte wie eine drohende Wolke im Raum. Er stand neben dem Kamin, die Arme vor der Brust verschränkt, die Hände unter die Achseln geklemmt, als müsse er sie mit aller Macht darin hindern, sich auf sie zu stürzen. Wie hatte sie nur jemals eine Schwäche für einen so gefährlichen Typen haben können?
Da wurde ihr zum ersten Mal ihre Lage bewusst: Phoebe, Dan, Kevin - und sie. Die Erschafferin von Daphne dem Kaninchen musste gegen die NFL antreten.
Ihr blieb nichts anderes übrig als in die Offensive zu gehen. Sie würde zwar als absolute Schlampe dastehen, aber es war das Beste, was sie für Kevin tun konnte. »Lasst es uns kurz machen. Ich habe noch andere Dinge zu erledigen und dies ist einfach zu langweilig, um viele Worte zu verschwenden.«
Eine dunkelblonde Augenbraue zuckte beinahe bis zum Haaransatz.
Phoebe seufzte. »Gib dir keine Mühe, Molly, so leicht lässt er sich nicht abschrecken. Wir wissen, dass Kevin der Vater deines Babys ist, und er ist hier, um über die Zukunft zu sprechen.«
Sie fuhr herum und sah ihn an. Er hatte es ihnen nicht gesagt. Phoebe hätte nie so gesprochen, wenn sie gewusst hätte, was Molly getan hatte.
Seine Augen verrieten nichts.
Warum hatte er geschwiegen? Sobald Dan und Phoebe die Wahrheit erfahren hätten, wäre er aus dem Schneider gewesen.
Sie wandte sich an ihre Schwester. »Die Zukunft hat nichts mit ihm zu tun. Die Wahrheit ist, dass ich -«
Kevin machte einen Satz nach vorn. »Hol deinen Mantel«, schnauzte er. »Wir machen einen kleinen Spaziergang.«
»Ich will aber -«
»Jetzt, auf der Stelle!«
So gern sie dieser Begegnung aus dem Weg gegangen wäre, es wäre sicher einfacher mit Kevin unter vier Augen zu sprechen als vor der versammelten Calebow-Mafia. Sie setzte ihren Hund auf dem Teppich ab und stand auf. »Du bleibst hier, Ruh.«
Phoebe nahm den winselnden Pudel hoch.
Kerzengerade, als hätte sie einen Besen verschluckt, stolzierte Molly aus dem Zimmer. In der Küche holte Kevin sie ein, packte ihren Arm und zog sie zur Garderobe. Er drückte ihr Julies lavendelfarbene Skijacke in die Hand und schnappte sich selbst Dans braunen Dufflecoat. Dann stieß er die Hintertür auf und schubste sie unsanft vor sich her nach draußen.
Molly zog die Jacke über und versuchte vergeblich, den Reißverschluss zu schließen, der eisige Wind drang durch ihre dünne Seidenbluse. Kevin machte sich nicht einmal die Mühe, seinen Mantel zu schließen, obwohl er nur einen leichten Sommerpullover und eine dünne Baumwollhose trug. In der Hitze seines Zorns schien er die Kälte gar nicht zu bemerken.
Sie kramte nervös in Julies Jackentaschen und fand eine alte Strickmütze mit einem verblichenen Barbieaufnäher. An der Spitze baumelten die Überreste eines silbrig glitzernden Pompons an einem dünnen Faden. Sie stülpte sich das Ding kurzerhand über den Kopf. Er zog sie auf einen Steinplattenweg, der Richtung Wald führte. Sie spürte, wie der Ärger von ihm abfiel.
»Sie hatten nicht vor, es mir zu sagen, nicht wahr?«, begann er.
»Ich sah dazu keine Veranlassung. Aber ich werde ihnen alles erzählen. Das hätten Sie schon tun sollen, als Dan auftauchte, dann hätten Sie sich den langen Weg sparen können.«
»Ich kann mir seine Reaktion lebhaft vorstellen. Es ist
nicht meine Schuld, Dan. Deine untadelige kleine Schwägerin hat mich vergewaltigt. Ich bin sicher, er hätte mir aufs Wort geglaubt.«
»Jetzt wird er es glauben. Es tut mir Leid, dass Sie solche - Unannehmlichkeiten deswegen hatten.«
»Unannehmlichkeiten?« Er schleuderte ihr das Wort wie einen Peitschenhieb ins Gesicht. »Das ist wohl kaum der geeignete Ausdruck.«
»Ich weiß, und ich -«
»Für eine reiche verwöhnte Gans wie Sie mögen es vielleicht Unannehmlichkeiten sein, aber im richtigen Leben -«
»Ich verstehe! Sie waren nur das Opfer.« Fröstelnd zog sie ihre Schultern hoch und vergrub die Hände in den viel zu kleinen Taschen. »Ich muss mit der Situation fertig werden, nicht Sie.«
»Ich bin niemandes Opfer!«, knurrte
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